
Konflikt um Kaschmir-Region Indien und Pakistan einigen sich auf Waffenruhe
Zwischen Indien und Pakistan sollen die Waffen schweigen. Beide Länder verständigten sich auf eine Feuerpause - unter Vermittlung der USA. Noch Stunden zuvor hatte es erneute Angriffe zwischen den beiden Atommächten gegeben.
Seit Tagen greifen sich Indien und Pakistan gegenseitig an. Es sind die heftigsten Kämpfe seit Jahrzehnten im Konflikt um die geteilte Kaschmir-Region. Die Sorge vor einer Eskalation zwischen den beiden verfeindeten Atommächten war groß. Doch jetzt deutet sich Entspannung an: Indien und Pakistan haben sich auf eine Waffenruhe verständigt.
Verkündet wurde diese zunächst von den USA. "Nach einer langen Nacht mit Gesprächen unter Vermittlung der USA freue ich mich, mitteilen zu können, dass Indien und Pakistan sich auf eine vollständige und sofortige Waffenruhe geeinigt haben", schrieb Präsident Donald Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Er gratulierte beiden Ländern dazu, "gesunden Menschenverstand und große Intelligenz" gezeigt zu haben.
Außenminister Marco Rubio erklärte, die Einigung sei das Ergebnis umfangreicher Verhandlungen von ihm und Vizepräsident JD Vance mit den indischen und pakistanischen Regierungschefs Narendra Modi und Shehbaz Sharif sowie weiteren hochrangigen Regierungsvertretern.

Bestätigung aus Pakistan und Indien
Inzwischen haben auch die beiden betroffenen Länder die Einigung bestätigt. "Pakistan und Indien haben sich auf eine sofortige Waffenruhe geeinigt", erklärte der pakistanische Außenminister Ishak Dar im Onlinedienst X. Pakistan habe sich "stets für Frieden und Sicherheit in der Region eingesetzt, ohne dabei seine Souveränität und territoriale Integrität zu gefährden", fügte Dar hinzu.
Sein indischer Amtskollege Vikram Misri sagte, die Leiter der militärischen Operationen beider Länder hätten miteinander gesprochen. "Es wurde vereinbart, dass beide Seiten den Beschuss und alle militärischen Aktionen zu Land, in der Luft und zur See einstellen werden." Beide Seiten hätten Anweisungen erhalten, diese Vereinbarung umzusetzen. Die ranghöchsten Militärvertreter würden am Montag erneut miteinander sprechen.
Pakistanischer Luftraum wieder offen
Die Waffenruhe zeigt schon ihre ersten Auswirkungen. So haben die pakistanischen Behörden den Luftraum des Landes wieder geöffnet. "Der pakistanische Luftraum wurde für alle Arten von Flügen wieder vollständig freigegeben", sagte ein Sprecher der pakistanischen Flughafenbehörde. Alle Flughäfen im Land seien damit wieder für den normalen Flugbetrieb verfügbar.
Auf den Straßen im Land wurde die Nachricht von der Waffenruhe mit Freude und Erleichterung aufgenommen. "Es lebe Pakistan", riefen Menschen und bezeichneten die Einigung als einen Moment des Nationalstolzes und der Erleichterung nach Tagen erhöhter Spannungen.
Im Nordwesten Pakistans, in der Stadt Peshawar und in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan feierten einige Menschen mit Schüssen in die Luft. In Muzaffarabad, der Hauptstadt des pakistanisch kontrollierten Teils der Region Kaschmir, begrüßten die Einwohner die Waffenruhe und hofften, dass sie der Region die lang erwartete Entspannung bringen würde. "Für uns bedeutet Frieden Überleben", sagte Einwohner Zulfikar Ali der Nachrichtenagentur AP. "Wir haben genug gelitten. Ich bin froh, dass sowohl Pakistan als auch Indien eine vernünftige Entscheidung getroffen haben."

Pakistanische Bürger bewerfen sich mit Rosenblättern, um den Waffenstillstand zu feiern.
Tagelang Angriffe von beiden Seiten
Als Auslöser der jüngsten Spannungen gilt ein Terroranschlag vom 22. April im indischen Teil Kaschmirs, bei dem 26 Menschen - überwiegend indische Touristen - getötet wurden. Indien macht dafür islamistische Extremisten mit Verbindungen nach Pakistan verantwortlich. Pakistan bestreitet eine Verwicklung.
Am Mittwoch war der Konflikt dann militärisch eskaliert. Indien bombardierte mehrere Ziele in Pakistan, Islamabad antwortete mit Artilleriefeuer. Bisher wurden bei den Angriffen rund 60 Zivilisten getötet. Noch Stunden vor der Einigung hatte es neue Meldungen von Toten und Verletzten nach erneuten Angriffen gegeben.
Streit um Kaschmir-Region
Die eigentlichen Ursprünge des Konflikts zwischen den beiden Staaten reichen bis in die Kolonialzeit zurück. 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime.
Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Denn die Region Kaschmir im Himalaya ist seit der Unabhängigkeit geteilt. Beide Länder beanspruchen sie vollständig für sich und haben bereits zwei Kriege um die Kontrolle über die Bergregion geführt.