DeutschlandTrend

ARD-DeutschlandTrend Sorge vor einem erneuten großen Krieg in Europa

Stand: 08.05.2025 16:59 Uhr

80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sorgen sich laut ARD-DeutschlandTrend zwei von drei Deutschen, dass es wieder zu einem großen Krieg in Europa kommen könnte. Eine Mehrheit unterstützt die Erinnerungskultur.

80 Jahre ist es nun her, dass hochrangige deutsche Offiziere in Berlin-Karlshorst jene Erklärung unterzeichneten, "die Kampfhandlungen um 23.01 Uhr mitteleuropäischer Zeit am 8. Mai 1945" einzustellen. In vielen Ländern wird heute deshalb wieder des Endes des Zweiten Weltkriegs gedacht.

Gleichzeitig hat sich in der deutschen Bevölkerung das Gefühl verändert, mit dem diese Erinnerung aufrechterhalten wird: Noch vor gut zehn Jahren zeigte sich nur eine Minderheit besorgt, dass es wieder zu einem großen Krieg in Europa kommen könnte. Im aktuellen ARD-DeutschlandTrend aber äußern 64 Prozent, also fast zwei Drittel, sehr große oder große Sorgen vor einem erneuten großen Krieg in Europa.

Diese Sorge ist im Osten (69 Prozent) etwas stärker ausgeprägt als im Westen (62 Prozent), unter Frauen (73 Prozent) größer als unter Männern (53 Prozent). Aber sie wird über verschiedene Bildungs- und Einkommensgruppen und von Anhängern aller im Bundestag vertretenen Parteien mehrheitlich geteilt. Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor gut drei Jahren ist der Blick der Deutschen spürbar sorgenvoller geworden.

Zugeständnisse an Russland umstritten

Während auch in der Ukraine und Russland in diesen Tagen des Endes des Zweiten Weltkriegs gedacht wird, dauert der russische Angriffskrieg auf sein Nachbarland unverändert an. Zuletzt hatte insbesondere US-Präsident Donald Trump seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj zu Zugeständnissen an Russland gedrängt, um einem Kriegsende näher zu kommen.

Auch in der deutschen Bevölkerung ist mit anhaltendem Krieg in der Ukraine die Gruppe jener gewachsen, die solche Zugeständnisse als Voraussetzung für ein Kriegsende sehen: Ein Jahr nach dem russischen Einmarsch sagte das gut jeder Dritte (35 Prozent). Im Dezember 2024 war es dann gut die Hälfte (53 Prozent). Aktuell halten es noch 47 Prozent für nötig, dass die Ukraine gewisse Gebiete an Russland abtritt, um den Krieg beenden zu können; 40 Prozent sehen das anders.

Gleichzeitig aber betonen konstant drei Viertel der Deutschen (77 Prozent), in erster Linie müsse die Ukraine entscheiden, wann sie sich auf Verhandlungen mit Russland einlasse. Einen ukrainischen Beitritt zur NATO schließt Trump mittlerweile aus. Unter den Deutschen indes würde knapp jeder Zweite (48 Prozent) ihn langfristig befürworten; vier von zehn (40 Prozent) sprechen sich dagegen aus.

NS-Gedenken weitgehend akzeptiert

Gedanken an den Krieg in der Ukraine und Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges, das Heute und das Gestern - all das kommt dieser Tage zusammen. Dass die Erinnerungskultur an die Gräueltaten des Nationalsozialismus in Deutschland aufrecht erhalten wird, findet hierzulande derweil mehrheitliche Unterstützung.

Jeder Zweite (50 Prozent) findet es angemessen, wie in Deutschland an die Verbrechen des Nationalsozialismus gedacht wird. Weitere 22 Prozent finden sogar, dass an diese zu wenig erinnert wird - ein Anstieg von fünf Punkten in den vergangenen fünf Jahren. In der jüngeren Gruppe der 18- bis 34-Jährigen findet gut jeder Dritte (35 Prozent), es müsste mehr für die Erinnerungskultur getan werden. Unter den Linken-Anhängern (53 Prozent) ist es sogar mehr als die Hälfte.

Gleichzeitig vertreten 23 Prozent der Deutschen die Meinung, es werde im Gegenteil zu viel an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert (-2 im Vergleich zu 2020). Unter den AfD-Anhängern sagt das fast jeder Zweite (47 Prozent).