
Organisierte Kriminalität Razzia in vier Bundesländern gegen Mafia
In vier Bundesländern sowie in Italien hat es Razzien gegen die Organisierte Kriminalität gegeben. Dabei wurden mehrere Personen festgenommen, unter ihnen ist auch ein deutscher Polizist.
Mehrere Hundert Polizisten sind in vier Bundesländern mit einer Razzia gegen die Mafia und Organisierte Kriminalität vorgegangen. Das teilte die Polizei in Aalen mit. Demnach liefen Untersuchungen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und auch in Italien.
Nach Angaben der italienischen Polizei wurden bei dem gemeinsamen Einsatz insgesamt 29 Menschen festgenommen, davon 20 in Italien.
Den Ermittlern zufolge wurde dabei auch ein deutscher Polizist festgenommen. Er soll die kalabrische Mafia 'Ndrangheta unterstützt haben, wie Staatsanwaltschaft und Polizei in Waiblingen mitteilten. Der Polizeibeamte gehöre der Landespolizei Baden-Württemberg an und sei beim Polizeipräsidium Aalen beschäftigt. Gegen den 46 Jahre alten Polizeihauptmeister sei Haftbefehl wegen Geheimnisverrats erlassen worden.
Ermittler arbeiten mit italienischen Behörden zusammen
Bei der Aktion am Morgen wurden nach Angaben der Polizei mehrere Wohnobjekte durchsucht. Im Fokus der Razzia in Deutschland stand Baden-Württemberg. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Stuttgart erstreckten sich die Maßnahmen auf Stuttgart, Fellbach, Kernen im Remstal, Weinstadt, Rudersberg, Schorndorf, Waiblingen, Steinheim/Murr, Kuppenheim und Mühlacker.
Der Einsatz gehe auf eine Ermittlungskooperation mit den italienischen Behörden zur Bekämpfung der Mafia und Organisierten Kriminalität zurück, hieß es weiter. Unterstützt werden die Ermittlungen nach Angaben der italienischen Polizei zudem durch das Interpol-Projekt I-CAN (Interpol Cooperation Against 'Ndrangheta).
Mit der Hilfe des Projekts wurden laut Interpol seit seinem Start 2020 weltweit schon mehr als 100 Verdächtige festgenommen. An dem Projekt sind demnach etwa 20 Länder beteiligt, hauptsächlich Deutschland und Italien engagieren sich dort verstärkt.
Festgenommenen wird Verbindung zu 'Ndrangheta vorgeworfen
Von den 20 Verdächtigen in Italien befinden sich nun 13 im Gefängnis, sieben wurden unter Hausarrest gestellt. Ihnen werden Verbindungen zur kalabrischen Mafia 'Ndrangheta vorgeworfen, teilte die italienische Polizei mit. Die Verdächtigen konnten in den Provinzen Cosenza und Crotone in Kalabrien aufgespürt werden. Sie sollen am Aufbau einer kriminellen Organisation beteiligt gewesen sein, die auch in Deutschland ihre Ableger haben soll.
Die Mafia-Organisation 'Ndrangheta aus der süditalienischen Region Kalabrien ist eine der großen Verbrecherbanden Italiens mit Beziehungen in die ganze Welt. Sie gilt als gefährlicher als die sizilianische Cosa Nostra oder die Camorra aus Neapel. Den größten Teil ihres Geschäfts macht die 'Ndrangheta mit Rauschgift. Nach Einschätzung von Experten hat sie eine dominante Stellung auf dem europäischen Kokain-Markt. Dabei ist sie auch in Deutschland aktiv.
Italienische Mafia in Baden-Württemberg aktiv
Nach einer Auskunft des Innenministeriums im April 2024 leben in Baden-Württemberg rund 170 Personen, die das dortige Landeskriminalamt der Organisierten Kriminalität zurechnet. Dort tätige Mafiaorganisationen seien die 'Ndrangheta, Cosa Nostra, Camorra und Sacra Corona Unita. Die regionale Verteilung der rund 170 Personen zeige eine Häufung im Bodenseeraum und im Großraum Stuttgart.
Nicht nur als Rückzugsraum, sondern auch als Aktionsraum nutzten kriminelle Organisationen nach Art der italienischen Mafia die wirtschaftlich und geografisch günstige Lage Baden-Württembergs. Das Spektrum der Straftaten geht laut Ministerium dabei vom betrügerischen Handeln mit Lebensmitteln über den illegalen Rauschgifthandel, Waffendelikte und Geldwäsche bis hin zum Steuerbetrug.
In Baden-Württemberg sei bislang keine Zusammenarbeit von verschiedenen Gruppierungen festgestellt worden, hieß es in der Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der FDP im Landtag. Experten italienischer Antimafiabehörden vertreten jedoch die Auffassung, dass die Gruppierungen bei Erforderlichkeit und beiderseitigem Vorteil auch temporär beziehungsweise im Einzelfall zusammenarbeiten.