
Fehde mit US-Präsident Trump Musk löscht Post zu Epstein-Akten
Tech-Milliardär Musk bemüht sich im Streit mit US-Präsident Trump offenbar um eine Entschärfung. Einen Post, der eine Verstrickung Trumps in einen Missbrauchsskandal nahelegte, löschte er. Trump selbst drohte seinem früheren Berater.
In der öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht mit US-Präsident Donald Trump scheint der Tech-Milliardär Elon Musk um Entschärfung bemüht. Am Morgen waren Posts auf seinem Onlinedienst X verschwunden, in denen Musk behauptet hatte, Trump komme in unter Verschluss gehaltenen Akten um den US-Milliardär Jeffrey Epstein vor.
Damit hatte sich Musk auf den Missbrauchsskandal um Epstein bezogen. Dem Investmentbanker war sexuelle Gewalt an zahlreichen Mädchen und jungen Frauen vorgeworfen worden, die er auch Prominenten wie dem britischen Prinzen Andrew zugeführt haben soll. 2008 wurde er wegen Zwangsprostitution einer Minderjährigen verurteilt. Nach einer Verhaftung wegen neuer Vorwürfe starb er 2019 in einer New Yorker Gefängniszelle.
Epstein war ein früherer Nachbar Trumps in Florida. In freigegebenen Dokumenten zur Epstein-Affäre tauchte auch der Name Trump auf, ein Fehlverhalten wurde dem amtierenden Präsidenten allerdings nicht vorgeworfen. Trump hatte sich im Wahlkampf offen für die Freigabe weiterer Akten gezeigt, bisher geschah jedoch nichts. Musk behauptete nun, der wahre Grund für die fehlende Freigabe sei, dass Trump darin vorkomme - erklärte aber weder, auf welche Dokumente genau er sich bezog, noch legte er Beweise für seine Behauptungen vor.
Erste Versuche der Deeskalation
Bereits am Freitag machte Musk Anstalten, die Kontroverse zu entschärfen. So kommentierte er auf X den Aufruf des Hedge-Fonds-Milliardärs Bill Ackman, Musk und Trump sollten sich wieder versöhnen, weil man gemeinsam stärker sei, mit den Worten: "Sie liegen nicht falsch."
Eine Person aus dem Umfeld Musks hatte zudem angedeutet, die Wut des Tesla-Chefs habe nachgelassen. Er wolle wohl seine Beziehung zu Trump kitten. Musk griff Trump auf X nicht mehr persönlich an und löschte weitere Trump-kritische Beiträge auf Internet-Plattformen, kritisierte jedoch weiterhin das Steuerpaket des US-Präsidenten.
Trump hat kein Interesse an Gespräch - und warnt Musk
Aus Trumps Umfeld verlautete, Musk wolle mit Trump reden, doch der Republikaner wolle das erst einmal nicht. Dem Sender ABC sagte Trump, er habe kein Interesse an einem Gespräch mit Musk und nannte ihn "den Mann, der seinen Verstand verloren hat".
Vor Journalisten an Bord der Air Force One erklärte der US-Präsident später, er sei so beschäftigt, dass er gar nicht über Musk nachdenke. "Ich wünsche ihm alles Gute", sagte Trump. Er bestätigte auf Nachfrage, dass es Bemühungen gebe, die beiden wieder zusammenzubringen. "Aber das interessiert mich nicht wirklich." Er interessiere sich mehr dafür, Probleme für die USA und die Welt zu lösen.
Auf die Frage, ob er tatsächlich in Erwägung ziehe, Musks Firmen wie Tesla und SpaceX Aufträge der Regierung zu entziehen, blieb Trump vage. Es gehe um viel Geld. Man werde sich alles ansehen, aber nur das machen, was für das Land und Musk "fair" sei. Trump hatte auf seiner Plattform Truth Social am Donnerstag davon gesprochen, Aufträge und Subventionen für Musk zu streichen, um damit Milliarden Dollar einzusparen.
Am Samstagabend warnte Trump zudem vor "sehr schwerwiegenden Folgen", falls Musk künftig Demokraten unterstützen sollte. "Wenn er das tut, dann muss er den Preis dafür bezahlen", sagte Trump dem Sender NBC News in einem Interview, das am Sonntag ausgestrahlt werden soll. Er ergänzte, es gebe noch keine Erwägungen, gegen Musk zu ermitteln. Auf die Frage, ob er davon ausgehe, dass seine Beziehung mit Musk vorbei sei, sagte er: "Ich gehe davon aus, ja."
Geplantes Steuergesetz sorgt für Zwist
Auslöser des Streits zwischen Musk und Trump ist ein Gesetzentwurf, der dem Senat vorliegt. Er sieht umfassende Steuer- und Ausgabenreformen vor, mit denen große Teile der politischen Agenda Trumps umgesetzt werden sollen. Sie würden allerdings auch die Staatsverschuldung um Billionen Dollar erhöhen. Das Repräsentantenhaus hatte den Gesetzentwurf mit hauchdünner Mehrheit verabschiedet. Musk, der bis Ende Mai als Sonderberater Einsparungen im Staatsapparat vornehmen sollte, hatte seine Kritik mit dem Bundesdefizit begründet und das Gesetz als "ekelhafte Abscheulichkeit" bezeichnet.
Am Donnerstag deutete Trump an, dass Musk dabei von geschäftlichen Interessen geleitet werde. Trump sagte, Musk habe kein Problem mit dem Gesetz gehabt - bis er erfahren habe, dass auch eine Kürzung milliardenschwerer Subventionen für Elektrofahrzeuge dazugehöre. Musk nannte das eine Lüge und verbreitete daraufhin auf X etliche Posts mit heftigen Angriffen auf Trump, auf die der US-Präsident gleichermaßen schnippisch reagierte.
Republikaner hoffen auf Versöhnung
Trumps Umfeld befürchtet, der chaotische Bruch mit Musk könnte negative Folgen für das Vermächtnis des bald 79-Jährigen und die Chancen seiner Republikanischen Partei bei den wichtigen Zwischenwahlen zum Kongress im November 2026 haben.
Der 53 Jahre alte Besitzer der reichweitenstarken Online-Plattform X legte republikanischen Kongressmitgliedern nahe, sich bei der Abstimmung über das Gesetz auf seine Seite zu schlagen. "Trump hat noch dreieinhalb Jahre als Präsident - und mich wird es noch mehr als 40 Jahre geben", schrieb er als "Denkanstoß" für die Parlamentarier auf X, wo er binnen weniger Stunden sehr viele Posts absetzte.
Republikaner im Kongress sind zunehmend besorgt und fordern einen Waffenstillstand zwischen den beiden Männern. "Ich hoffe, dass es sich schnell klärt, zum Wohle des Landes", sagte der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, dem Sender CNBC.
Mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 300 Milliarden Dollar ist Musk der mit Abstand reichste Mensch der Welt. Im vergangenen Jahr steckte er über 250 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf, obwohl er früher als Unterstützer der Demokraten galt. Mit seinem Geld könnte Musk auch Herausforderer finanzieren, die dem ihm unliebsamen Abgeordneten das Mandat streitig machen.