
US-Regierung nach Angriffen "Kein Krieg gegen Iran, sondern gegen Atomprogramm"
Nach den US-Angriffen hängt vieles davon ab, wie Teheran reagiert. US-Vize Vance betont, man strebe keinen Regimewechsel im Iran an und setze auf eine Rückkehr zu Gesprächen. Der Iran sieht hingegen kaum Raum für Diplomatie.
Nach den US-Luftangriffen auf iranische Atomanlagen versucht die US-Regierung Sorgen vor einem Flächenbrand in der Region zu dämpfen. US-Vize JD Vance betonte im Sender NBC, auf eine Rückkehr zu Gesprächen zu setzen. "Wir führen keinen Krieg gegen den Iran, sondern gegen Irans Atomprogramm", sagte er.
Man wolle Frieden, allerdings einen Frieden ohne ein Atomprogramm. Wenn die Iraner dieses Programm ein für alle Mal aufgeben sollten und nicht US-Militär angreifen, könne das Land gute Beziehungen zu den USA haben. Es gebe nun eine Möglichkeit für einen "Reset".
Vance sagte auch, die USA hätten mit den Angriffen nicht das Ziel eines Sturzes der iranischen Führung verfolgt. Man wolle keinen Regimewechsel, es solle auch keine US-Bodentruppen im Land geben. "Wir wollen mit den Iranern über ein langfristiges Abkommen sprechen", so Vance. Der Konflikt solle nicht weiter verlängert werden. "Wir wollen ihr Nuklearprogramm beenden."
Hegseth: Trump will keinen langwierigen Krieg
Auch Verteidigungsminister Pete Hegseth sagt, US-Präsident Donald Trump habe deutlich gemacht, dass er keinen zeitlich unbegrenzten Einsatz wolle. Die Kommunikationskanäle mit Teheran seien weiter offen. "Ich kann nur bestätigen, dass es sowohl öffentliche als auch private Nachrichten gibt, die über verschiedene Kanäle direkt an die Iraner übermittelt werden und ihnen jede Möglichkeit geben, an den Verhandlungstisch zu kommen."
Wie Vance betonte auch Hegseth, es sei bei den US-Angriffen nicht um einen Sturz der Führung in Teheran gegangen. Zugleich betonte er, die USA seien in der Lage, auf jegliche Vergeltung des Irans zu reagieren. "Das mächtigste Militär der Welt ist auf die Verteidigung unseres Volkes vorbereitet."
Gegenangriffe auf Israel - aber bisher nicht auf US-Militär
Vieles hängt nun davon ab, wie der Iran reagiert. Spekuliert wird etwa, dass er als Vergeltung US-Stützpunkte in der Region angreifen könnte. Dort sind rund 40.000 Soldatinnen und Soldaten stationiert. Die Stützpunkte in Bahrain und Katar am Persischen Golf etwa sind Luftlinie nicht weit vom Iran entfernt, zudem befinden sich viele US-Kriegsschiffe in der Region.
Bisher wurden Gegenangriffe auf Israel gemeldet, nicht aber auf Einrichtungen des USA-Militärs. Irans Revolutionsgarde, die Elitestreitmacht des Landes, feuerte erneut Dutzende Raketen auf Israel. Es gab erhebliche Schäden, nach Angaben der Armee wurden 240 Gebäude mit rund 2.000 Wohnungen beschädigt. 23 Menschen seien verletzt worden, davon einer mittelschwer. Rund 9.000 Menschen hätten ihr Zuhause verloren. Israel flog unterdessen neue Angriffe auf Ziele im Westen des Irans.
Iran sieht kein Raum für Diplomatie
Irans Außenminister Abbas Araghtschi sprach unterdessen von "dauerhaften Folgen" und betonte, er sehe nach den Angriffen kaum Raum für Diplomatie. "Sie verstehen nur die Sprache der Drohung und der Gewalt", sagte er mit Blick auf die USA. Die Tür zur Diplomatie sollte immer offen gehalten werden, doch das sei derzeit nicht der Fall.
Der Iran müsse auf der Grundlage seines "legitimen Rechts auf Selbstverteidigung" reagieren, so Araghtschi weiter. Die USA hätten die Diplomatie verraten. Der Minister warf den USA vor, mit dem Angriff eine schwerwiegende Verletzung der UN-Charta, des Völkerrechts und des Atomwaffensperrvertrags begangen zu haben. Auf X schrieb Araghtschi, sein Land behalte sich alle Optionen für seine Selbstverteidigung vor.
Die Revolutionsgarde hatte den USA zuvor indirekt mit Angriffen gegen Militäreinrichtungen gedroht. Die US-Militärbasen in der Region seien kein Vorteil, sondern eher "Punkte der Verwundbarkeit", teilen sie mit. Die USA müssten als Reaktion auf ihren Angriff mit Vergeltung rechnen. Das iranische Atomprogramm könne nicht zerstört werden.
Bericht: Irans Parlament billigt Sperrung der Straße von Hormus
Ein weiterer möglicher Hebel des Iran wäre eine Blockade der Straße von Hormus. Die etwa 55 Kilometer breite Meerenge zwischen dem Iran und Oman gilt als eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den weltweiten Ölexport, etwa für Ausfuhren aus Saudi-Arabien.
Einem Medienbericht zufolge billigte das iranische Parlament bereits die Sperrung der Schifffahrtsstraße. Ein solcher Schritt erfordere aber eine Zustimmung des Obersten Nationalen Sicherheitsrats, berichtete der iranische Sender Press TV.
Sorge um Ausweitung des Nahost-Krieges
Die Meldungen über die US-Angriffe haben weltweit Sorge um eine weiter Ausweitung des Nahost-Kriegs geschürt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte vor einer "Spirale des Chaos", EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas rief die Parteien zur Deeskalation auf.
Bundeskanzler Friedrich Merz rief am Sonntagmorgen das Sicherheitskabinett der Bundesregierung ein und bekräftigte seine Aufforderung an den Iran, sofort Verhandlungen mit den USA und Israel aufzunehmen und zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts zu kommen.