Mülleimer voll mit Einwegverpackungen: In Ulm fordern die Grüne die Stadtverwaltung auf, die Einführung einer Verpackungssteuer nach Tübinger Vorbild zu prüfen. (Symbolfoto)

Baden-Württemberg Forderung nach Verpackungssteuer auch in Ulm

Stand: 26.01.2025 16:22 Uhr

In Ulm beginnt eine Debatte über eine Verpackungssteuer nach Tübinger Vorbild. Anlass ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, das die Steuer auf Einweggeschirr für rechtens erklärt.

Die Fraktion der Grünen fordert die Ulmer Stadtverwaltung dazu auf, eine eigene Verpackungssteuer für Einweggeschirr zu prüfen. Schon 2023 hatte die Partei einen solchen Antrag gestellt. Sie erneuert die Forderung nun, nachdem das Bundesverfassungsgericht vergangene Woche eine kommunale Verpackungssteuer in Tübingen für rechtens erklärt hat.

Verpackungssteuer - Das Tübinger Modell
In Tübingen werden seit 2022 beispielsweise in Imbissen, in Fast Food- oder To Go-Restaurants jeweils 50 Cent für Einweg-Getränkebecher, Pizzakartons oder Nudelboxen fällig - aber auch für Burger-Tüten oder Döner-Alufolien. Besteck oder auch Trinkhalme schlagen mit 20 Cent extra zu Buche. Das soll Geld in den Haushalt bringen, vor allem aber soll die Abgabe der Vermüllung entgegenwirken und Mehrwegsysteme stärken. Nach Angaben der rund 94.000 Einwohner zählenden Stadt liegen die Einnahmen bei etwa 800.000 Euro pro Jahr.

2023 hatte die Ulmer Stadtverwaltung erklärt, die Urteilsbegründung und auch erste Erfahrungen der Stadt Tübingen abwarten zu wollen. Beides liege nun vor, begründen die Grünen ihre erneute Forderung nach der Verpackungssteuer. Sie erhoffen sich weniger Müll in der Stadt, mehr Anreize, Mehrweggeschirr zu nutzen. Für die Stadt soll mehr finanzieller Spielraum durch die Einnahmen entstehen.

Vermeidung des Müllaufkommens im öffentlichen Raum, Anreiz für die Nutzung von Mehrwegsystemen sowie Kostenübertragung für die Müllentsorgung auf die Verursacher. Aus dem Schreiben der Fraktion der Grünen im Ulmer Gemeinderat für eine Verpackungssteuer

Zwar gibt es seit inzwischen drei Jahren die Pflicht für Gastronomen, Mehrweggeschirr für außer Haus verkaufte Speisen und Getränke anzubieten. Doch leere Einwegverpackungen sind seitdem keineswegs aus dem Ulmer Stadtgebiet verschwunden.

In einer SWR-Reportage zeigten sich Gastronomen in Ulm 2023 ernüchtert über die Resonanz auf Mehrwegangebote:

Laut Zeitungsberichten erklärte Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD), das grüne Licht des Verfassungsgerichts für die Verpackungssteuer habe Signalwirkung - die Tendenz gehe Richtung Mehrweg. Es brauche ein entsprechendes Mehrwegangebot und die Kundinnen und Kunden müssten zum Mitmachen bewegt werden. Was eine Steuer angeht, müsse man sorgfältig aber prüfen, ob der Aufwand für Einführung und Umsetzung durch die Wirkung gerechtfertigt werde.

Die Stadt Neu-Ulm hatte laut den Berichten eine Verpackungssteuer bereits abgelehnt. Die Verwaltung dort sieht den Bund in der Pflicht, eine einheitliche Regelung zu schaffen.

Sendung am Mo., 27.1.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg

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