
AfD-Jugendorganisation Das Ende der "Jungen Alternative"
Die AfD löst ihre Jugendorganisation "Junge Alternative" endgültig auf. Sie ist - anders als die Gesamtpartei - gesichert rechtsextrem. Nun soll bis Ende des Jahres eine neue Jugendorganisation aufgebaut werden.
Sie ziehen mit Megafon und Transparenten durch die Straßen und rufen "Remigration": Der Ton der "Jungen Alternative" (JA) war immer lauter und radikaler als bei der AfD. Der Nachwuchs der Partei stellt Videos ins Netz und trifft damit auch ein Lebensgefühl. "Simson statt Lastenrad" heißt es zum Beispiel im Wahlkampf im Osten.
Das Moped der DDR ist wieder Kult, und das weiß die JA zu nutzen. Heute noch werde er darauf angesprochen, erzählt der bisherige Thüringer Landesvorsitzende Eric Engelhardt. Er werde immer wieder nach den Simson-Plakaten gefragt, "die sich die jungen Leute ins Kinderzimmer oder die Wohnstube hängen".
"Junge Alternative" bisher eigenständiger Verein
Vor knapp zwei Jahren hat der Verfassungsschutz die "Junge Alternative" als gesichert rechtsextrem eingestuft. Eric Engelhardt kann das nicht nachvollziehen. Man sei doch nicht radikal. Man habe aber "durchaus den Finger in die Wunden gelegt und das auch auf eine provokante Art und Weise".
Diese provokante Art hat nicht allen in der Parteispitze zugesagt. Bislang konnte die Mutterpartei nicht immer durchgreifen. Denn die "Junge Alternative" war ein eigenständiger Verein. Es war nicht notwendig, gleichzeitig Mitglied in der AfD zu sein. So konnten die jungen Leute ein Stück weit machen, was sie wollten.
AfD will Möglichkeit zur Sanktionierung
Nach langer Debatte trennt sich die AfD im Januar von der JA. Als die Zwei-Drittel-Mehrheit dafür steht, ist der Jubel auf dem Parteitag in Riesa groß. Auch bei Dennis Hohloch. Der ist gerade der Parteijugend entwachsen, sitzt im Bundesvorstand und kümmert sich jetzt darum, dass eine neue Jugendorganisation entsteht. Das sei ein "Schutzschild" gegenüber dem Verfassungsschutz, der die alte JA einfacher verbieten könnte.
Jetzt gibt es für Hohloch auch "den Nebeneffekt, dass wir durch eine Parteistruktur auch Sanktionsmaßnahmen durchsetzen können - wie das in jeder anderen Partei auch möglich ist." Heißt, auch Mitglieder rauswerfen, denn der neuen Jugendorganisation kann nur beitreten, wer auch Mitglied in der AfD ist. Die Partei verschickt jetzt Briefe an alle, die jünger als 36 sind. Mit der Frage, ob sie auch Teil der neuen Parteijugend werden wollen.
AfD-Jugend soll rebellisch bleiben
Die AfD will also mehr Kontrolle. Aber: Die Jugend müsse weiter rebellisch sein, betont Dennis Hohloch. "Wenn die Jugendorganisation zukünftig nur ein anderer Teil der Partei ist, dann ist sie ja keine Jugendorganisation und hätte keine Daseinsberechtigung."
Wo sind die Grenzen? Sind sie überschritten, wenn, wie nach der Landtagswahl in Brandenburg, zu einem Abschiebesong getanzt wird? Für Hohloch nicht. Er sagt: "Mein Gott. Wir haben die Wahl gewonnen in Brandenburg, es war gute Stimmung. Da kann so was mal passieren." Und für den Thüringer Eric Engelhardt braucht so ein Song einfach eine klare Botschaft: "Wenn man sämtliche Parameter in so einem Lied noch berücksichtigen will, dann ist das am Ende des Tages wenig musikalisch und würde am Ende auch weniger Reichweite erzielen."
Mäßigung nicht in Sicht
Wird sich die Parteijugend mäßigen? Der Politikwissenschaftler Wolfgang Schröder glaubt nicht daran. Er geht davon aus, dass die Jugendorganisation weiterhin der dynamisch-aggressive Teil der AfD sein wird. Das komme an bei der Jugend, könne aber dauerhaft zum Problem für die AfD werden.
Radikalisierung habe die AfD stark gemacht. Aber wenn sie im politischen System Macht ergreifen wolle, müsse sie koalitionsfähig werden. "In diesem Sinne könnte die Jugendorganisation ein Problem auf dem Weg zur Koalitionsfähigkeit der AfD sein", so Schröder.
"Idealistisch, patriotisch und auch provokativ"
Der Thüringer Engelhardt war dagegen, die Jugendorganisation aufzulösen. Jetzt will er aber nicht zurückschauen, sondern nach vorn. "Ich sage immer, wir wollen nicht wie manche Leute bei der Jungen Union sein, die ihren Konfirmationsanzug noch im Schrank hängen haben und sich denken: Hm, Politiker könnt ich ja auch noch werden." Er wolle eine neue Jugendorganisation, "die idealistisch, patriotisch und auch provokativ ist". Wobei in Zukunft auch ein Mittelweg zwischen Provokation und Professionalität gefunden werden müsse.
Professioneller werden - das möchte die AfD. Sie lockt die Jugend mit mehr Geld für die neue Organisation. Wie sie heißen wird, darüber wird noch diskutiert. Vielleicht kommt ein neuer Name, vielleicht bleibt es auch beim Namen "Junge Alternative".
Der Sound der JA ist längst oben angekommen, auch bei Parteichefin Alice Weidel. "Wenn es dann 'Remigration' heißt, dann heißt es eben 'Remigration'", ruft sie beim Parteitag in Riesa von der Bühne. Bis zum Ende des Jahres soll die neue Jugendorganisation stehen.