
UN-Ozeankonferenz Neue Impulse zum Schutz der Weltmeere gesucht
Sie liefern Nahrung und sind ein wichtiger Teil des Klimasystems. Doch wegen des Klimawandels und der Vermüllung sind die Ozeane derzeit in einem schlechten Zustand. In Nizza beraten Vertreter von etwa 130 Staaten über mögliche Lösungen.
Klimawandel, Überfischung und Verschmutzung setzen den Ozeanen zu. Vertreter von etwa 130 Staaten beraten deshalb in den kommenden fünf Tagen im südfranzösischen Nizza über mögliche Lösungen zum Schutz der Weltmeere.
Macron fordert mehr Einsatz
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron empfing am Sonntagabend als Gastgeber bereits zahlreiche Staats- und Regierungschef zu einem Eröffnungsdinner.
Macron rief vor dem Gipfel zum internationalen Einsatz für den Meeresschutz auf. "Wir sind verpflichtet, uns zu mobilisieren, denn die Erkenntnisse der Wissenschaft sind eindeutig", sagte Macron. Das Kürzen von Geldern für die Wissenschaft sei ein "riesiger Fehler", sagte er mit Blick auf die USA, die in diesem Jahr keine offizielle Delegation zur UN-Ozeankonferenz entsenden.
Schneider plädiert für mehr Forschung
Aus Deutschland sind Bundesumweltminister Carsten Schneider und Experten aus mehreren anderen Ministerien dabei. Schneider hatte am Nachmittag auf dem neuen Forschungsschiff "Malizia Explorer" des Extremseglers Boris Herrmann an der Schiffsparade zum Auftakt des Ozeans-Gipfels teilgenommen. "Meeresforschung ist das Fundament jeder guten Politik für den Ozeanschutz, denn nur was wir kennen, können wir schützen", sagte er nach Angaben seines Sprechers.
Der SPD-Politiker sprach demnach zudem mit dem Präsidenten der Kapverden, José Maria Neves, über die Ausbildung westafrikanischer Meeresschützer mit deutsche Unterstützung in dem Inselstaat. Die dort ausgebildeten Wissenschaftler sollen künftig Hochsee-Schutzgebiete ausweisen, sobald ein entsprechender UN-Vertrag ratifiziert ist.
Entscheidende Schritte bis 2030
Die alle vier Jahre stattfindende UN-Ozeankonferenz gilt als wichtigster internationaler Gipfel für den Meeresschutz. Nach Treffen in New York 2017 und in Lissabon 2022 findet sie nun zum dritten Mal statt. Die Konferenz soll vor allem neuen Schwung in Beratungen zu etlichen Meeresthemen bringen, auch wenn Entscheidungen dazu teils erst später fallen.
So will die Weltgemeinschaft bis 2030 beim Schutz und Erhalt der Ozeane erheblich vorankommen - Schutzzonen sollen ausgewiesen, illegale Fischerei beendet und die Meere verstärkt von Plastik befreit werden.
Signal zum Tiefseebergbau erhofft
Ein weiterer Schwerpunkt soll der Umgang mit Tiefseebergbau sein: Deutschland und Dutzende weitere Länder wollen eine vorsorgliche Pause vor allem beim Abbau sogenannter Manganknollen auf dem Boden der Hohen See erreichen. Studien zeigen große Gefahren der Bewirtschaftung für die dortigen Ökosysteme auf.
Im Sommer will die Internationale Meeresbodenbehörde ISA sich erneut zusammensetzen und über ein weltweit akzeptiertes Regelwerk für den Tiefseebergbau beraten. Von Nizza könnte auch für diese Verhandlungen ein Signal ausgehen. Sorgen bereitet bei dem Thema aktuell, dass die USA Tiefseebergbau auch in internationalen Gewässern erwägen.
Entwurf für Aktionsplan enttäuscht Umweltorganisationen
In Nizza dürfte es etliche Ankündigungen geben, etwa für eine Bestandsaufnahme der Verschmutzung der Meere. Vor allem soll am Ende aber der "Aktionsplan von Nizza" stehen, eine Auflistung von Selbstverpflichtungen der einzelnen Länder.
Aus Sicht von Greenpeace fällt der Entwurf jedoch "dramatisch hinter die Erwartungen zurück". Das Dokument sei zu unkonkret, eine vorsorgliche Pause beim Tiefseebergbau werde nicht erwähnt, auch von einer Reduzierung der Plastikproduktion sei keine Rede.
Auch OceanCare meint: "Das, was da drinnen steht, wird das Blatt nicht wenden." Die Organisation fordert etwa ein Bekenntnis dazu, die Suche nach Öl- und Gasfeldern im Meer einzustellen und bei der Dekarbonisierung der Schifffahrt mit konkreten Maßnahmen wie etwa einer Geschwindigkeitsreduzierung voranzukommen.
Gastgeber Frankreich ist zwar zufrieden, räumt aber ein: "Natürlich liegt das unter dem, was die motiviertesten Staaten und solche mit dem größten Tatendrang sagen könnten."
Wichtige Ökosysteme
Die Ozeane bedecken mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche und spielen ökologisch und wirtschaftlich eine herausgehobene Rolle. Mehr als drei Milliarden Menschen hängen Schätzungen zufolge für ihren Lebensunterhalt direkt von den Weltmeeren ab.
Die Ökosysteme sind zudem entscheidend im Klimasystem und verfügen über eine enorme Artenvielfalt. Riesige Teile der Wärme, die durch den Anstieg der Treibhausgasemissionen entsteht, schluckt der Ozean.
Die Durchschnittstemperatur der Meere ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen und das Wasser ist erheblich saurer geworden. Lebende Korallenriffe haben seit 1870 rund die Hälfte ihrer Fläche verloren. Und neben dem Klimawandel machen den Ozeanen auch Überfischung und Verschmutzung zu schaffen.