(Symbolbild) Der Mercedes Stern, das Logo des Fahrzeugherstellers Mercedes-Benz steht auf einem Gebäude einer Niederlassung, dahinter steigt eine Wolke aus einem Schornstein auf.

Baden-Württemberg Kosten einsparen und neue Modelle: Wie Mercedes-Benz die Krise meistern will

Stand: 20.02.2025 19:25 Uhr

Mercedes-Benz muss sparen. 28 Prozent weniger Gewinn im Jahr 2024 hinterlassen Spuren. Mit einem Plan will der Autobauer wieder profitabler werden und den Absatz steigern.

Schlanker, schneller, stärker sind die Stichworte, die Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius für die Zukunft des Unternehmens ausgibt. So solle es ab 2026 die "größte Produktoffensive seit Jahrzehnten" geben. Bis Ende 2027 sollen dann 37 neue Pkw-Modelle auf den Markt kommen, davon fast die Hälfte E-Autos.

Källenius tritt außerdem auf die Kostenbremse. Allein in der Produktion sollen zehn Prozent bis 2027 eingespart werden. "Wir schauen unser komplettes Geschäftsmodell an und jede Kostenkategorie", sagt er.

Produktion soll auch ins Ausland verlagert werden

Auch sollen Produktionskapazitäten in den kommenden Jahren in Länder mit niedrigen Arbeitskosten verlagert werden. Der Produktionsanteil in Ländern mit niedrigen Kosten werde in den kommenden Jahren von 15 auf 30 Prozent verdoppelt, sagte Finanzchef Harald Wilhelm. "Wir haben nicht die Absicht, ein Werk in Deutschland zu schließen."

In den kommenden drei Jahren werde die Produktionskapazität hierzulande aber um 100.000 Einheiten reduziert und im Werk Kecskemet in Ungarn auf 200.000 erhöht. Dort seien die Kosten 70 Prozent niedriger als in Deutschland.

Weltweit sollen die Kapazitäten in den Werken für Pkw von 2,5 Millionen Einheiten auf 2 bis 2,2 Millionen Einheiten bis 2027 reduziert werden. Zu den Fixkosten - und damit auch zum Personal - liefen unter anderem konstruktive Gespräche mit dem Betriebsrat. Stellen würden in Deutschland etwa über Fluktuation oder ein Abfindungsprogramm abgebaut, sagte Finanzchef Wilhelm. Details nannte er nicht.

Für den Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Mercedes in Deutschland gilt eine Beschäftigungssicherung, intern "Zusi 2030" genannt, die betriebsbedingte Kündigungen grundsätzlich bis Ende 2029 ausschließt.

Betriebsrat spricht von "Horrorliste"

Der Betriebsrat kritisiert die Sparmaßnahmen, die Mercedes-Benz plant, und spricht in der Mitarbeiterzeitung von einer "Horrorliste". Betriebsratschef Ergun Lümali erklärte vergangene Woche vor Journalisten, man scheue den Konflikt nicht. Der Betriebsrat habe sich bereit erklärt, Gespräche zu Einsparmaßnahmen zu führen. Diese könnten aber "nicht und ausschließlich nur auf den Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden". Aktuell laufen die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Unternehmen.

Weniger Profit: Gewinn, Umsatz und Absatz gehen 2024 zurück

Vor allem wegen des schlecht laufenden Geschäfts in China hat Mercedes-Benz 2024 einen deutlichen Gewinneinbruch erlitten. Das Konzernergebnis fiel im Jahresvergleich um gut 28 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro, wie das Dax-Unternehmen bei der Vorlage der Bilanz mitteilte.

Ein weiterer Grund neben des China-Geschäfts war ein schwacher Absatz in Europa. Auch der Umsatz sank im vergangenen Geschäftsjahr um 4,5 Prozent auf 145,6 Milliarden Euro. Mercedes-Chef Källenius sprach von einem soliden Ergebnis in einem sehr herausfordernden Marktumfeld.

Nach Gewinneinbruch: Keine Besserung in Sicht

Im laufenden Jahr wird die Lage nach Einschätzung des Autobauers kaum besser. Absatz und Umsatz sollen abermals leicht unter dem Vorjahr liegen, auch der Betriebsgewinn soll weiter sinken. Sollte US-Präsident Trump die Importzölle für Fahrzeuge anheben, könnte das eine weitere Belastung für Mercedes sein.

Durch den Gewinnrückgang wird auch die Dividende für die Aktionäre sinken. Vorstand und Aufsichtsrat wollen der Hauptversammlung im Mai 4,30 Euro je Aktie vorschlagen. Letztes Jahr waren es noch 5,30 Euro.

Autoexperte Dudenhöffer sieht Mercedes stabilisiert

Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR), sagte: "Natürlich könnten die Zahlen besser sein, aber von einer großen Krise bei Mercedes zu sprechen wäre falsch. Im vierten Quartal hat sich die Lage stabilisiert."

Es gebe andere deutsche Autobauer, um die man sich mehr Sorgen machen müsse als um Mercedes. Das Effizienz- und Sparprogramm mache Mercedes von der Kostenseite stärker. Die neue C-Klasse mit dem CLA sei für 2025 wichtig und die Renaissance des Verbrenners in USA und in Europa lasse Mercedes profitabler werden. China und das Elektroauto in China seien die große Herausforderung für Mercedes-Benz.

Autoexperte Bratzel sieht Herausforderungen auf Mercedes zukommen

Der Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, Stefan Bratzel, sagte dem SWR, es zeige sich, das die Situation bei Mercedes schwierig sei. "Die Rendite geht runter, Umsatz und Absatzzahlen verschlechtern sich." Der Gegenwind werde härter, so Bratzel.

Autoexperte Bratzel zu Mercedes-Zahlen und Hochlohnland Deutschland

Bratzel sieht Herausforderungen gerade auf dem chinesischen Markt. "Die Angriffe der chinesischen Hersteller zielen auf das Premiumsegment, also das Kernsegment von Mercedes." Hier sei es absolut notwendig, im Bereich der E-Mobilität attraktive Modelle zu bieten und die Kosten deutlich zu senken.

Sendung am Do., 20.2.2025 12:05 Uhr, Aktuell, SWR Kultur

Mehr zu Mercedes-Benz