Vorbeirauschende Autos oder Bahnen: Rund 24.000 Freiburgerinnen und Freiburgern bekommen nachweislich zu viel Lärm ab. Das muss die Stadt ändern und schlägt mehr Tempolimits vor.

Baden-Württemberg In Freiburg ist es zu laut: Stadt will mit Tempolimits gegensteuern

Stand: 25.03.2025 06:25 Uhr

Vorbeirauschende Autos oder Bahnen: Rund 24.000 Freiburgerinnen und Freiburger bekommen nachweislich zu viel Lärm ab. Das muss die Stadt ändern und schlägt mehr Tempolimits vor.

Wer an Hauptverkehrsadern in Freiburg wohnt, kennt das ständige Rauschen: Blech an Blech im Sekundentakt, lautes Hupen, quietschende Reifen. Je nach Gegend gesellt sich das Rattern von Zügen hinzu. An vielen Orten ist es laut. Die Stadt muss nun rechtlich den Lärm mindern (siehe Infokasten). Tempolimits sollen helfen, die Geräuschkulisse zu dämpfen.

Zu viel Lärm: Mehr als 20.000 Freiburger betroffen

Das Freiburger Garten- und Tiefbauamt hatte ein Planungsbüro beauftragt, die Lärmbelastung in Freiburg zu untersuchen. Die Experten analysierten alle stark befahrenen Straßen mit mehr als 4.000 Fahrzeugen pro Tag. Das Ergebnis zeigt, dass rund 17.000 Menschen an Straßenabschnitten leben, deren Lärmpegel tagsüber 65 Dezibel oder nachts 55 Dezibel überschreiten. Zudem sind etwa 6.700 Menschen in ähnlichem Ausmaß von Lärm durch Schienenverkehr betroffen.

Warum muss Freiburg etwas gegen den Lärm tun?
Der Gemeinderat hat festgelegt, dass Verkehrslärm tagsüber ab 65 Dezibel oder nachts ab 55 Dezibel rechtlich als gesundheitskritisch eingestuft wird. In einigen Bereichen überschreiten die Lärmpegel tagsüber sogar 70 Dezibel und nachts 60 Dezibel. Lärmbelastungen in dieser Höhe würden juristisch als gesundheitsgefährdend eingestuft und berührten das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit, schreibt die Stadt in einer Mitteilung. Die Stadt sei daher rechtlich verpflichtet, Lärmminderungsmaßnahmen zu ergreifen, sofern keine gravierenden Gründe dagegen sprechen.
Die Lärmpegel entlang der Eisenbahn- und Stadtbahnstrecke wurden auch analysiert.

Die Lärmpegel entlang der Eisenbahn- und Stadtbahnstrecke wurden auch analysiert.

Weniger Lärm in Freiburg: Tempolimits sollen helfen

Die Stadtverwaltung hat mehrere Maßnahmen zur Lärmminderung geprüft. Lärmschutzwände seien an vielen Straßen aus verschiedenen Gründen nicht realisierbar, erklärt die Stadt. An anderen Stellen wären sie möglich, aber die Umsetzung dauert zu lange oder ist zu teuer. Straßen mit lärmminderndem Asphalt könnten nur schrittweise entstehen.

"Am wirksamsten, schnellsten und kostengünstigsten" lasse sich Lärm senken, indem Autofahrerinnen und Autofahrer langsamer fahren. Zum Beispiel soll auf der Eschholzstraße nördlich der Dreisam zukünftig auch tagsüber Tempo 30 gelten. In der Merzhauser Straße soll rund um die Uhr die Geschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde beschränkt werden.

Im Gegensatz dazu kann die Stadtverwaltung nach eigenen Angaben wenig gegen Schienenverkehrslärm unternehmen, da das Eisenbahnbundesamt für die Haupt-Eisenbahnstrecken (Rheintalbahn, Güterbahnstrecke) zuständig ist. Was Straßenbahnen wiederum anbelangt, arbeitet die Freiburger Verkehrs AG (VAG) seit Jahren daran, Lärm zu mindern, zum Beispiel in Form von Rasengleiskörpern und auf Gummi gelagerten Schienen.

Gemeinderat entscheidet im Mai

Einheitlichere Temporegeln, mehr Tempolimits: Das sieht der Entwurf des Lärmaktionsplans vor, über den der Gemeinderat Anfang Mai entscheidet. Dann soll der Plan-Entwurf offengelegt werden und andere Behörden sollen angehört werden. Im Herbst kann der Gemeinderat die Fortschreibung des Plans endgültig beschließen. Danach wird in den folgenden Monaten die Umsetzung Schritt für Schritt erfolgen. Das heißt, Schilder müssten ausgetauscht und Ampeln an die neuen Geschwindigkeiten angepasst werden.

Mehr zu Lärm