NASA-Astronauten Suni Williams und Butch Wilmore bei einer Pressekonferenz.

Gestrandete Astronauten "Das Leben geht nicht immer geradeaus"

Stand: 01.04.2025 13:13 Uhr

Acht Tage lang sollten sie ins All fliegen, neun Monate sind es geworden. Sunita Williams und Butch Wilmore sind vor zwei Wochen auf die Erde zurückgekehrt, nun haben die Astronauten ihr erstes Interview gegeben.

Von Samuel Jackisch, ARD Washington

"Wir wussten, eines Tages kommen wir wieder runter", berichtet NASA-Astronaut Butch Wilmore nach seiner Rückkehr auf die Erde. Wenn sich aber die großen Lande-Fallschirme der Raumkapsel tatsächlich öffnen, und man sicher auf dem Ozean des Planeten Erde landet, sei das Gefühl unbeschreiblich.

Seine Crew-Kollegin Sunita Williams hat sich vor allem auf die Umarmung mit ihrer Familie gefreut: Erst sei der Ehemann dran gewesen, dann die beiden Hunde. "Ja, in dieser Reihenfolge", scherzt sie. Und dann, nach monatelanger Astronautennahrung, habe sie sich endlich ein gegrilltes Käsesandwich gegönnt.

Weil ihr "Starliner"-Raumschiff technische Probleme bekam, mussten die beiden NASA-Astronauten Wilmore und Williams 278 Tage länger als geplant auf der Internationalen Raumstation ISS bleiben - bis beim nächsten turnusmäßigen Besatzungswechsel zwei Plätze zurück auf die Erde frei wurden.

Manchmal müsse man eben umdisponieren, so die Botschaft der beiden bei ihrer ersten Pressekonferenz nach der Landung. "Das Leben geht nicht immer geradeaus, man muss auch mal eine unvorhergesehene Kurve nehmen. Und nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten, die ein vermeintlicher Rückschlag mit sich bringt", sagt Williams.

Den heikelsten Aspekt vermieden

Für die weltweite Anteilnahme an ihrem ungeplanten Langzeitaufenthalt im All bedanken sich die beiden Astronauten der SpaceX Crew 9. Dem heikelsten Aspekt ihrer Mission gehen sie bei der Pressekonferenz jedoch beharrlich aus dem Weg: Von der politischen Instrumentalisierung ihrer Geschichte in den USA hätte das Team auf der ISS nichts mitbekommen, beschwört Crew-Mitglied Nick Hague.

US-Präsident Donald Trump hatte seiner Vorgängerregierung vorgeworfen, die Heimkehr der festsitzenden Astronauten unnötig verzögert zu haben. Die Rückreise gelang schließlich in einer "Dragon"-Kapsel des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Trump-Berater Elon Musk.

Technologischer Punktsieg für Musk

Das CST 100 "Starliner"-Raumschiff, das Williams und Wilmore zunächst zur ISS hinauf aber nicht wie geplant zurückgebracht hatte, wurde hingegen vom SpaceX-Konkurrenten Boeing entwickelt. Ein technologischer Punktsieg also für Musk, der als Regierungsberater Einfluss auf die Bundesbehörde NASA nehmen kann - von der sich sein eigenes Unternehmen wiederum Aufträge erhofft.

In dieses politisch aufgeladene Konkurrenzgeflecht möchten sich die Astronauten nicht verwickeln lassen. Es gelte, nach vorn zu blicken, betont Wilmore. Er würde jedenfalls wieder eine "Starliner"-Raumfähre steuern, sagt Williams. Was man aus den technischen Problemen lernen könne, wolle er schon am Mittwoch mit den Chefs von Boeing persönlich auswerten und aufarbeiten.

Wichtige Erkenntnisse für den Schritt zum Mars

Wichtiger als die menschliche und politische Dimension sei ohnehin der wissenschaftliche Nutzen ihres Zeit auf der ISS gewesen, berichten Williams und Wilmore: Langzeitbeobachtungen zur Reaktion des menschlichen Körpers auf die Schwerelosigkeit hätten wichtige Erkenntnisse für den nächsten Schritt der bemannten Raumfahrt in Richtung Mars geliefert.

Außerdem habe die Crew medizinische Experimente zum menschlichen Alterungsprozess und Immunsystem durchgeführt, von denen Menschen auf der Erde mit entsprechenden Erkrankungen nun profitieren würden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. März 2025 um 16:20 Uhr.