Das Amtsgericht Freiburg hat einen Vater zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Er hatte seinen Sohn hilflos zurückgelassen.

Baden-Württemberg Aus Abenteuer wird Alptraum: Vater lässt seinen Sohn im Schwarzwald zurück

Stand: 26.03.2025 16:37 Uhr

Es sollte ein Vater-Sohn-Ausflug mit Freunden werden. Doch für einen Zwölfjährigen endete er auf einer Parkbank - mutterseelenallein und frierend. Dafür wurde sein Vater nun verurteilt.

Der Fall ist ungewöhnlich: Ein Vater unternimmt mit seinen Freunden einen Ausflug in den Schwarzwald. Mit von der Partie ist auch sein zwölfjähriger Sohn. Es wird offenbar gekifft und Alkohol getrunken. Die Stimmung kippt, als zwischen dem 37-jährigen Vater und seinem Sohn ein Streit entbrennt. Es ist dunkel, kalt und regnerisch - inmitten dieser unwirtlichen Szenerie lässt der Vater seinen Sohn allein im Wald zurück.

Stunden später wird der Junge, zitternd vor Kälte, auf einer Parkbank entdeckt. Fast eineinhalb Jahre nach diesem Vorfall sitzt der Vater nun auf der Anklagebank im Amtsgericht Freiburg. Wegen der Aussetzung seines Sohnes wird er zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und fünf Monaten verurteilt. Der 37 Jahre alte Angeklagte habe sich der Aussetzung schuldig gemacht, urteilte das Freiburger Amtsgericht. 

Sohn vergisst Rucksack, Vater geht ohne ihn weiter

Der Vater - ein Ukrainer - und der Junge waren im Oktober 2023 bei einem Treffen mit Landsleuten in Oberried (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) gewesen. Dabei wurde laut Anklage Alkohol und Cannabis konsumiert, auch von dem Jungen. Beim Fußmarsch zurück in Richtung Kirchzarten (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) stritten die beiden, weil der Junge seinen Rucksack vergessen hatte. Laut Anklagebehörde ging der Vater letztlich weiter, ohne auf sein Kind zu achten, und stieg dann in einen Zug. 

Staatsanwaltschaft: Junge hätte erfrieren können

Der leicht bekleidete Junge wurde durchnässt auf einer Parkbank gefunden - es war Zeugenschilderungen zufolge herbstlich kalt und dunkel. Der damals Zwölfjährige war nach Auffassung der Staatsanwaltschaft in Gefahr und hätte erfrieren können. Glücklicherweise sei nichts passiert: Der Junge wurde für eine Nacht in eine Kinderklinik gebracht, schwere Schäden trug er jedoch nicht davon. Er sagte in der Gerichtsverhandlung nicht aus. 

Vater spricht über Alkohol- und Drogenprobleme

Der Angeklagte erzählte vor Gericht vom Tod seiner Frau im Jahr 2019 und seiner Flucht aus der kriegsgeplagten Ukraine. Im November 2022 kam er mit seinen drei Kindern nach Deutschland. Der ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler sprach über seine Alkohol- und Drogenprobleme. Inzwischen sind die Kinder in Obhut und damit seinem Einfluss entzogen.

Angeklagter gesteht Fehler ein

Während der Verhandlung zeigte der 37-jährige Vater Reue. "Es tut mir leid, dass es zu so einer Situation gekommen ist", sagte er laut einer Dolmetscherin. Seine Kinder seien das Wichtigste in seinem Leben. Das Gericht erkannte einen tragischen Hintergrund: Nach dem Tod seiner Frau und der Flucht habe der Angeklagte den Halt verloren. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung kündigten an, auf Rechtsmittel verzichten zu wollen.

Sendung am Mi., 26.3.2025 12:30 Uhr, SWR4 BW Studio Südbaden

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