Kartoffeln auf dem Laufband auf einem Kartofferoder bei der Rodung von Frühkartoffeln in Lauffen

Baden-Württemberg "Ernste Bedrohung": Pflanzenkrankheit sorgt für massive Ernteausfälle in BW

Stand: 09.06.2025 05:59 Uhr

Mit Zuckerrüben fing es an, doch nun sind auch Kartoffeln, Sellerie und anderes Gemüse in Gefahr. Ein unscheinbares Insekt bedroht heimisches Gemüse.

Von SWR

Eine Pflanzenkrankheit sorgt bei Kartoffel- und Gemüsebauern für massive Einbußen bis hin zum Totalausfall. Betroffen sind in einigen Teilen Deutschlands vor allem Zuckerrüben und Kartoffeln.

In Baden-Württemberg werden nach Angaben des Stuttgarter Landwirtschaftsministeriums aber auch Ertrags- und Qualitätsverluste bei Rote Bete, Sellerie, Kohl, Zwiebel und Möhren registriert.

Pflanzenkrankheit Stolbur: Laut Ministerium "ernste Bedrohung"

Für die Ausbreitung der Pflanzenkrankheit Stolbur ist eine Zikaden-Art verantwortlich. Ein Ministeriumssprecher sprach von einer "ernsten Bedrohung" für die Versorgung mit heimischen Kartoffeln, Gemüse und Zucker.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, macht sich "sehr große Sorgen" wegen der rasanten Verbreitung der Schilf-Glasflügelzikade. Das Insekt habe sich von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen weiter in den Norden verbreitet und sei inzwischen auch in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt entdeckt worden. Er fordert effektive Mittel zur Bekämpfung der Zikaden.

Kartoffelernte: Verluste von bis zu 70 Prozent

Nach Angaben der Umwelt-Referentin des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg, Isabell Pergner, gab es im vergangenen Jahr allein in Baden-Württemberg in allen relevanten Rübenanbaugebieten Ertragsverluste von bis zu 25 Prozent und stark reduzierte Zuckergehalte. Im Kartoffelanbau wurden demnach Verluste von bis zu 70 Prozent dokumentiert.

Welke Kartoffeln werden seit 2024 vermehrt gefunden - etwa von Karlsruhe bis zur Hohenloher Ebene sowie von Heilbronn über Ludwigsburg bis Stuttgart.

Verbände: Keine gesundheitliche Auswirkungen auf Verbraucher

"In einigen Betrieben steht der Fortbestand des Anbaus infrage", so die Verbandssprecherin. Die Krankheit entwickle sich zu einem ernsthaften wirtschaftlichen Risiko für ganze Regionen. Es brauche deshalb dringend eine reguläre Zulassung wirksamer Pflanzenschutzmittel sowie die gezielte Förderung praxisnaher Forschung zu Resistenzzüchtung und nachhaltigen Bekämpfungsstrategien.

Nach Angaben der Verbände und Behörden gibt es keine Hinweise, dass Stolbur für den Menschen gesundheitsschädlich sein könnte. Auch kommen Kartoffeln und Gemüse mit gummiartiger Konsistenz oder bei Anzeichen von Fäulnis erst gar nicht in den Handel.

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