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Regierungsbericht Australiens Jugendliche umgehen Social-Media-Verbot
Als erstes Land der Welt beschloss Australien ein Nutzungsverbot Sozialer Medien für Jugendliche unter 16 Jahren. Eine Regierungsbehörde bemängelt nun: Bisherige Maßnahmen der Plattformen können mühelos umgangen werden.
Seit November gilt in Australien ein Gesetz, das Jugendlichen unter 16 Jahren die Nutzung von Social Media verbietet. Australien will mit diesem Umgang weltweit eine Vorreiterrolle einnehmen. Ein neuer Bericht zeigt aber: Bisherige Kontrollen nützen wenig.
Der Untersuchung der australischen Online-Sicherheitsbehörde eSafety zufolge kann das Verbot "problemlos" umgangen werden - und das wird es offenbar auch. Die Mindestalterregeln seien schlecht durchgesetzt, heißt es. Die meisten Kinder müssen demnach bei der Anmeldung lediglich ihr Alter angeben.
80 Prozent zwischen 8 und 12 Jahren nutzen mindestens einen Dienst
Der Bericht der Regierungsbehörde berücksichtigt einerseits die Ergebnisse einer landesweiten Umfrage von Kindern zwischen 8 und 15 Jahren. Außerdem fließen die Angaben der Social-Media-Plattformen darüber ein, wie sie die Altersbeschränkungen durchsetzen.
80 Prozent der befragten australischen Kinder zwischen 8 und 12 Jahren sowie 95 Prozent der Jugendlichen von 13 bis 15 Jahren nutzten den Angaben zufolge im vergangenen Jahr eine oder mehrere Plattformen wie Facebook, Instagram, Reddit, Snapchat, TikTok, Twitch oder YouTube. Von diesen Kindern griffen demnach 54 Prozent über das Konto ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten zu; 36 Prozent hatten ein eigenes Konto bei mindestens einem dieser Dienste.
Plattformen vertrauen bisher auf Selbstauskünfte
Bei der Durchsetzung verließen sich die Sozialen Medien weitgehend auf Selbstauskünfte der Kinder. Zusätzlich zu den Altersangaben setzten Snapchat, TikTok oder Twitch Sprachanalyse-Technologien ein, um Nutzer unter 16 Jahren zu erkennen, heißt es im Report.
Das australische Gesetz wurde allerdings erst um November 2024 beschlossen. Plattformen haben ein Jahr Zeit, um Maßnahmen umzusetzen. Und bis dahin sei noch erhebliche Arbeit nötig, sagt eSafety-Chefin Julie Inman Grant.
"Es steht also einem 14-Jährigen nichts im Wege, beispielsweise ein falsches Alter oder Geburtsdatum einzugeben und ein uneingeschränktes Erwachsenenkonto einzurichten, das diese zusätzlichen Sicherheitsfunktionen nicht bietet", so Grant.
Kritik: Plattformen unterschätze jugendliche Nutzerzahlen
Die Plattformen würden deshalb gar nicht wissen, wie viele Kinder und Jugendliche ihre Dienste tatsächlich nutzen - und sie vermutlich unterschätzen, kritisiert sie. "Einige Plattformen machen es außerdem sehr schwierig, minderjährige Nutzer zu melden, die sich heute auf ihren Plattformen befinden."
Man könne nicht erwarten, dass die Social-Media-Dienste allein handeln. "Eltern und Erzieher, Pädagogen, Politiker und Technologieentwickler müssen alle ihren Teil beitragen, sicherere digitale Räume zu schaffen", betonte sie.
Mit der Branche und anderen Interessenvertretern sollen nun Gespräche darüber folgen, wie das Gesetz strenger umgesetzt werden kann. Der Bericht sagt auch: Die überwiegende Mehrheit der Dienste habe bereits Untersuchungen durchgeführt, um ihre vorhandenen Alterssicherungsinstrumente zu verbessern oder sich mit neuen und zusätzlichen Instrumenten zu befassen.