
Baden-Württemberg Bilanz: EnBW übertrifft eigene Ziele bei erneuerbaren Energien
Die Energie Baden-Württemberg EnBW hat 2024 rund 3.500 Stellen neu besetzt. Das Ergebnis lag mit 4,9 Milliarden Euro wie erwartet deutlich unter dem Rekordwert des Vorjahres.
2023 hatte die EnBW das außergewöhnlich hohe operative Ergebnis von knapp 6,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das waren 60 Prozent mehr als im Jahr zuvor - und nun in der aktuellen Bilanz 23 Prozent weniger.
Der Gewinnrückgang war allerdings von Anfang an für 2024 prognostiziert worden. Denn die extrem hohen Preise auf den Großhandelsmärkten für Strom und Gas hätten sich 2024 wieder normalisiert, so die EnBW.
Im Geschäftsjahr 2024 haben wir ein solides Ergebnis erzielt, das uns ermöglicht, unser Investitionsprogramm weiterzuführen. Georg Stamatelopoulos, Chef der EnBW
Erneuerbare Energien erreichen 59 Prozent der Kapazität
Die erneuerbaren Energien machen mittlerweile 59 Prozent der Gesamterzeugungskapazität bei der EnBW aus. Damit wurde das selbst gesteckte strategische Ziel von über 50 Prozent bis 2025 bereits ein Jahr früher erreicht.
Weiter hohe Investitionen in Netzausbau
Vergangenes Jahr hat das Unternehmen mit rund 6,2 Milliarden Euro 27 Prozent mehr als im Vorjahr investiert. Das meiste Geld ging dabei in Wachstumsprojekte wie den Mega-Windpark "He Dreiht" in der Nordsee, den Netzausbau und in moderne Gaskraftwerke.
Die EnBW hat als erster deutscher Energieversorger drei wasserstofffähige Gaskraftwerke gebaut. Das erste in Stuttgart-Münster geht in Kürze in Betrieb. Der Start in den Kraftwerks-Neubauten in Altbach/Deizisau und Heilbronn ist für Ende 2026 geplant.

EnBW-Standort Stuttgart-Münster: Der sogenannte Fuel Switch auf Erdgas ist eine Brückentechnologie etwa auch zu regenerativ erzeugtem Wasserstoff.
Gaskraftwerke ersetzen alte Kohleblöcke
Die Gaskraftwerke ersetzen alte Kohleblöcke. Sie sollen das Stromnetz auch in den Zeiten stabil halten, in denen kein Wind weht oder die Sonne nicht scheint.
Wichtigster Energieträger in Stuttgart-Münster ist Restmüll. Rund 450.000 Tonnen werden pro Jahr verwertet. Zusammen mit den Kraftwerken in Stuttgart-Gaisburg (seit 2018 auf Gas umgestellt) und Altbach/Deizisau sichert der Standort Münster die Strom- und Fernwärmeversorgung im Mittleren Neckarraum.
Insgesamt will der Konzern bis 2030 rund 40 Milliarden Euro in den Ausbau Erneuerbarer Energien und die Strom- und Gasnetze stecken.
Kapitalerhöhung wird verhandelt
Angesichts der hohen Investitionen, speziell in Baden-Württemberg, prüfe man aktuell Optionen, wie die Finanzierung auch in Zukunft gesichert werden könne, so EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos. Die EnBW hat bereits von ihren Anteilseignern die Bereitschaft zu einer möglichen Kapitalerhöhung von rund drei Milliarden Euro signalisiert bekommen. Die Hauptversammlung im Mai müsste zustimmen.
Das Land Baden-Württemberg und neun Landkreise im Südwesten (Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke) halten je 46,75 Prozent der EnBW-Anteile. Der Rest befindet sich im Streubesitz.
Die Entscheidung steht noch aus, es wurden jedoch inzwischen von beiden Hauptanteilseignern die grundsätzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen. Das stimmt mich zuversichtlich. Georg Stamatelopoulos, Chef der EnBW

