Ein Schild an einer unbewachten Grenzstraße, die von Stanstead, Quebec, nach Derby Line, Vermont, USA führt.

Baden-Württemberg In den USA getötete Person aus Freiburg: Ermittler decken radikale Gruppe auf

Stand: 21.02.2025 11:21 Uhr

Bei einem Schusswechsel in den USA Ende Januar ist eine Person aus Freiburg getötet worden. Die US-Ermittler fanden Verbindungen zu einer sektenähnlichen Gruppe, die in mindestens vier Morde verstrickt sein soll.

Während eines Schusswechsels an der US-amerikanischen Grenze zu Kanada wurden Ende Januar eine 28-jährige Person aus Freiburg und ein Grenzbeamter getötet. Eine 21-jährige Frau, die mit der Person aus Freiburg im Auto saß, soll das Feuer eröffnet haben. Nach den tödlichen Schüssen fand man Waffen und Kampfausrüstung im Wagen der beiden.

Hinter dem Fall steckt aber noch weitaus mehr. In den vergangenen Wochen fanden US-Medien mithilfe von Polizeiberichten und Gerichtsdokumenten heraus, dass die beiden jungen Menschen einer sektenähnlichen Gruppe mit dem Namen "Zizians" angehört haben sollen. Außerdem legten die Ermittlungen offen, das Mitglieder dieser Gruppe in mindestens vier Todesfälle in mehreren US-Bundesstaaten verstrickt sind.

Person aus Freiburg lebte in den USA

Über die 28-jährige Person, die sich selbst Ophelia genannt haben soll, ist bislang lediglich bekannt, dass sie im Raum Freiburg aufgewachsen ist. Anfangs war in amerikanischen Medienberichten von einem Mann die Rede. Laut deutschen und amerikanischen Medienberichten hat die Person in Kanada studiert. Die vergangenen Jahre soll sie in New York verbracht und beruflich im Bereich der Informatik tätig gewesen sein. Wann die Person sich den "Zizians" angeschlossen hat, ist bislang nicht bekannt. Wie der amerikanische Fernsehsender NBC News berichtete, soll die Person im November 2023 alle Kontakte zu Freundinnen und Freunden in New York abgebrochen haben. Die Staatsanwaltschaft Freiburg teilte auf Nachfrage des SWR mit, dass sie weiterhin Informationen über die Person sammelt.

Die 21-jährige Frau, die den Schusswechsel mit der Polizei an der Grenze zu Kanada offenbar begonnen hatte, wurde verhaftet. Sie sitzt in Untersuchungshaft. Aus wessen Waffe der Schuss kam, der den Grenzbeamten getötet hat, ist noch offen, so amerikanische Medien.

Munition und Kampfausrüstung im Auto gefunden

Etwa zwei Stunden vor der Schießerei sollen verdeckte Ermittler beobachtet haben, wie die Person aus Freiburg in einem Supermarkt Alufolie kaufte. Das geht aus amerikanischen Medienberichten hervor. Später habe man im Auto laut FBI ein in Alufolie eingewickeltes Handy, einen Helm, eine Nachtsichtgerät, Gasmaske und Munition gefunden. Nach Medienberichten fanden die Behörden außerdem ein Paket mit Zielscheiben, wie sie an Schießständen verwendet werden. Einige davon seien bereits benutzt gewesen. Außerdem wurden demnach auch Funkgeräte, Informationen über Hotels und Motels in mehrere Staaten und ein Tagebuch entdeckt.

"Zizians" sektenähnliche Splittergruppe mit Ursprüngen in Berkeley

Der Schusswechsel an der Grenze zu Kanada rückte die "Zizians" in den Fokus der Öffentlichkeit. So sind die US-amerikanischen Medien diese Woche voll mit Fotos von einigen Mitgliedern. Sie alle zeigen junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren. Die Gruppe eint gemeinsame Interessen rund um Transgender-Themen, die Gefahr von Künstlicher Intelligenz und Veganismus. Der Ursprung der Gruppe soll im kalifornischen Berkeley liegen.

