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Baden-Württemberg "DialektLänd": So will die Landesregierung baden-württembergische Dialekte fördern

Stand: 08.04.2025 18:17 Uhr

Dialekte wie das Schwäbische, Alemannische oder manche Formen des Fränkischen sollen in Baden-Württemberg gestärkt werden. Das geht aus einem neuen Strategiepapier hervor.

Mit der Kampagne "DialektLänd" will die Landesregierung erreichen, dass historische Dialekte wie Schwäbisch oder Alemannisch nicht aussterben. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur und beruft sich auf ein Strategiepapier, das am Dienstag im Ministerrat beschlossen werden soll.

Ziel der Politik: Dialekte auch stärker an Schulen und Kitas nutzen

Demnach sollen die Dialekte an Universitäten besser erforscht und dokumentiert werden. Vier Ministerien und das Staatsministerium wollten außerdem, dass Dialekte an Schulen und in Kindertagesstätten stärker genutzt werden. Dialekte müssten als wertvolle sprachliche Ressource erkannt werden, heißt es in dem Papier.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte zuletzt bei der Verleihung des ersten Dialektpreises erklärte, Dialekte seien weit mehr als nur Sprache. "Sie sind Ausdruck von Identität, Zusammenhalt und Heimatverbundenheit. Sie schaffen ein Gefühl der Zugehörigkeit und sind ein gesprochenes Zeichen unseres kulturellen Reichtums", so der Ministerpräsident.

"DialektLänd": Wie die Landesregierung Dialekte in BW fördern will

Bei der Landespressekonferenz, bei der die Kampagne am Dienstag vorgestellt wurde, betonte Kretschmann den hohen Stellenwert, den der Dialekt für ihn persönlich habe. Für ihn bedeute die Sprachfärbung "Heimat". "Und das schöne am Dialekt ist, es ist eine Heimat, die man mitnehmen kann", ergänzte Kretschmann. Er sei der erste in seiner Familie gewesen, der schwäbisch "geschwätzt" habe nachdem seine Familie im zweiten Weltkrieg aus Ostpreußen geflüchtet sei. "Nichts integriert so schnell wie Dialekt", konstatierte Kretschmann.

Ist es Dialekt oder einfach nur ausgedacht? Das raten die Hörerinnen und Hörer beim Spiel "Mundart oder Mumpitz" immer am Freitagmorgen in SWR4.

Schwäbischer Raum ist "Rückzugsgebiet" für Dialekt

Nach einer Studie der Universität Tübingen sprechen nur noch 11 bis 15 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler Dialekt. Vor allem in den Städten gehe die regionale Färbung in der Sprache verloren. Als ein Rückzugsgebiet nennen die Wissenschaftler den schwäbischen Raum.

In Baden-Württemberg gibt es nach Angaben der Sprachexperten zwei Großdialekte: Fränkisch im nördlichen Drittel des Landes und Alemannisch in den beiden südlichen Dritteln. Diese Großdialekte teilen sich demnach in Untergruppen und viele regionale Mundartformen auf. Das Hohenlohische ist zum Beispiel eine fränkische Mundart, die im Landkreis Schwäbisch Hall, im Hohenlohekreis sowie rund um Bad Mergentheim im Main-Tauber-Kreis gesprochen wird. Alemannische Dialekte, das Badische und Schwäbische, werden dagegen im südlichen Landesteil gesprochen, etwa südlich der Linie Rastatt, Pforzheim, Backnang und Ellwangen.

Dialektforscher räumt mit Vorurteilen auf

Die Kampagne soll allerdings keine "Sprachpolitik" sein, erklärte Kretschmann. "Die Leute reden, wie sie reden. Dagegen ist kein Kraut gewachsen", so der Ministerpräsident. Es gehe eher darum, Diskriminierung gegen Menschen mit Dialekt so gut wie möglich zu unterbinden. Gerade für Schülerinnen und Schüler dürfe Mundart nicht zu schlechteren Bewertungen führen.

Dass Dialekt überhaupt als etwas schlechtes angesehen wurde und wird, liege an einer Entwicklung aus den 1960er und 70er Jahren, erklärte Dialektforscher Hubert Klausmann von der Universität Tübingen bei der Landespressekonferenz. In dieser Zeit habe man gedacht, dass Kinder erfolgreich werden, wenn man ihnen den Dialekt austreibe. Das Vorurteil, dass sich Dialekt schlecht auf die Rechtschreibung auswirkt, sei ebenfalls noch in der Welt. "Wenn das so wäre, dann würde ja die Schweiz ein katastrophales Rechtschreibproblem haben. Die sprechen ja nur Dialekt", so Klausmann.

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