Simon Stiell (vorne) und André Corrêa do Lago beim Statement in Brasília

Klimaziele bis zum Jahr 2035 Eindringlicher Appell aus Brasília

Stand: 06.02.2025 21:49 Uhr

"So ehrgeizig wie möglich" müssten die neuen Klimaziele bis zum Jahr 2035 ausfallen, mahnen die Organisatoren der COP-Konferenz. Doch viele Staaten nehmen sich zum Einreichen noch Zeit. Eigentlich läuft die Frist am Montag aus.

UN-Klimasekretär Simon Stiell hat die Staaten der Welt aufgefordert, ihre neuen nationalen Klimaschutzpläne für die Zeit bis zum Jahr 2035 einzureichen. Spätestens im September müssten sie vorliegen, um sie in den UN-Bericht aufzunehmen, der vor der Weltklimakonferenz (COP30) im brasilianischen Belém im November erscheinen werde, sagte Stiell. Der UN-Klimasekretär war zu Gesprächen mit dem neu ernannten COP30-Präsidenten, André Corrêa do Lago, nach Brasília gereist.

Corrêa do Lago forderte die Unterzeichner des Pariser Klimaabkommens zu Ehrgeiz auf. Die von den einzelnen Staaten vorgelegten Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen müssen "so ehrgeizig wie möglich" sein, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die Staaten müssen gemäß dem Pariser Klimaabkommen bei den Vereinten Nationen neue nationale Klimaschutzpläne einreichen, die konkret beschreiben, welche Maßnahmen das jeweilige Land bis zum Jahr 2035 vorsieht.

Frist bis Montag

Eigentlich ist die Deadline hierfür schon der 10. Februar. Viele Länder, darunter auch die der Europäischen Union, werden jedoch erst später im Jahr ihre Pläne vorlegen. Die nationalen Klimapläne sind ein zentrales Element des Pariser Klimaschutzabkommens, das dieses Jahr zehntes Jubiläum feiert.

Einige Staaten, so die Vereinigten Arabischen Emirate, reichten ihre Ziele bereits ein. Brasilien selbst hatte im November angekündigt, seine Treibhausgasemissionen stärker zu senken als ursprünglich geplant. Anstelle des bisherigen Ziels, die Emissionen bis 2035 um 59 Prozent gegenüber dem 2005 zu drosseln, strebt das Land nun eine Reduzierung um 67 Prozent an.

"Derzeit sind wir auf dem Weg zu etwa drei Grad"

Bei der Klimakonferenz in Paris hatten die Teilnehmerstaaten 2015 beschlossen, dass der Anstieg der durchschnittlichen Temperatur auf der Erde möglichst auf 1,5 Grad, zumindest aber auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden soll - im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Dieser Wert wurde laut dem Copernicus-Klimawandeldienst bereits gerissen.

"Derzeit sind wir auf dem Weg zu etwa drei Grad", stellte UN-Klimachef Stiell fest, der auch indirekt einen Fingerzeig in Richtung Washington gab. "Ein Land mag sich zurückziehen - aber andere treten bereits an seine Stelle, um die Chance zu ergreifen und die enormen Vorteile zu nutzen: stärkeres Wirtschaftswachstum, mehr Arbeitsplätze, weniger Umweltverschmutzung und weitaus geringere Gesundheitskosten, sicherere und erschwinglichere Energie."

Hin und Her in Washington

US-Präsident Donald Trump hatte am Tag seiner erneuten Amtseinführung entschieden, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen - als bislang einziger der rund 200 Unterzeichnerstaaten. Klimaexperte Corrêa do Lago rechnet jedoch damit, dass es weiterhin viele Wege geben werde, "um mit der US-Regierung über die globale Erwärmung zu sprechen", insbesondere auf der Ebene anderer internationaler Gremien wie der G20.

Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte Trump die USA aus dem Abkommen geführt. Der Schritt hatte nur wenige Monate Bestand, Nachfolger Joe Biden bekannte sich wieder zu dem Vertrag. Kurz vor Ende der Amtszeit Bidens wiederum hatten die USA einen Plan zur Reduzierung ihrer Emissionen um 61 bis 66 Prozent vorgelegt.

Die Unterzeichner des Pariser Abkommens legen ihre individuellen Verpflichtungen selbst fest und müssen diese alle fünf Jahre überarbeiten. Kurz vor der nächsten Klimakonferenz berechnen die Vereinten Nationen anhand dieser Pläne, wie groß die Lücke zwischen geplanten Maßnahmen und vereinbarten Zielen zur Begrenzung der Erderwärmung ausfällt.