Usha und JD Vance

Ehepaar Vance reist nach Grönland Ungeladene Gäste

Stand: 26.03.2025 18:16 Uhr

US-Vizepräsident Vance will seine Frau auf eine umstrittene Grönland-Reise begleiten. Der Besuch sorgt wegen Trumps Interesse an der Insel für große Empörung. Die Reisepläne wurden jetzt an entscheidenden Punkten geändert.

Am Anfang stand eine vermeintlich ganz harmlose, weltoffene Absicht: Usha Vance, die Frau des US-amerikanischen Vizepräsidenten, wolle privat Grönland mit ihrem Sohn und einer US-Delegation besuchen, sich die Hauptstadt Nuuk anschauen und dann dem traditionellen Hundeschlittenrennen Avannaata Qimussersua im Ort Sisimiut beiwohnen, sagte am Wochenende die fungierende grönländische Außenbeauftragte Vivian Motzfeldt der dänischen Zeitung Jyllands Posten.

Dass es mit dem privaten Charakter der geplanten Reise möglicherweise nicht weit her war, konnte man aus dem Umstand schließen, dass Usha Vance vom Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz begleitet werden sollte.

Dänische Medien berichteten bald, Waltz habe um offizielle Treffen mit dänischen und grönländischen Vertretern gebeten, was allerdings abgelehnt worden sei.

Weißes Haus bestätigt Reisepläne

Das Weiße Haus bestätigte kurz darauf die Reisepläne und begründete dies mit dem Wunsch der "Second Lady", mehr über die grönländische Kultur zu lernen und historische Orte zu besuchen. Auf dem Programm stehe auch der Besuch einer US-Militärbasis, und auch Energieminister Chris Wright gehöre zur Besuchergruppe.

Das US-Team sei "zuversichtlich, dass dieser Besuch eine Gelegenheit bietet, Partnerschaften aufzubauen, die die Selbstbestimmung Grönlands respektieren und die wirtschaftliche Zusammenarbeit fördern", erklärte ein Sprecher von Waltz.

Blick auf die Grönlands Hauptstadt Nuuk mit einem Berg im Hintergrund

US-Vizepräsident JD Vance und seine Frau Usha wollen in den kommenden Tagen nach Grönland reisen - der Besuch sorgt bereits im Vorfeld für viel Wirbel.

Regierung erkennt einen Kontext

Bei der dänischen Regierung kam das Vorhaben ganz anders an. Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen warnte umgehend in der grönländischen Zeitung Sermitsiaq, der Besuch der Ehefrau des US-Vizepräsidenten könne "nicht losgelöst von den öffentlichen Äußerungen" von US-Präsident Donald Trump über die rohstoffreiche Insel gesehen werden.

Noch deutlicher wurde der grönländische Regierungschef Mute Egede, der zu Wochenbeginn "ausländische Einflussnahme" auf seiner Insel kritisierte. Und der dänische Außenminister Lars Lökke Rasmussen nannte den Besuch "völlig inakzeptabel".

Nicht der erste öffentlichkeitswirksame Besuch

Die entschiedenen Reaktionen gehen zurück auf die wiederholte Drohung Trumps, Grönland notfalls mit Gewalt den Vereinigten Staaten einzuverleiben. Trump hatte dies schon im Wahlkampf angekündigt und seit seinem Amtsantritt im Januar mehrmals wiederholt, auch in seiner ersten Rede vor dem Kongress.

Grönland und Dänemark lehnen eine Annexion entschieden ab, was Trump nicht daran hindert, seine Pläne weiter zu formulieren - die sich immerhin gegen einen NATO-Verbündeten richten. Entsprechend sorgte ein - ebenfalls als rein privat deklarierter - Besuch seines Sohnes Donald Jr. auf der Insel für Aufsehen.

Anfang Januar schwebte er im firmeneigenen Flieger öffentlichkeitswirksam für einen Tagesbesuch in Nuuk ein und wurde am Flughafen unter anderem von Bürgern empfangen, die die roten Schirmmützen von Trumps MAGA-Bewegung trugen. Zufall oder wohl organisiert? Die Interpretation in der dänischen und grönländischen Öffentlichkeit ging klar in letztere Richtung.

Dänemark: Niemand wurde eingeladen

An diese Aufregung knüpfte die Debatte um den Besuch von Usha Vance an. Verstärkt wurde sie dadurch, dass Trump erklärte, Vance komme mit der Reise einer Einladung nach. Wer diese Einladung ausgesprochen haben sollte, ließ er offen.

Die dänische Regierung stellte via Facebook klar: Sie habe niemanden zu einem privaten oder offiziellen Besuch eingeladen, ähnlich äußerten sich eine Abgeordnete, die Grönland im dänischen Parlament vertritt.

Alles anders

Am Dienstag änderte dann die US-Regierung die Reisepläne und die Zusammenstellung der Reisegruppe. Nun gesellte sich der Vizepräsident selbst hinzu. JD Vance erklärte, er wolle seine Frau nicht "den ganzen Spaß alleine haben lassen" und werde sie begleiten.

Nun aber soll es nicht mehr um das kulturelle Erbe Grönlands und das Spektakel mit Hunderten Schlittenhunden gehen. Das Paar will stattdessen den Außenposten der US-Raumfahrtbehörde in Pituffik an der Nordwestküste Grönlands besuchen.

Damit löst sich der Streit um diesen Besuch vielleicht nicht in Wohlgefallen, aber immerhin auf. Die USA vermeiden den Tabubruch, eine ungebetene Delegation ohne Einladung in ein fremdes Land zu schicken. Und die dänischen und grönländischen Behörden müssen nicht über weitere Reaktionen auf eine als Provokation empfundene Visite brüten.

Dänischer Außenminister ist erleichtert

Der dänische Außenminister Rasmussen konnte den nun geänderten amerikanischen Reiseplänen letztlich etwas Gutes abgewinnen. Er finde es "eigentlich sehr positiv, dass die Amerikaner ihren Besuch bei der grönländischen Gemeinschaft absagen", sagte er im dänischen Radio. Gegen den Besuch der eigenen Basis Pituffik (ehemals Thule Air Base) sei nichts einzuwenden.

Auch der Sprecher der Konservativen Fraktion für grönländische Angelegenheiten im dänischen Parlament, Rasmus Jarlov, reagierte erleichtert. Im Kurznachrichtendienst X schrieb er, der neue Zeitplan bedeute, dass die Vances jegliches Zusammentreffen mit Grönländern vermeiden. Der Besuch eines US-Vizepräsidenten auf einer amerikanischen Militärbasis sei dagegen völlig unumstritten.

Das Thema bleibt

Die Drohung, dass die USA Grönland annektieren werden, steht jedoch - auch durch die Diskussion über die Vance-Visite - weiter im Raum. Der US-Vizepräsident, dessen Verachtung für europäische Politiker zuletzt auch im Zusammenhang mit der Veröffentlichung eines Chats auf dem Messengerdienst Signal offenkundig wurde, legte bei seiner Reiseankündigung nach.

Dänemark, behauptete er ohne weitere Belege, habe Grönland viel zu lange ignoriert. Viele andere Staaten hätten Grönland bedroht, um so die USA und Kanada zu bedrohen. Namen nannte er nicht.

"Wir werden uns ansehen, wie die Dinge dort laufen", sagte Vance in einem im Internet veröffentlichten Video. "Im Namen von Präsident Trump wollen wir die Sicherheit der Menschen in Grönland stärken, weil wir glauben, dass sie für die Sicherheit der ganzen Welt wichtig ist."