Auf dem Marktplatz in Pforzheim gedenken rund 300 Menschen der Toten durch den Bombenangriff vor 80 Jahren.

Baden-Württemberg Bombardierung von Pforzheim vor 80 Jahren: Gedenktag verläuft friedlich

Stand: 23.02.2025 23:27 Uhr

Pforzheim hat am Sonntag der Zerstörung der Stadt vor 80 Jahren gedacht. An Friedensmärschen nahmen mehrere hundert Menschen teil. Rechtsextreme hielten eine "Fackelmahnwache" ab.

Am Sonntag hat Pforzheim an die Zerstörung der Stadt am 23. Februar 1945 erinnert. Auf der zentralen Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof erinnerte Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) an die Menschen, die bei der Bombardierung Pforzheims vor 80 Jahren ums Leben kamen. Zugleich hätten die Bomben aber auch eine lange Vorgeschichte. Man erinnere daher auch an die Spaltung und politische Radikalisierung der Gesellschaft am Ende der Weimarer Republik, an das "Schweigen der demokratischen Kräfte", das die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten ermöglicht habe.

Pforzheim soll ein Symbol dafür sein, dass aus der Zerstörung Hoffnung erwachsen kann. Peter Boch (CDU), Oberbürgermeister von Pforzheim

Am Sonntagabend gedachten rund 300 Pforzheimerinnen und Pforzheimer mit einem traditionellen Lichtermeer aus brennenden Kerzen auf dem Marktplatz der Opfer der Bombennacht. Um 19:50 Uhr, dem Zeitpunkt des Bombardements, läuteten 22 Minuten lang alle Kirchenglocken der Stadt. So lange dauerten die Luftangriffe.

Demonstrationen gegen Neonazi-Aufmarsch

Wie jedes Jahr hielt der rechtsextreme "Freundeskreis für Deutschland" auf dem Wartberg am Stadtrand eine "Fackelmahnwache" ab. Die Polizei zählte etwa 70 Teilnehmer. In der Vergangenheit demonstrierten auch regelmäßig linke Gruppen gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen. Diesmal gab es erstmals seit vielen Jahren keine solche Demonstration.

Die Polizei ist am Gedenktag regelmäßig mit mehreren Hundertschaften im Einsatz, um ein Zusammentreffen von Linken und Rechten zu verhindern.

Friedenswanderung als Protest gegen Aufmarsch von Neonazis

An Friedensmärschen der Initiative gegen Rechts durch die Innenstadt nahmen am Sonntagnachmittag außerdem etwa 300 Menschen teil. An verschiedenen Stationen erinnerten Redner an Pforzheimer Opfer und Profiteure des Nazi-Regimes - an Unternehmen etwa, die Zwangsarbeiter beschäftigten oder Teile für die Rüstungsindustrie herstellten. Aber auch an Persönlichkeiten, die sich dem Regime widersetzten und verfolgt wurden.

Die Friedenswanderung verstand sich auch als Protest gegen den Aufmarsch der Neonazis.

Kundgebung gegen Rechts auf dem Pforzheimer Marktplatz

Teilnehmer der Friedensmärsche in Pforzheim bei der Abschlusskundgebung

Kerzenmeer und Glockenläuten zum Zeitpunkt des Angriffs

Über den Tag verteilt fanden in Pforzheimer Kirchen Gottesdienste und musikalische Andachten statt, das Kommunale Kino zeigte historische Aufnahmen aus der Bombennacht. Im Kongresszentrum wurde am Abend in großer Besetzung Benjamin Brittens "War Requiem" aufgeführt - unter anderem mit der Badischen Philharmonie, dem Südwestdeutschen Kammerorchester und mehreren Chören.

Hier berichten Zeitzeugen über ihre Erlebnisse während der Pforzheimer Bombennacht:

Bei Bombardierung von Pforzheim stirbt ein Viertel der Bevölkerung

Der 23. Februar 1945 war der dunkelste Tag in der Geschichte Pforzheims. Bei einem 22-minütigen Angriff britischer Bomber versank ein Großteil der Stadt in Schutt und Asche. Fast 18.000 Menschen starben im Bombenhagel und im darauf folgenden Feuersturm - ein Viertel der damaligen Bevölkerung. Keine Stadt in Deutschland hatte in Relation zur Einwohnerzahl mehr Tote zu beklagen.

Sendung am So., 23.2.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

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