
US-Elite-Universitäten unter Druck "Ein Baustein im allgemeinen Kulturkampf"
Für die Wissenschaftlerin Clüver Ashbrook ist der Plan der US-Regierung klar: Diese wolle "die Freiheit der Lehre im Ganzen" an den Universitäten einschränken, sagte sie im tagesschau24-Interview. Die Strategie sei Teil eines erweiterten Kulturkriegs.
Seit März setzt die US-Regierung von Präsident Donald Trump die Elite-Universitäten immer stärker unter Druck. Zunächst verkündete sie, die staatliche Unterstützung für insgesamt 60 Universitäten zu überprüfen. Als Grund nannte die Trump-Administration angeblichen Antisemitismus an den Universitäten im Zuge pro-palästinensischer Demonstrationen seit dem Beginn des Gaza-Krieges am 7. Oktober 2023.
Besonders hart traf es Harvard: Als sich die Hochschule vergangene Woche weigerte, auf Forderungen der US-Regierung einzugehen, wurden Zuschüsse in Höhe von 2,2 Milliarden US-Dollar auf Eis gelegt. Laut US-Medienberichten könnte die Uni bald außerdem auch ihre Steuervorteile verlieren. Harvard will inzwischen mit einer Klage die Fördergelder lösen.
Mehr als 100 andere Hochschulen wehrten sich kürzlich in einem offenem Brief. Sie sehen eine "beispiellose staatliche Bevormundung und politische Einflussnahme", die heute amerikanische Hochschulen bedrohen. Auch für Cathryn Clüver Ashbrook, Expertin für Transatlantische Beziehungen bei der Bertelsmann-Stiftung, geht es der Trump-Regierung darum, "die Freiheit der Lehre im Ganzen einzuschränken."
"Universitäten sollen drangsaliert werden"
"Es geht darum Eingriff darauf zu bekommen, was in der Lehre stattfindet. Es geht aber auch darum, wie Professoren befördert werden, wie sie eingestellt werden, welche studentische Gruppen auf einem Campus aktiv sein können", sagte sie im Interview mit tagesschau24. Der Plan der US-Regierung sei es, sich überall in die Lehre der besonders herausgestellten Universitäten einzumischen.
Das sei wenig verwunderlich: Denn der Streit mit den Universitäten sei "ein Baustein im allgemeinen Kulturkampf", den Trumps Regierung führe. "Es wird eben jetzt eine sequenzierte Strategie ausgearbeitet, wie die Universitäten drangsaliert werden sollen", sagte Clüver Ashbrook.
"Autokratisierung der Vereinigten Staaten"
Für sie ist die Auseinandersetzung zwischen der Trump-Regierung und Harvard ein Präzedenzfall. Entscheidend sei, wie das juristische Verfahren gegen die US-Regierung ausgeht. Denn Harvard sei mit 53 Milliarden Stiftungsvermögen die reichste Universität Amerikas, die einen Kampf gegen die Trump-Regierung am längsten aushalten könnte.
"Andere Universitäten nehmen sich daher ein Beispiel, an der Phalanx, die da Harvard auffährt", erklärte Clüver Ashbrook. Sollte Harvard den Streitfall verlieren, könnte der Umbau bei den amerikanischen Universitäten sehr viel schneller gehen. "Dann könnten sie sehr akut und beschleunigt in die Knie gezwungen werden", sagte Clüver Ashbrook. "Wir befinden uns da im Sinne des erweiterten Kulturkriegs in einer weiteren Stellschraube der Autokratisierung der Vereinigten Staaten."
Schwere Folgen für die Forschung
Laut der Wissenschaftlerin hätten die Beschneidungen aus unterschiedlichen Ministerien bereits Folgen. Besonders die Forschung in den Bereichen Tuberkolose, Amyotrophe Lateralsklerose ALS und Krebs seien betroffen. "Große Forschungsvorhaben werden auf Eis gelegt. Das wird schlussendlich nur den Wissenschaftsstandort, die Fähigkeit Amerikas innovativ führend zu bleiben, beschneiden."