Bundestagswahl 2025

AfD nach der Wahl Jubel, aber wenig Euphorie
Die AfD hat ihr Ergebnis im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 verdoppelt. In der Partei hatten sich einige jedoch sogar noch mehr erhofft. Und so manche neue Abgeordnete könnten zum Problem werden.
Als Kanzlerkandidatin Alice Weidel kurz nach 18 Uhr auf die Bühne in der Bundesgeschäftsstelle der AfD tritt, strahlt sie. Ihre Partei hat nach den ersten Prognosen ein Rekordergebnis einfahren. Mit etwas mehr als 20 Prozent konnte sie das Ergebnis im Vergleich zu 2021 verdoppeln. Damals holte die Partei 10,4 Prozent.
Die Stimmung bei den Besucherinnen und Besuchern - unter ihnen AfD-Bundestagsmitglieder und -Landespolitiker - im kleinen Saal der Bundesgeschäftsstelle ist gut. Es gibt durchaus Jubel und Applaus für Weidel - aber Euphorie klingt anders. "Einige haben erwartet, dass die Balken in den Himmel wachsen", sagt ein AfD-Nachwuchspolitiker.
Weidel: Keine Kompromisse nötig
Die beiden Parteichefs Weidel und Tino Chrupalla wissen, dass sie keine Machtoption haben und eine weitere Legislaturperiode in der Opposition verbringen müssen. Und so versuchen sie, die Union schon am Wahlabend unter Druck zu setzen. Die eigene Hand sei ausgestreckt, die CDU müsse sie nur ergreifen. Ansonsten sei eben kein Politikwechsel möglich.
Als sie gefragt wird, welche Kompromisse sie denn eingehen würde, behauptet Weidel, es seien gar keine Kompromisse nötig, weil die CDU ja das Wahlprogramm der AfD abgeschrieben habe. Die AfD-Spitze sieht nicht, dass sie sich verändern muss. Sie hofft darauf, so viel Druck ausüben zu können, dass die "Brandmauer zerbröselt".
Höcke: AfD kein "Juniorpartner"
Dabei gibt es durchaus andere Stimmen in der Partei, die einen Strategiewechsel für sinnvoll hielten. Björn Höcke wiederum, der auch zur Feier angereist ist, gibt zu Protokoll, dass man "nicht als Juniorpartner für die Union zur Verfügung stehe".
Innere Sicherheit und Zuwanderung wurden nach den Anschlägen von Magdeburg, Aschaffenburg und München zu den wichtigsten Themen des kurzen Winterwahlkampfs - und das spielte der AfD in die Karten. Auch deswegen sind viele Parteimitglieder mit dem Wahlkampf der AfD generell zufrieden. Professionalisiert hat man sich auch, was die großen Veranstaltungen angeht, bei denen Prominente wie Elon Musk zugeschaltet waren.
Kritik an manchem TV-Auftritt von Weidel
Hinter vorgehaltener Hand gibt es allerdings auch Kritik an Kanzlerkandidatin Weidel. Manche ihrer TV-Auftritte hätten nicht unbedingt geholfen, bei denen sie patzig und belehrend auf Bürgerfragen geantwortet habe.
Am Nachmittag erklären mehrere AfD-Politiker, zum Beispiel Parteisprecher Stephan Brandner, dass man so viele Stimmen bekommen wolle, dass man eigene Untersuchungsausschüsse auf den Weg bringen könne. Dafür müsste die AfD-Fraktion ein Viertel der Mitglieder des Bundestags stellen; bisher sieht es allerdings nicht danach aus. Zum Beispiel hätte die Fraktion gern einen "Corona-Untersuchungsausschuss" eingesetzt.
Immer wieder formulieren AfD-Politiker die Hoffnung, dass drei Parteien für eine Regierung nötig sind. Die Hoffnung: Eine neue Regierung soll nichts hinbekommen, damit das Vertrauen in die Lösungskompetenz der anderen Parteien weiter erschüttert wird.
Welche Rolle werden Krah und Helferich spielen?
Doch mit dem großen Wahlerfolg stehen auch ziemlich große Herausforderungen für den Fraktionsvorstand im Bundestag an. Plötzlich müssen doppelt so viele Abgeordnete gemanagt werden wie bisher - darunter viele Unbekannte. Und einige, die als "Problembären" beschrieben werden.
Allen voran Maximilian Krah, Spitzname "Schampus Max", der sein Intermezzo im europäischen Parlament beendet und nun in den Bundestag einzieht. Welche Rolle wird er spielen? Viele, mit denen das ARD-Hauptstadtstudio gesprochen hat, bezweifeln, dass er sich in die Fraktion eingliedern will.
Auch Matthias Helferich aus Nordrhein-Westfalen, der sich selbst als das "freundliche Gesicht des Nationalsozialismus" bezeichnete, wird als "Problembär" genannt. Es ist noch unklar, ob er wirklich Teil der Fraktion wird.
Parteichefin Weidel gibt sich locker: Man werde "entspannt Politik für unser Land machen". Und schiebt dann noch hinterher: "Wir werden die anderen jagen." So viel Gauland muss sein.