Die EnBW ist auf allen Wertschöpfungsstufen aktiv: Erzeugung, Handel, Netzbetrieb und Vertrieb von Strom, Wärme und Gas.
EnBW: Fachkräftemarkt hart umkämpft
Getrieben durch den demografischen Wandel und das Konzern-Wachstum will die EnBW bis 2027 etwa 7.800 Stellen besetzen. Dabei spürt das Unternehmen derzeit auch, wie hart umkämpft der Fachkräftemarkt ist. Konzernsprecherin Martina Evers: "Unser Recruiting läuft auf Hochtouren. 2024 konnten wir rund 3.500 Stellen im gesamten Konzern neu besetzen."
Prognose für 2025: Leichtes Gewinn-Wachstum
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die EnBW mit einem operativen Konzernergebnis von 4,8 bis 5,3 Milliarden Euro. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Offshore-Windpark "He Dreiht" nördlich von Borkum bis zum Jahresende vollständig in Betrieb und ans Netz angeschlossen ist.
Die 64 Windräder haben eine installierte Leistung von 960 Megawatt. Damit verdoppelt sich das Offshore-Portfolio der EnBW von bislang 976 Megawatt auf einen Schlag.
EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer betont, die stabilen Erträge seien wichtig, damit die grüne Transformation vorankomme. Die große Bandbreite der verschiedenen Geschäftsbereiche könne marktbedingte Schwankungen ausgleichen. Der Energiekonzern sei widerstandsfähig. Auch weil er inzwischen alles abdecke: von der Erzeugung über den Netzbetrieb bis zum Endkundengeschäft. Konkurrent RWE dagegen betreibt keine Infrastruktur mehr. E.O.N erzeugt keine Energie mehr.
Aktuell haben wir über 1,5 Gigawatt erneuerbare Energien im Bau und investieren massiv in den Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze, allen voran in die Gleichstromtrasse SuedLink, die Ende 2028 in Betrieb gehen soll. Thomas Kusterer, Finanzchef der EnBW:

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) investiert rund eine Milliarde Euro in den Aufbau einer ersten Infrastruktur für Wasserstoff.
Forderung nach stabilen Rahmenbedingungen und Sicherheit
EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos betont, dass der Umbau des Energiesystems nur erfolgreich sein könne, wenn er effizient umgesetzt werde. Er hoffe dabei auf entsprechende Anpassungen von der neuen Bundesregierung. Stabile Rahmenbedingungen und damit Investitionssicherheit seien zentral für die Transformation.
So wartet momentan die gesamte Branche auf eine Konkretisierung des Kraftwerkssicherungsgesetzes. Wir fordern hier schnell Klarheit von einer neuen Bundesregierung. Dabei sind pragmatische Lösungen der Schlüssel zum Erfolg. EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos
EnBW-Tochter im Rechtsstreit mit Markgräfler Kommunen
Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG mit Hauptsitz in Karlsruhe ist mit über fünf Millionen Kunden, einem Jahresumsatz von mehr als 34 Milliarden Euro und rund 30.000 Beschäftigten eines der größten Energieversorgungsunternehmen in Deutschland.
Seit fünf Jahren belastet ein Rechtsstreit das Verhältnis mit Kommunen in Südbaden. 50 Bürgermeister wehren sich dort auch juristisch gegen die EnBW-Tochtergesellschaft "Naturenergie Netze". Sie weigert sich Stromnetze, an einen Konkurrenten zu übergeben.
Stattdessen klagt Naturenergie gegen eine Entscheidung in einem Vergabeverfahren. Bei dem hatte der Energieversorger Badenova die Konzession für die Stromversorgung in zehn Markgräfler Kommunen zugesprochen bekommen. Gesellschafter der Badenova sind auch diese zehn Markgräfler Kommunen.
Beide Seiten standen bereits vor dem Landgericht Mannheim und dem Oberlandesgericht Karlsruhe. Naturenergie behauptet, es fehle ein letztinstanzliches Urteil und spricht Badenova die Kompetenz zur Versorgung des Stromnetzes ab.
Sendung am Mi., 26.3.2025 9:00 Uhr, SWR Aktuell am Vormittag, SWR Aktuell