Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel als Oberhaupt der orthodoxen Kirchen unterzeichnete den Erlass.

Abspaltung von Moskau Patriarch erkennt ukrainische Kirche an

Stand: 05.01.2019 18:20 Uhr

Die ukrainische orthodoxe Kirche hat die Loslösung vom russischen Patriarchat formal vollzogen. Präsident Poroschenko sprach von einem "historischen Ereignis" und einem "großen Tag" für die Ukraine.

Die orthodoxe Nationalkirche der Ukraine ist formal für eigenständig erklärt worden. Der Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel als Oberhaupt der orthodoxen Kirchen unterzeichnete bei einer Zeremonie in Istanbul einen entsprechenden Erlass.

Am 15. Dezember hatten sich in Kiew zwei orthodoxe ukrainische Kirchen vereinigt, die sich 1921 und 1992 von dem orthodoxen Patriarchat in Moskau abgespalten hatten. Mit ihrem Zusammenschluss zu der neuen orthodoxen Kirche der Ukraine ebneten die beiden bis dahin nicht anerkannten Kirchen den Weg für ihre Anerkennung durch Bartholomaios I. Die Ukrainer seien nach Jahrhunderten endlich frei von externen Einflüssen, sagte Bartholomaios in einer Ansprache.

Präsident Poroschenko spricht von "Mut"

Präsident Petro Poroschenko, der sich Ende März der Wiederwahl stellen muss, hatte im Konflikt mit Russland für eine unabhängige ukrainische Kirche geworben. Er dankte Bartholomaios für "den Mut zu dieser historischen Entscheidung". "Unter den 15 Sternen der orthodoxen Kirchen der Welt ist ein ukrainischer Stern erschienen", sagte Poroschenko nach der Zeremonie.

Patriarch Bartholomaios

Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel als Oberhaupt der orthodoxen Kirchen unterzeichnete den Erlass.

Autonom agiert

Zum Oberhaupt wurde im Dezember der Metropolit Epifani von Perejaslaw gewählt. Die russisch-orthodoxe Kirche brach daraufhin die Beziehungen nach Istanbul, dem Zentrum der orthodoxen Welt, ab. Ein Sprecher einer weiterhin russlandtreuen Kirche in der Ukraine sagte der Nachrichtenagentur Ria-Nowosti: "Dieses Vorgehen wird der Ukraine nichts als Probleme, Spaltung und Sünde bringen."

Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte trotz ihrer Zugehörigkeit zum Moskauer Patriarchat auch schon zuvor weitgehend autonom agiert. Im Konflikt mit Russland, das 2014 die ukrainische Halbinsel Krim annektierte und im Osten des Landes Rebellen unterstützt, ist eine Loslösung aber für viele Ukrainer eine wichtige symbolische Geste.

Ukrainische Geistliche wurden dadurch dazu gezwungen, ebenfalls Stellung zu beziehen, ob sie bei den russlandtreuen ukrainischen Kirchen bleiben oder der neuen Kirche angehören wollen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. Januar 2019 um 18:00 Uhr.