Strommasten stehen in Concepcion, Chile

Regierung verhängt Ausnahmezustand Strom in weiten Teilen Chiles ausgefallen

Stand: 26.02.2025 08:03 Uhr

Wegen eines großflächigen Stromausfalls in Chile hat die Regierung eine Ausgangssperre verhängt. Auch die Hauptstadt Santiago liegt weitestgehend im Dunklen. U-Bahn-Züge blieben stehen, Ampeln funktionieren nicht.

In weiten Teilen Chiles ist der Strom ausgefallen. Der großflächige Blackout sei durch den Ausfall einer Übertragungsleitung im bevölkerungsreichen Norden des Landes verursacht worden, sagte Innenministerin Carolina Tohá. Daraufhin seien weitere Leitungen abgeschaltet worden, was zu dem massiven Stromausfall geführt habe. Einen Cyberangriff oder einen Anschlag schloss sie als Ursache aus. 98 Prozent der gesamten Bevölkerung sollen betroffen gewesen sein.

Stunden nach dem Ausfall wurde in einigen Teilen der Hauptstadt Santiago sowie in den Küstenstädten Valparaiso und Vina del Mar die Stromversorgung zum Teil wiederhergestellt. Vier der 19 Millionen betroffenen Einwohnern hätten um 22:00 Uhr (Ortszeit) wieder Elektrizität gehabt, erklärte Präsident Gabriel Boric in einer Ansprache. Experten rechnen aber damit, dass es lange dauern könnte, die Stromversorgung wieder komplett herzustellen.

Teile von Santiago de Chile liegen nach einem Stromausfall im Dunklen.

In Teilen Santiagos ist es komplett dunkel - andernorts sind noch Gebäude hell erleuchtet.

3.000 Soldaten mobilisiert

Die Hauptstadt Santiago lag zeitweise praktisch im Dunkeln. In der ganzen Stadt heulten die Sirenen von Einsatzfahrzeugen. Die U-Bahn, die Millionen von Fahrgästen befördert, fiel aus. Passagiere mussten aus den liegengebliebenen Zügen geholt werden. Das Verkehrsministerium warnte Autofahrer zur Vorsicht, da zahlreiche Ampeln ausfielen. "Es ist ein riesiges Problem, und wir versuchen, es so gut wie möglich zu lösen, aber wir können nicht zaubern", sagte Verkehrsminister Juan Carlos Muñoz einem Radiosender.

"Unsere größte Sorge gilt der Sicherheit der Menschen", so Innenministerin Tohá. "Wir wollen, dass niemand den Stromausfall ausnutzt, um Verbrechen zu begehen." Zur Verstärkung der Polizei würden 3.000 Soldaten auf die Straßen geschickt, um für Sicherheit zu sorgen, teilte das Verteidigungsministerium mit.

Die Regierung verhängte den Ausnahmezustand und eine Ausgangssperre von 22:00 bis 06:00 Uhr (Ortszeit), ein Katastrophenschutz-Komitee wurde einberufen. Einwohner Santiagos berichten zudem vom Ausfall der Mobilfunknetze und der Geldautomaten.

Produktion in Kupferminen unterbrochen

Der Stromausfall betraf Gebiete im Norden mit seiner Bergbau-Industrie bis hin zu den zentralen und südlichen Regionen, in denen der Großteil der Bevölkerung des Andenstaates lebt.

In großen Kupferminen im Norden des Landes wurde die Produktion unterbrochen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters fiel auch in der weltgrößten Kupfermine, Escondida, der Strom aus. Der staatliche Kupferkonzern Codelco teilte mit, alle seine Minen seien betroffen. Der Kupferbergbau in Chuquicamata, Andina, Salvador und El Teniente sei ohne Strom, die übrigen Minen würden mit Notstromaggregaten teilweise weiterbetrieben.

Mit Informationen von Anne Herrberg, ARD-Studio Rio de Janeiro

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 26. Februar 2025 um 05:30 Uhr.