Baden-Württemberg Krank nach Zeckenbiss: Mehr FSME-Fälle in BW
Kein schönes Ende eines Spaziergangs: Eine Zecke hat zugebissen und im schlimmsten Fall eine Krankheit übertragen. Das ging in BW im vergangenen Jahr mehr Menschen so als 2023.
Die Zahl der Erkrankungen an der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden 225 Fälle aus Baden-Württemberg übermittelt. Das waren nach Angaben des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums deutlich mehr als 2023, da waren es 129 Erkrankungen.
Hauptsächlich werde die Krankheit laut BW-Gesundheitsministerium entsprechend der Aktivität der übertragenden Zecken vom Frühjahr bis zum Spätherbst übermittelt. Aufgrund der teils milden Temperaturen sind Zecken allerdings das ganze Jahr über aktiv. Daher müsse man auch in den Wintermonaten mit einer Infektion rechnen.
Höchste FSME-Fallzahl während Corona
Die bislang höchste Fallzahl von FSME-Erkrankungen in Baden-Württemberg wurde 2020 mit 342 Fällen registriert. Damals waren während der Corona-Pandemie viele Menschen in der Natur unterwegs. Die Zahl der registrierten Diagnosen hängt allerdings unter anderem davon ab, ob Ärztinnen und Ärzte das Blut womöglicher Infizierter auf FSME untersuchen lassen.
"Die Anzahl übermittelter FSME-Erkrankungen unterliegt seit Einführung der Meldepflicht stärkeren Schwankungen", so das Ministerium. Der Grund seien klimatische und ökologische Faktoren, die die Aktivität der Zecken, aber auch die Populationsgrößen der Wirtstiere wie Mäuse beeinflussten.
Frühsommer-Meningoenzephalitis: Fast ganz BW ist Risikogebiet
Baden-Württemberg gilt mit Ausnahme des Stadtkreises Heilbronn als FSME-Risikogebiet. Die FSME ist eine Virus-Erkrankung, die nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei etwa einem Drittel der Infizierten grippeartige Symptome mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auslöst. Bei fünf bis zehn Prozent aller Infektionen treten nach einem zunächst symptomfreien Verlauf Hirnhaut- und Gehirn-Entzündungen auf. Vor allem bei älteren Menschen könnten diese bleibende Schäden hinterlassen. Eine Behandlungsmöglichkeit gebe es nicht.
Schutz vor Krankheiten nach Zeckenbiss
Der Schutz vor Krankheiten, die durch Zeckenbisse übertragen werden, ist daher umso wichtiger. Vorbeugend kann man geschlossene Kleidung tragen bevor man in die Natur geht - also zum Beispiel die Socken in die Hosenbeine stecken. Aber Vorsicht: Genau wie bei Insektensprays bietet diese Maßnahme keinen absoluten Schutz.
Deswegen sollte man sich auf jeden Fall nach einem Aufenthalt in der Natur nach Zecken untersuchen. Zecken setzen sich bevorzugt an feuchtwarmen Körperstellen wie der Kniekehle, der Leistengegend oder Achselhöhle fest. Sie verankern sich mit Widerhaken am Mundwerkzeug.
data:image/s3,"s3://crabby-images/dc04f/dc04f43355c3aca95345afb03a07d606bd66c83f" alt="Zecken kann man mithilfe einer Pinzette oder einer Zeckenzange entfernen. Damit wird die Zecke vorn an den Mundwerkzeugen gefasst und langsam nach oben herausgezogen.
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Zecken kann man mithilfe einer Pinzette oder einer Zeckenzange entfernen. Damit wird die Zecke vorn an den Mundwerkzeugen gefasst und langsam nach oben herausgezogen.
Wenn man dann tatsächlich eine Zecke entdeckt, sollte man sie so schnell wie möglich entfernen, denn die Dauer des Stichs kann sich auf die Übertragung von Krankheitserregern auswirken. Zur Entfernung kann man eine Pinzette oder eine sogenannte Zeckenkarte nutzen. Damit wird die Zecke vorn an den Mundwerkzeugen gefasst und langsam nach oben herausgezogen.
Wichtigster Schutz vor FSME: Die Impfung
Den besten Schutz vor einer Erkrankung an FSME bieten allerdings Schutzimpfungen. Diese gibt es für Kinder und Erwachsene. Das Ministerium empfiehlt, in der kalten Jahreszeit mit der Grundimmunisierung zu beginnen, damit zu Beginn der Zeckenzeit ein Immunschutz besteht. Dafür sind drei Impfstoffdosen nötig. Um die Wirkung aufrechtzuerhalten, muss man die Impfung laut Robert Koch-Institut (RKI) alle fünf Jahre auffrischen. Bei Über-60-Jährigen gilt ein Abstand von drei Jahren.
Krankheitsgefahr lauert auch in Rohmilch und Frischkäse
Infizieren kann sich auch, wer Rohmilch infizierter Tiere trinkt beziehungsweise Rohmilchprodukte isst. Ziegen, Kühe und Schafe können das Virus über Tage ausscheiden, wie das Ministerium erklärte. Vor allem bei Ziegen werde es in relativ großen Mengen in die Milch abgegeben und sei auch in daraus hergestelltem Frischkäse zu finden. Das RKI empfiehlt, keine nicht pasteurisierte Milch und Milchprodukte von Tieren aus FSME-Gebieten zu verzehren.
Zeckenbisse: Auch Borreliose ist eine Gefahr
Zecken übertragen nicht nur FSME, sondern sehr viel häufiger auch die Lyme-Borreliose. Für diese gibt es aber keine Meldepflicht. Gegen die Borreliose gibt es bisher in Deutschland keinen Impfstoff. Die bakterielle Erkrankung könne aber mit Antibiotika wirksam behandelt werden.
Sendung am Sa., 1.2.2025 9:00 Uhr, SWR1 BW Nachrichten