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Baden-Württemberg Ex-Bundespräsident Horst Köhler ist tot
Er war der neunte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland - und der erste, der kein Parteipolitiker war. Seine Jugend verbrachte er in Baden-Württemberg. Köhler wurde 81 Jahre alt.
Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist tot. Er starb am frühen Samstagmorgen im Alter von 81 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit. Das teilte das Bundespräsidialamt in Berlin mit. Köhler war 2004 erstmals zum Staatsoberhaupt gewählt worden, 2010 trat er überraschend zurück. Mit Horst Köhler hatte erstmals kein Parteipolitiker das höchste Amt im Staat übernommen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und weitere Persönlichkeiten aus Landes- und Lokalpolitik in Baden-Württemberg drückten am Samstag ihre Anteilnahme zum Tod Köhlers aus. Köhler sei ein Vordenker gewesen, der klare Worte nicht gescheut habe - und ein "besonders geschätzter Bundespräsident", so Kretschmann.
Jugend und Promotion in Baden-Württemberg
Horst Köhler wurde 1943 im heutigen Polen geboren. Als Kind flüchtete er mit seiner Familie über die damalige DDR nach Backnang (Rems-Murr-Kreis) in ein Flüchtlingslager. In Ludwigsburg begann die Familie dann schließlich von vorn. Horst Köhler machte 1963 am Mörike-Gymnasium der Stadt Abitur, in Tübingen promovierte er am Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung.
In seiner Laufbahn war er unter anderem Staatssekretär unter Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU), Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.
2004 schließlich wurde Horst Köhler neunter Bundespräsident - im Jahr 2010 der erste, der zurücktrat, nachdem er in einem Radiointerview Einsätze der Bundeswehr auch mit der Wahrung deutscher Wirtschaftsinteressen begründet hatte.
Die Tagesthemen am 31.05.2010 zum überraschenden Rücktritt Köhlers:
Kretschmann: "Bedeutende Persönlichkeit unseres Bundeslandes"
Ministerpräsident Kretschmann brachte zum Tod Köhlers seine Anteilnahme und Wertschätzung zum Ausdruck. Besonders sein Einsatz für "eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Afrika sowie sein Engagement für den Klimaschutz" seien ein bleibendes Vermächtnis Köhlers. Dieser sei eine "große und bedeutende Persönlichkeit unseres Bundeslandes" gewesen, so Kretschmann.
Auch SPD-Landeschef Andreas Stoch, der FDP-Landesvorsitzende Hans-Ulrich Rülke und der AfD-Landesvorsitzende Markus Frohnmaier drückten ihre Betroffenheit über den Tod Horst Köhlers aus. Stoch erinnerte dabei besonders an Köhlers Einsatz für den Klimaschutz, die internationale Zusammenarbeit und einen fairen Umgang mit Afrika. Köhler sei damit seiner Zeit voraus gewesen. Die FDP trauert nach den Worten ihres Landeschefs Rülke um den Baden-Württemberger Horst Köhler, der das Land auf internationaler Bühne würdig vertreten habe. Der AfD-Landesvorsitzende Frohnmaier hebt Köhlers wirtschaftspolitischen Sachverstand und sein Engagement für Afrika hervor, dies habe bleibende Spuren hinterlassen. Der CDU-Landesvorsitzende Manuel Hagel sprach in einem Post auf der Plattform X von Köhler als einem Mann, der "Deutschland mit Integrität und Weitblick" geprägt habe. "Über den Parteien, nur seinem Land verpflichtet", so Hagel.
Ludwigsburg trauert um Ehrenbürger Köhler
Horst Köhler und seine Frau sind Ehrenbürger der Stadt Ludwigsburg. Dort ist am Samstag die Anteilnahme groß. Oberbürgermeister Matthias Knecht (parteilos) teilte mit: "Wir nehmen Abschied von einem Menschen, der in der Geschichte der Stadt stets einen Ehrenplatz einnehmen wird. Er war mir ein wichtiger Ratgeber und Gesprächspartner. Ich habe insbesondere seinen feinen und zugewandten Humor sehr geschätzt." Die prägenden Erfahrungen des jungen Köhlers in Ludwigsburg hätten ihn untrennbar mit der Stadt verbunden. Darauf seien die Menschen in der Region Ludwigsburg besonders stolz. Die Stadt Ludwigsburg kündigte ab Montag eine Trauerbeflaggung am Rathaus an. Ab Dienstag werde ein Kondolenzbuch ausliegen.
Auch in Backnang gedenkt man Köhler, der dort 1953 in einem Flüchtlingslager mit seiner Familie gelebt hat:
Steinmeier über Köhler "Glücksfall für unser Land"
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Gestorbenen in einem Kondolenzschreiben an seine Witwe Eva Luise Köhler als "einen Glücksfall für unser Land". Er betonte: "Wir können nur zutiefst dankbar sein, dass wir Horst Köhler als neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland erleben durften. Er hat diesem Land viel gegeben."
Sendung am Sa., 1.2.2025 11:30 Uhr, SWR1 BW Nachrichten