Festnahme eines Mannes mit Handschellen. Symbolbild zur Kriminalstatistik

Baden-Württemberg Kriminalstatistik 2024: Mehr politische Straftaten in BW

Stand: 26.03.2025 11:07 Uhr

Im Jahr 2024 haben die politischen Straftaten in BW einen neuen Höchststand erreicht. Die Mehrheit war laut Kriminalstatistik rechtsextremistisch motiviert. Auch Messerangriffe von Kindern haben zugenommen.

Wer sich mit den Kriminalfällen des Jahres 2024 in Baden-Württemberg beschäftigt, wird unweigerlich an den Messerangriff in Mannheim am 31. Mai 2024 denken. Ein Islamist griff dort den Stand einer islamkritischen Bewegung an und tötete dabei einen Polizisten. Der Fall in Mannheim ist zwar der vielleicht bekannteste im Bereich der politisch motivierten Kriminalität, bei weitem aber nicht der einzige.

Mehr als 6.500 Straftaten: Das ist ein Anstieg von rund einem Drittel

Am Mittwoch stellte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) die Kriminalstatistik für 2024 vor. Laut Statistik sind die politisch motivierten Straftaten im Vergleich zum Vorjahr von 4.855 auf 6.526 angestiegen. Ein Plus von 34 Prozent und ein neuer Höchststand. Der große Zuwachs ist laut Innenministerium auf die Europa- und Kommunalwahlen zurückzuführen. Auch die Eskalation des Nahostkonflikts habe für aufgeheizte Stimmung gesorgt - ein Aspekt, den auch der Täter von Mannheim vor Gericht als ausschlaggebend für seine Tat benannt hat. Strobl warnt: "Die Bedrohung durch Terroranschläge ist in Deutschland aktuell deutlich höher als in den vergangenen Jahren." Es sei Wachsamkeit geboten, so Strobl weiter.

Der mit Abstand größte Teil der Delikte geht aber nicht aufs Konto ausländischer Extremisten (527 Delikte) oder religiöser Extremisten (124). Mit 2.640 Straftaten und davon 56 Gewaltdelikten waren die meisten Taten rechtsextremistisch motiviert.

Wie sicher ist man in der Öffentlichkeit?

Strobl betont auch in diesem Jahr das, was er in den vergangenen Jahren zur grundsätzlichen Lage gesagt hat: "Baden-Württemberg ist und bleibt eines der sichersten Länder", so der CDU-Politiker. Im Jahr 2024 gab es im Land 550.000 Straftaten - ohne ausländerrechtliche Verstöße. Das ist etwas weniger als im Jahr zuvor. Seit Oktober 2022 erlaubt das Land Baden-Württemberg den Kommunen, Waffen- und Messerverbotszonen einzurichten. Bisher wurden solche Zonen in Stuttgart, Mannheim, Heilbronn, Heidelberg und Ulm eingerichtet. Weil die Genehmigung des Landes auf zwei Jahre befristet war, wäre diese im Herbst 2024 ausgelaufen. Die Landesregierung hatte sich aber entschieden, dass die Verbotszonen weiterhin bestehen bleiben dürfen. Jetzt können die Kommunen diese Möglichkeit unbefristet nutzen.

Baden-Württemberg ist und bleibt eines der sichersten Länder. Thomas Strobl, Innenminister Baden-Württemberg

Gewalt gegen Einsatzkräfte nimmt zu

Seit Jahren ein Aufreger-Thema: Sanitäter, die beleidigt werden. Feuerwehrleute, die bespuckt werden. Polizistinnen, die attackiert werden. Die Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte stiegen im Jahr 2024 um 7,2 Prozent an. Insgesamt waren es 6.362 Fälle.

Aber auch auf den Ämtern im Land sind die Umgangsformen rau geworden: Immer wieder werden Beschäftigte im öffentlichen Dienst bedroht, beleidigt oder sogar verletzt. Im vergangenen Jahr 1.245 Mal. Innenminister Strobl sagt, er wolle diese Entwicklung nicht hinnehmen und verweist auf ein Maßnahmenpaket, das die Landesregierung bereits vereinbart hat. Darin enthalten ist etwa, dass Polizeiuniformen künftig schnitthemmend sein sollen, um die Beamten zu schützen.

Bekämpfung von Cybercrime als Aufgabe für die Zukunft

Fast 75 Millionen Euro - so hoch war die Schadenssumme durch Cybercrime laut Innenministerium im Jahr 2024. Darunter fallen Straftaten, die sich gegen IT-Geräte oder deren Daten richten, etwa das Ausspähen von Daten oder Computersabotage, nicht aber Straftaten, die im Internet begangen werden. Innenminister Strobl sieht vor allem Baden-Württemberg hier gefährdet, weil es hier viele innovative Unternehmen gebe. Im vergangenen Jahr wurden 14.986 Cybercrime-Delikte erfasst, rund elf Prozent mehr als im Vorjahr. Um dem entgegenzusteuern, hat das Land schon 2012 beim Landeskriminalamt die Abteilung Cybercrime eingerichtet. Hinzu kam Anfang 2025 das Cybercrime-Zentrum bei der Generalstaatsanwaltschaft in Karlsruhe.

Messerangriffe von Kindern haben in BW zugenommen

Messerattacken machen nur einen kleinen Teil der Kriminalität im öffentlichen Raum aus. Aber sie beschädigen das Sicherheitsgefühl der Menschen. Laut aktueller Kriminalstatistik nahm die Zahl der Angriffe bei Kindern bis 13 Jahren im vergangenen Jahr um fast 21 Prozent zu. Bei den Heranwachsenden von 18 bis 20 Jahren gab es einen Zuwachs von rund 20 Prozent.

Das Innenministerium sprach im Zusammenhang mit der Messergewalt unter Kindern und Heranwachsenden von einer bedenklichen Entwicklung. Junge Menschen würden die Ausübung von Gewalt zunehmend als probates Mittel erachten und zudem ein als "antiquiert einzustufendes Konzept von Männlichkeit" befürworten, zitiert die Deutsche Presseagentur das Innenministerium.

Mehr Geldautomatensprengungen - vor allem im Bereich Freiburg

Auch die Zahl der Geldautomatensprengungen hat im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg zugenommen. Mit insgesamt 43 Fällen sei ein neuer Höchststand erreicht worden. Im Vorjahr waren es 42. Bei 31 dieser Angriffe mit Sprengstoff sind die Geldautomaten laut Statistik des baden-württembergischen Innenministeriums auch explodiert. In mindestens 24 Fällen wurde demnach Geld aus dem Automaten gestohlen. Insgesamt seien so 1,8 Millionen Euro 2024 erbeutet worden. Laut dem Bericht des Ministeriums liegen die Sachschäden bei den Geldautomatensprengungen oft viel höher als die Geldbeträge, die aus den Automaten entwendet wurden.

Fast die Hälfte dieser Sprengungen sei im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg verübt worden. Das erklärt sich das Innenministerium mit der Grenznähe Südbadens. Viele Täter würden sich nach Geldautomatensprengungen ins Ausland absetzen.

Sendung am Mi., 26.3.2025 6:30 Uhr, SWR1 BW Nachrichten

Mehr zu Straftaten in BW