Eine Frau hält ein Smartphone in ihrer Hand, auf dessen Display eine Betrugs-SMS zu lesen ist.

Baden-Württemberg Experte: Jeder kann auf Enkeltrick, Schockanruf und Co reinfallen

Stand: 05.02.2025 06:28 Uhr

Mehr als 20 Millionen Euro haben Telefonbetrüger 2023 in Baden-Württemberg erbeutet. Wie so ein Betrug abläuft - und wie man sich davor schützen kann.

Enkeltrick, Schockanruf oder Love Scamming - für jeden Telefonbetrug gibt es eigene Namen. Dabei sind es im Prinzip immer die gleichen Maschen, erklärt Christian Thiel. Er ist Professor für Soziale Arbeit an der IU Internationalen Hochschule und sagt: "Jeder kann auf Telefonbetrug reinfallen."

Telefonbetrug basiert auf immer gleichem Schema

"Darauf kann man nicht vorbereitet sein", erklärt Thiel. "Das würde eine total paranoide Wahrnehmung voraussetzen." Er war Leiter der Studie "Zur Herstellung und Täuschung und Vertrauen beim Betrug" an der Universität Augsburg. Hierfür hat er sowohl mit vielen Telefonbetrügerinnen und -betrügern als auch mit Opfern gesprochen.

Eine Erkenntnis aus der Studie: Der Betrug läuft immer nach demselben Schema. Der erste Schritt ist laut Thiel das Angebot. Der Täter oder die Täterin bietet dem Opfer etwas an - eine lukrative Geldanlage beispielsweise. Dann folgt die Inszenierung, in der das Opfer überzeugt werden soll. Und am Ende steht das Angebot: "Hier muss der Betrüger sein Gegenüber dazu bringen, dass es sich dafür entscheidet", erklärt Thiel. Ist das Angebot nicht stark genug, muss Druck ausgeübt werden. Dann beginnt der Telefonterror - bis die Person einknickt.

Meist griffen die Täterinnen oder Täter Alltagssituationen auf, wie eine SMS mit der neuen Handynummer, erklärt der Experte. Oder sie erzählten von Situationen, die theoretisch passieren könnten, wie der Unfall einer nahestehenden Person.

Telefonbetrug: So viele Fälle gab es in Baden-Württemberg

Allein 2022 wurden in Baden-Württemberg etwa 18.000 Fälle von Telefonbetrug gezählt, ein Jahr später rund 3.000 Fälle weniger. Das geht aus dem Sicherheitsbericht des Landes Baden-Württemberg hervor. Etwa die Hälfte der Versuche 2023 ließ sich auf Anrufe aus dem Ausland zurückführen. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 15.000 ausländische Betrugsversuche. Zwar gibt es für das Jahr 2024 noch keine offiziellen Zahlen, doch laut dem baden-württembergischen Innenministerium ist ein Rückgang erkennbar.

Doch während die Fallzahlen sinken, nimmt der Gesamtschaden weiter zu: 2020 erbeuteten die Telefonbetrügerinnen und -betrüger rund 10,6 Millionen Euro durch Telefonbetrug in Baden-Württemberg. Drei Jahre später lag der Gesamtschaden bereits bei 21,6 Millionen Euro.

Inhalt auf SWR.de ansehen

Experte: Jeder kann Opfer von Telefonbetrug werden

Bei der Wahl der Opfer lasse sich kein klares Muster erkennen, so Experte Christian Thiel. Häufig höre man von älteren Personen, die auf Schockanrufe hereinfallen und Bargeld in hohen Summen verlieren. Doch es gebe auch viele jüngere Menschen unter den Opfern.

Um sich vor Telefonbetrug zu schützen, rät der Experte: "Wenn jemand Geld will, dann sollte man mit einem vertrauten Menschen darüber reden." Denn wer die Täuschung selbst erlebt, dem scheint sie oft plausibel. "Erst wenn man darüber spricht, merkt man, wo die Brüche in der Erzählung sind."

Mehr zu Telefonbetrug in BW