Anführer "Ziz" befindet sich in den USA in Haft

Gegen einige Mitglieder der "Zizians" werden schwere Vorwürfe erhoben. So sollen sie den laufenden Ermittlungen zufolge mit mehreren Tötungsdelikten in Verbindung stehen - unter anderem an einem Vermieter und einem Ehepaar. Kopf der Gruppe soll Ziz sein. Sie gilt als Anführerin der Gruppe und befindet sich seit dem 16. Februar 2025 in Haft.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete am Donnerstag ausführlich über die sektenähnliche Gruppe und bezog sich dabei auf amerikanische Medien. So sei Ziz 2019 bei einem Protest mit drei Verbündeten vorübergehend festgenommen worden. Was in den daruf folgenden Jahren geschah, fasst NBC News so zusammen: "Dann lief alles aus dem Ruder." Die Ermittler vermuten etwa, dass Ziz mit einer Todesanzeige im September 2022 versuchte, ihren Tod vorzutäuschen.

Wenige Monate später griffen drei Menschen im Bundesstaat Kalifornien übereinstimmenden Medienberichten zufolge einen Vermieter an. Er wehrte sich und erschoss eine der Angreiferinnen - eine Frau, die 2019 mit Ziz festgenommen worden war. Zwei weitere Personen wurden angeklagt, darunter eine frühere Mitstreiterin von Ziz.

Ehepaar wird in Pennsylvania erschossen

An Silvester 2023 wurde dann Medienberichten zufolge ein Ehepaar in seinem Zuhause nahe der Stadt Philadelphia erschossen. Zunächst geriet deren Tochter ins Visier der Ermittler. Doch die Ermittlungen führten schließlich zu einem Mann. Als ihn die Polizei in einem Hotelzimmer festnahm, war dort auch Ziz. Ziz wurde erneut festgenommen und verbrachte mehrere Monate in Haft. Trotzdem kam es zu keiner Anklage.

Ermittler entdecken Verbindungen zu "Zizans" Mitgliedern

Nur wenige Tage vor dem Vorfall nahe der kanadischen Grenze wurde der oben genannte kalifornische Vermieter getötet. Er hätte NBC News zufolge im April 2025 im Prozess gegen die noch inhaftierten Personen aussagen sollen. Angeklagt ist ein junger Mann wegen mutmaßlichen Mordes. Nach Medienberichten hatte er eine Verbindung zu der 21-Jährigen, die wenig später nahe der Grenze die Waffe zog.

Kreis zum Schusswechsel an kanadischer Grenze schließt sich

Langsam entsteht für die Ermittelnden und somit auch für US-Medien aus den Puzzleteilen ein Bild. Ziz wurde am vergangenen Wochenende im Bundesstaat Maryland festgenommen. Verhaftet wurde ebenso der Mann, mit dem Ziz einst in einem Hotelzimmer angetroffen worden war - und schließlich die Frau, deren Eltern in Pennsylvania getötet wurden. Laut den Ermittlern spielte sie eine Rolle beim Kauf der Waffen, die nahe der US-amerikanischen Grenze zu Kanada benutzt worden waren.

Wie tief die Verstrickung der drei in die Verbrechen reicht, ob es übergeordnete ideologische Ziele gab oder ob die Lage ohne klare Richtung eskalierte, ist derzeit noch unklar.

Warum sprechen wir von "Person"?
Obwohl sich die 28-jährige Person Medienberichten zufolge selbst den weiblichen Namen Ophelia gegeben haben soll, konnten wir bei unserer Recherche keine gesicherten Hinweise auf die Geschlechtsidentität der Person und die bevorzugte Ansprache finden. Aus diesem Grund benennen wir die Person in unserem Artikel genderneutral.

Sendung am Do., 20.2.2025 10:30 Uhr, SWR4 BW Studio Südbaden - Regionalnachrichten