Frank-Walter Steinmeier und Izchak Herzog im Kibbuz Be'eri

Steinmeier auf Israel-Reise Die Wunden im Kibbuz Be'eri sind tief

Stand: 15.05.2025 03:21 Uhr

Kurz nach den Hamas-Angriffen war Bundespräsident Steinmeier schon einmal im zerstörten israelischen Kibbuz Be'eri. Jetzt kehrte er zurück - während die Einschläge im benachbarten Gazastreifen deutlich hörbar waren.

Wieder werden Luftangriffe der israelischen Armee aus dem Gazastreifen gemeldet. Gestern sollen mehr als 70 Menschen im Küstenstreifen getötet worden sein. Derweil suchen Kinder im Flüchtlingslager Jabalia im Norden des Palästinensergebiets in den Trümmern nach Habseligkeiten. Hier brennt es nach einem schweren Angriff am Vortag im Inneren der Häuser noch immer.

Anwohner Fuad al-Mallahi wirft die Hände in die Höhe: "Sie bombardieren Gaza seit 19 Monaten. Was gibt es noch in Gaza? Unschuldige Kinder sterben. Viele hier sind alte Leute, die sterben. Heute sind acht Kinder getötet worden."

Herzog und Steinmeier im Kibbuz Be'eri

Nur wenige Kilometer entfernt dringen Artilleriefeuer und Detonationen nach Israel herüber. Die Blicke von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Israels Präsident Izchak Herzog und ihrer Frauen richten sich in den Himmel, als eine israelische Drohne über ihren Köpfen kreist.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen besuchten sie den Kibbuz Be'eri als einen der letzten Stopps auf Steinmeiers Israel-Reise. Steinmeier sprach auch das Leid der Menschen im Gazastreifen an: "Gleichzeitig hören wir heute ganz real die Einschläge in Gaza und wissen auch dort leiden Unschuldige, auch dort sterben Kinder." Gewalt, Terrorismus und Zerstörung dürften niemals das letzte Wort behalten, appellierte der Bundespräsident. "Unsere Menschlichkeit muss stärker sein."

Hamas tötete mehr als 130 Menschen in Be'eri

Mehr als 130 Menschen sind am 7. Oktober in Be'eri von der Hamas getötet worden, mehr als 30 entführt. Sechs sind noch immer Geiseln, alle sechs wurden von Israel für tot erklärt.

"Ihr Schicksal ist eine offene Wunde. Deutschland vergisst sie nicht. Ich vergesse sie nicht", betonte Steinmeier, der einen Architektenentwurf vorstellte für die neue Kunstgalerie Be'eris, die am 7. Oktober niederbrannte. Mit bereits zugesagten sieben Millionen Euro aus Deutschland soll hier ein Neubau entstehen für Kunst und als Begegnungsstätte im Herzen Be'eris. Sie könnte der Gemeinde, aus der noch immer die meisten Bewohner geflüchtet sind, neues Leben einhauchen.

Noch immer Schutt und Asche

Wenn man durch den Teil Be'eris läuft, der am schlimmsten getroffen wurde von den Angriffen, fühlt man sich wie in einer Zeitkapsel. Der Stadtteil, in dem vorwiegend alte Menschen lebten, liegt noch immer in Schutt und Asche. Schuhe, Fernbedienungen und Möbelteile vermischen sich neben durchgeschossenen Mauern mit Trümmern und Glassplittern.

Soll man den Schrecken sichtbar stehen lassen und an das Massaker erinnern - oder neu bauen, wie die Kunstgalerie, und die Erinnerungen an das Trauma verblassen lassen? Keine leichte Frage für die Bewohner von Be'eri, die noch immer geflüchtet sind.

"Wir wollen nach Be'eri zurück"

Zu ihnen gehört Sarah Cohen, die das Massaker mit ihren vier Kindern und ihrem Mann knapp überlebte: "Wir wollen nach Be'eri zurück. Ich habe hier 25 Jahre meines Lebens verbracht. Wenn ich durch die Straßen gehe, erinnere ich mich an all meine Freunde, die ich verloren habe." Dass Deutschland die Galerie neu aufbaue, bedeute für sie, dass sie einen schönen Ort sehe, etwas Neues, wenn sie zurückkomme. "Ich habe dann nicht mehr meine alten Erinnerungen, sondern neue."

Cohen plädiert für einen Waffenstillstand, damit die noch 58 Geiseln im Gazastreifen zurückkommen. Dafür macht sich auch der deutsche Bundespräsident stark. Cohen findet das gut. Weniger konkret drückt sich Präsident Herzog aus, dafür aber verhalten optimistisch. Er glaube daran, dass Israel Frieden haben werde mit den Nachbarn in der Region.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Mai 2025 um 23:33 Uhr.