
Baden-Württemberg S21: Kurzfristige Bauarbeiten sorgen für Behinderungen und Zugausfälle
Wegen einer kurzfristigen Baustelle brauchen Bahnreisende rund um Stuttgart in nächster Zeit wieder viel Geduld. Verkehrsminister Hermann übt heftige Kritik an der Bahn.
Bahnfahrerinnen und -fahrer in der Region Stuttgart müssen seit Samstag wieder Einschränkungen hinnehmen. Grund sind kurzfristige Bauarbeiten für den sogenannten Digitalen Knoten in Stuttgart im Rahmen des Bahn-Projekts Stuttgart 21. Für die Arbeiten müssen die Ferngleise zwischen Zuffenhausen und Nordbahnhof in Stuttgart gesperrt werden. Die aktuelle Sperrung dauert den Angaben nach bis zum 3. März. Danach hat die Deutsche Bahn (DB) auch Sperrungen für die drei folgenden Wochenenden im März angesagt. Das hat Auswirkungen sowohl auf den Fernverkehr als auch den Regionalverkehr. Auch die S-Bahnen sind betroffen, denn in diesen Zeiträumen fahren alle Züge über die S-Bahn-Gleise.
Für die erste Bauphase im Bereich Stuttgart-Feuerbach stünden von Samstag (22.), 1:30 Uhr, bis zum 3. März, einem Montag, um 4 Uhr Arbeiten an Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik an. Diese würden in einer anschließenden zweiten Bauphase vom 8. bis 24. März jeweils von samstags, 4:30 Uhr, bis montags, 1 Uhr, fortgesetzt, wie die DB mitteilt.
Regionalzüge werden über Esslingen umgeleitet
Wegen der Bauarbeiten fallen die Züge der Linien MEX 12 sowie MEX 17a und 17c bis auf wenige Ausnahmen zwischen Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) und dem Stuttgarter Hauptbahnhof aus. Das hat die SWEG Bahn Stuttgart GmbH mitgeteilt, die diese Linien betreibt. Außerdem werden die Züge der Linie MEX 18 zwischen Esslingen und Ludwigsburg umgeleitet. Deshalb entfallen die Halte Stuttgart-Bad Cannstatt und Stuttgart Hauptbahnhof. Um auf die S-Bahn umsteigen zu können, halten die Züge außerplanmäßig in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg).
Viele Fernzüge fallen aus
Fernzüge werden nach Angaben der DB zum Teil umgeleitet und halten als Ersatz für Stuttgart Hauptbahnhof (oben) in Esslingen am Neckar. ICEs und ICs, die sonst über den Stuttgarter Hauptbahnhof fahren, haben dadurch überwiegend längere Fahrzeiten. Zwischen Stuttgart und Karlsruhe entfällt jedoch der Großteil der Fernverkehrsverbindungen. Alternativ bestünden zahlreiche Umstiegsverbindungen über Mannheim.
S-Bahn fährt nur im Halbstundentakt
Außerdem verkehren die Linien S4 und S5 der S-Bahn Stuttgart während der Baumaßnahmen im genannten Streckenabschnitt im 30-Minuten-Takt. Auch auf den beiden Linien RE 1 und RE 8 gibt es Einschränkungen. Zwischen Bietigheim-Bissingen und dem Stuttgarter Hauptbahnhof fahren auch Busse als Ersatz (SEV).
Verbleibende Züge werden wohl sehr voll
Der Fahrgastbeauftragte des Landes Baden-Württemberg rechnet mit erheblichen Problemen. Er hat eine Reisewarnung ausgesprochen, weil er davon ausgeht, dass die verbleibenden Züge über Stuttgart vermutlich überfüllt sein werden. Die Bahnunternehmen verweisen auf die Online-Informationen bei der SWEG, der Bahn oder im DB-Navigator.
Kritisiert wird auch, dass die DB zu kurzfristig beziehungsweise nicht oder nicht ausreichend über die neuen Bauarbeiten informierte. So erhielten Fernreisende, die über Karlsruhe fahren, bespielsweise Anfang der Woche lediglich eine E-Mail mit der Information, dass ihre Reise nicht wie geplant stattfinden kann, aber keine Erklärung, warum sich eine Änderung ergibt und keine Angaben zu Alternativen für die Reise. Auch auf der entsprechenden Website der DB waren die Informationen erst einen Tag vorher zu finden.
Verkehrsminister Hermann lädt Bahn-Vertreter zum Gespräch
Scharfe Kritik übt auch Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Die Bahn habe das Land und die Eisenbahnverkehrsunternehmen (Arverio und SWEG Stuttgart) erst am 14. Januar erstmals und noch ohne die Fahrplandetails über die Sperrung informiert, heißt es in einer Mitteilung. Eine erste Abstimmung der Sperrung mit den Betreibern hätte nach dem DB-Regelwerk bereits im September 2024 angekündigt werden müssen, spätestens im November mit Details, schreibt das Verkehrsministerium.
Wer so plant, sorgt dafür, dass niemand mehr den Zug nimmt. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne)
"Wer so plant, sorgt dafür, dass am Ende niemand mehr den Zug nimmt", sagte Hermann. "Die Bahn informiert viel zu spät über Baustellen, ohne Rücksicht auf Fahrgäste und deren Planungen. Keine der letzten Sperrungen wurde rechtzeitig angekündigt. Jetzt, nur wenige Tage vor der Sperrung, wird die Dauer einfach um mehrere Wochenenden verlängert." Wer auf dem Handy nach seiner Verbindung schaue, könne nach heutigem Stand nicht sicher sein, ob die Daten aktuell sind, so Hermann. Er habe den Eindruck, dass die Bahn aus bisherigen kurzfristigen Sperrungen nichts gelernt hat.
Hermann will Vertreter der DB laut Mitteilung zu einem Gespräch einladen. Kurzfristige Änderungen und Mitteilungen gingen nicht, wenn pro Tag 30.000 Menschen im Regionalverkehr, viele Menschen im Fernverkehr und weitere Zehntausende in den S-Bahnen der Region betroffen seien.
Elektronische Fahrpläne nicht aktuell - Durchsagen in den Zügen
Am Samstagmittag teilte das Verkehrsministerium mit, in den Zügen müssten Durchsagen getätigt werden, dass die elektronischen Fahrpläne nicht mit den realen übereinstimmen. Es wird empfohlen, früher an den Haltestellen zu sein, auf die Durchsagen zu achten und beim Reisen mehr Zeit mitzubringen. Vor allem an diesem Wochenende könne nicht mit der Richtigkeit der elektronischen Fahrplanauskunft gerechnet werden.
Sendung am Sa., 22.2.2025 6:30 Uhr, SWR4 BW Studio Stuttgart