
Reaktionen auf Israels Angriff Aufrufe zur Deeskalation
Weltweit rufen Staaten Israel und den Iran auf, Angriffe zu stoppen und den diplomatischen Weg einzuschlagen. Mit Kritik am israelischen Militärschlag hält sich die Bundesregierung betont zurück.
Nach den nächtlichen Angriffen Israels auf den Iran und dessen militärischer Reaktion hat Bundeskanzler Friedrich Merz beide Seiten angemahnt, "von Schritten abzusehen, die zu einer weiteren Eskalation führen und die gesamte Region destabilisieren können". In einer Mitteilung des CDU-Politikers hieß es, das Sicherheitskabinett der Bundesregierung habe über die Lage im Nahen Osten beraten.
Merz zufolge habe ihn Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Morgen über den erfolgten Angriff und die dabei attackierten Ziele informiert. Auch Bundesaußenminister Johann Wadephul wurde von seinem israelischen Amtskollegen Gideon Saar über den Militäreinsatz in Kenntnis gesetzt, hieß es aus dem israelischen Außenministerium. Saar habe betont, dass die Entscheidung für den Angriff "in letzter Minute getroffen" worden sei, "nachdem alle anderen Wege ausgeschöpft waren". Der Iran habe gestoppt werden müssen.
Merz: Bedrohung durch iranisches Atomprogramm
Auch Merz verwies in seinem Statement auf die "ernsthafte Bedrohung", die das iranische Atomprogramm für den gesamten Nahen Osten darstelle. Der Iran komme seinen Verpflichtungen zur Offenlegung seiner Arbeiten an der Anreicherung von nuklearfähigem Material nicht nach und das Nuklearprogramm des Landes verstoße gegen die Bestimmungen des Atomwaffensperrvertrages.
Merz kündigte an, dass Deutschland alle notwendigen Vorkehrungen treffen werde, um eigene Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in Israel, im Iran und der gesamten Region zu schützen. Zudem solle der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen in Deutschland verstärkt werden. Die israelische Botschaft in Berlin gab bekannt, dass die Einrichtung "bis auf Weiteres" geschlossen bleibt.
Wadephul verurteilt iranische Gegenangriffe
Wadephul hält sich derzeit im Rahmen einer weiteren Nahost-Reise in Ägypten auf. Er verurteilte die iranischen Gegenangriffe auf Israel "aufs Schärfste". Der CDU-Politiker appellierte sowohl an Israel als auch an den Iran, von einer weiteren Eskalation abzusehen und "an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um alle Konflikte diplomatisch zu beseitigen". Ob der Außenminister seine Nahost-Reise wie ursprünglich geplant mit Besuchen in Israel und Jordanien fortsetzen kann, ist noch offen. Derzeit sei das jedoch so gut wie ausgeschlossen, so Wadephul.
Auch der SPD-Politiker Rolf Mützenich warnte im Gespräch mit dem Deutschlandfunk vor "einer großen Eskalationsgefahr" im Nahen Osten und vor "großen Gefahren in diesen Stunden und Minuten und in den nächsten Tagen". Er hoffe, dass die Großmächte auf der Welt "klug genug sind, so gut wie möglich noch deeskalierend zu wirken".
Trump drängt Iran zu Atom-Deal
US-Präsident Donald Trump rief den Iran zu einem Atomabkommen mit den USA auf. Es habe bereits viel Tod und Zerstörung gegeben, aber noch sei Zeit, dieses "Gemetzel" zu beenden, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Die nächsten Angriffe seien schon geplant und würden "noch brutaler" sein, warnte Trump.
Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot betonte die Sorge aufgrund des iranischen Atomprogramm und das Recht Israels, sich zu verteidigen. Nun müssten alle Seiten jedoch Zurückhaltung üben. Ebenso mahnte der britische Premierminister Keir Starmer, man müsse nun "dringend einen Schritt zurücktreten und die Spannungen abbauen".
Kritische Töne kamen vom Generalsekretär der NATO, Mark Rutte. Er bezeichnete den Angriff auf den Iran als eine "einseitige Aktion Israels". Das "oberste Gebot" sei jetzt Deeskalation, auf die die NATO-Verbündeten hinarbeiten müssten. Dabei nannte Rutte explizit auch die USA, die ihren Einfluss geltend machen sollten.
IAEA-Chef Grossi: "Atomanlagen dürfen niemals angegriffen werden"
Der Chef der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), Rafael Grossi, rief alle Seiten zu größter Zurückhaltung auf. Er betonte, dass Atomanlagen "niemals angegriffen werden dürfen". Dennoch gebe es schwere Schäden an der Uran-Anreicherungsanlage. "Ich wiederhole, dass jede Militäraktion, welche die Sicherheit von Atomanlagen gefährdet, schwerwiegende Folgen für die Menschen im Iran, in der Region und darüber hinaus hat", erklärte Grossi und bezeichnete die Entwicklung als "sehr besorgniserregend".
Auch EU-Vertreter warnen vor einer weiteren Eskalation. "Europa fordert alle Parteien dringend auf, größtmögliche Zurückhaltung zu üben, die Lage sofort zu deeskalieren und von Vergeltungsmaßnahmen abzusehen", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Auch EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas äußerte sich besorgt. Sie sei bereit, alle diplomatischen Bemühungen zur Deeskalation zu unterstützen, teilte sie mit. Sie habe bereits in den frühen Morgenstunden mit dem israelischen Außenminister Gideon Saar gesprochen.
Kritik aus Ankara
Vorwürfe gegen Israel kamen dagegen aus der Türkei. Sie warf der israelischen Regierung einen "klaren verstoß gegen das Völkerrecht" vor. Die Angriffe auf den Iran seien eine "Provokation, die Israels strategischer Politik der Destabilisierung in der Region dient", teilte das türkische Außenministerium mit. Israel solle seine "aggressiven Aktionen" sofort beenden.
Der Nahe Osten könne es sich nicht leisten, in einen noch heftigeren Konflikt abzugleiten, warnte auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres. Er rief Israel und den Iran zur Mäßigung auf. US-Präsident Donald Trump äußerte in einem Interview mit Fox News die Hoffnung, dass der Iran nun an den Verhandlungstisch zurückkehre. Gleichzeitig warnte auch er erneut, dass der Iran nicht in den Besitz einer Atombombe kommen dürfe. Die USA und der Iran verhandeln derzeit über ein neues Atomprogramm.
Saudi-Arabien wirft Israel Rechtsbruch vor
Eine Vermittlerrolle in den Atomgesprächen zwischen den USA und dem Iran spielt der Oman. Das Sultanat warnte, der Angriff Israels untergrabe die Sicherheit und Stabilität der Region und gefährde die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung.
Saudi-Arabien verurteilte den Angriff Israels als Verletzung der Souveränität und der Sicherheit des Iran und als Bruch internationalen Rechts. Ähnlich äußerten sich Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate.