Olaf Scholz, Annalena Baerbock und André Corrêa do Lago stehen zum Abschluss beim 16. Petersberger Klimadialog für ein Foto zusammen.

Petersberger Klimadialog Signale des Zusammenhalts - ohne die USA

Stand: 26.03.2025 17:25 Uhr

Die Herausforderungen für Klimapolitik steigen - auch wegen der Politik von Trumps US-Regierung. Den Petersberger Klimadialog prägten Aufrufe zur Zusammenarbeit. Klimaschutz bringe auch Marktchancen mit sich, erklärte Noch-Kanzler Scholz.

Angesichts massiver geopolitischer Herausforderungen haben Appelle zur Zusammenarbeit den Petersberger Klimadialog geprägt. Durch internationale Formate zum Klimaschutz könnten "alte Klüfte", etwa zwischen Industrie- und Schwellenländern, überwunden werden, betonte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne).

"Wir können diese geopolitischen Zeiten nutzen, um nicht nur gegen den Widerstand zu kämpfen, sondern pragmatischer zu sein und mehr über den Tellerrand zu blicken." Brasilien als Gastgeber der kommenden Weltklimakonferenz zeige, "dass es nicht immer leicht ist, aber dass es eine Lösung gibt, von der wir alle gemeinsam profitieren können", betonte die Ministerin. 

Scholz: "Wer Sicherheit denkt, muss Klima mitdenken"

Der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz sagte in seiner Rede vor dem Petersberger Klimadialog: "Wer Sicherheit denkt, muss Klima mitdenken." Die Bekämpfung des menschengemachten Klimawandels sei eines der wichtigsten sicherheitspolitischen Themen überhaupt.

Weiter kritisierte er die Abkehr der USA vom Pariser Klimaschutzabkommen als einen Irrweg. "Was durch plötzliche Vollbremsungen beim Umwelt- und Klimaschutz allerdings tatsächlich verschwindet, sind wirtschaftliche Chancen", sagte Scholz.

2024 hätten die Investitionen in die globale Energiewende eine Marke von zwei Billionen Dollar überschritten, das entspreche dem Volumen des gesamten weltweiten Ölhandels. Der erneute Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen belastet derzeit die internationale Klimadiplomatie.

Das Potenzial des Ausbaus erneuerbarer Energien unterstrich auch der per Video aus New York zugeschaltete UN-Generalsekretär António Guterres. "Erneuerbare Energien erneuern die Volkswirtschaften, sie treiben das Wachstum an, schaffen Arbeitsplätze, senken die Energierechnungen und reinigen unsere Luft", sagte er. Guterres warb zudem für eine noch stärkere Zusammenarbeit zwischen Regierungen, der Gesellschaft und den verschiedenen Sektoren.

EU-Klimakommissar kündigt neue Klimaziele an

Auch der designierte Präsident der diesjährigen UN-Klimakonferenz in Brasilien, André Correa do Lago, forderte alle Staaten zum Handeln auf und betonte, es gebe keine Alternative zum Multilateralismus. Allerdings müsse beim Klimaschutz "jedes Land seinen eigenen Weg finden", sagte er mit Blick auf die nationalen Klimaziele (NDC), welche die Staaten bis November vorlegen müssen.

EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra kündigte ehrgeizige neue Klimaziele an, um auf den im Pariser Klimaabkommen von 2015 festgelegten Pfad einer Erderwärmung von nicht mehr als 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu kommen. Mit der Vorlage ihres NDC ist die EU bislang in Verzug - ebenso wie auch viele andere Staaten.

Vorbereitung der nächsten Weltklimakonferenz

Beim Petersberger Klimadialog berieten hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus rund 40 Staaten seit Dienstag im Auswärtigen Amt über Lösungen im Kampf gegen die Erderwärmung. Die Konferenz dient der Vorbereitung der nächsten Weltklimakonferenz im November im brasilianischen Belém.

Auf dem Programm standen Beratungen über das anstehende Nachschärfen der nationalen Klimaziele. Diese hätten eigentlich schon vorgelegt werden müssen, was aber die EU und viele weitere Staaten bisher versäumten. Bis spätestens zur Konferenz in Belém soll dies nachgeholt werden. Ein weiterer Schwerpunkt: die vereinbarte finanzielle Unterstützung von Ländern des globalen Südens bei Klimaschutz und Klimaanpassung.

Handlungsdruck wächst

Die aktuellen Aussichten sind düster: Auch nach dem diesjährigen Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zum Stand des Weltklimas setzt sich die Erwärmung fort. Zwar ist es nach Auffassung der Wissenschaftler noch immer möglich, den längerfristigen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen - aber die Herausforderungen wachsen.

Viele Folgen der Erwärmung seien bereits unumkehrbar, zumindest über Hunderte oder Tausende Jahre, so die Wissenschaftler. Dazu gehöre etwa der Eisverlust und der Meeresspiegelanstieg. Der Bericht fasst Daten von nationalen Wetterdiensten, regionalen Zentren der WMO, UN-Partnern und zahlreichen Experten zusammen.

Den vorliegenden Daten zufolge war 2024 wahrscheinlich das erste Kalenderjahr, in dem die globale Durchschnittstemperatur mehr als 1,5 Grad über dem Niveau der vorindustriellen Zeit von 1850 bis 1900 lag. Es wäre damit das wärmste Jahr in der 175-jährigen Beobachtungsgeschichte überhaupt.

Ein einziges Jahr mit einer Erwärmung von mehr als 1,5 Grad bedeute nicht, dass die längerfristigen Ziele des Pariser Klimaabkommens unerreichbar seien, betonte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. Es sei aber ein Weckruf, dass die Risiken für Leben, Wirtschaft und den Planeten wüchsen.