
Baden-Württemberg Operation Klimaschutz: Wie Studierende ein Krankenhaus wachrütteln
Fünf Prozent der Treibhausgasemissionen verursachen Krankenhäuser. Studierende haben in Heilbronn im Krankenhaus nach Lösungen gesucht und Ansätze für mehr Klimaschutz gefunden.
Bei Flugzeugen oder in der Schifffahrt ist es ziemlich offensichtlich, sie brauchen viel Treibstoff und tragen deshalb viel zum CO2-Ausstoß bei. Auf den ersten Blick nicht zu sehen ist die Klimabilanz bei Krankenhäusern, obwohl der Gesamtausstoß ähnlich ist wie bei Fliegern oder der Containerschifffahrt. Die SLK-Kliniken in Heilbronn wollen deshalb die Emissionen reduzieren und haben dafür überraschende Hilfe von Studierenden bekommen.
Christin Löffler, Leiterin der Umweltkommission der SLK-Kliniken, erklärt das Projekt der Studierenden:
Klima-Killer Narkosegas: Krankenhäuser sind schlecht für das Klima
Die Klimabilanz des Gesundheitswesens hat die Nichtregierungsorganisation (NGO) "Health care without harm" untersucht. Die Studie zeigt, dass weltweit der Gesundheitsbereich für 4,4 Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich ist, in Deutschland sogar für 5,2 Prozent.
Besonders schlecht für das Klima sind beispielsweise Narkosegase, die in Krankenhäusern natürlich täglich gebraucht werden. Aber auch immer neues OP-Besteck, CT-Geräte, Einmalhandschuhe, Kittel oder die Lebensmittel belasten die Klimabilanz. Studierende der DHBW Heilbronn haben sich auch eines dieser Themen herausgesucht und Lösungen gefunden.
Gesundheit oder Klima? Beides ist möglich
Der beste Klimaschutz ist der Verzicht. Das ist im Krankenhaus auf Kosten der Gesundheit aber meist keine Option, wenn es um Leben und Tod geht. Sterile Räume und Instrumente, Betäubungsmittel und vieles mehr können nicht eingespart werden. Aber Beispiele zeigen, vieles geht besser, sparsamer und schonender fürs Klima als bisher.
DHBW Studierende etablieren nachhaltige Lösung im OP in den SLK-Kliniken
In einem gemeinsamen Projekt mit Krankenhaus und Studierenden der DHBW Heilbronn wurden viele Bereiche in der Klinik betrachtet und mögliche Einsparpotentiale analysiert. Daraus wurde eine erste konkrete Einsparung in OPs. Dort wird jetzt verstärkt auf Mülltrennung geachtet, erklärt Christin Löffler, Leiterin der Umweltkommission und Hautärztin in den SLK-Kliniken.
Es hat sich gezeigt, dass es sehr günstig ist, dass wir im Richtraum, also im Raum vor dem OP, die Sachen trennen. Dort ist das noch unproblematisch möglich, weil dort noch keine infektiösen Materialien vorhanden sind. Christin Löffler, Leiterin der Umweltkommission der SLK-Kliniken
Dieses Projekt wurde in den SLK-Kliniken bereits umgesetzt und alle OP-Säle umgestellt. Dadurch kann Müll teilweise recycelt werden, anstatt wie zuvor alles entsorgen zu müssen.
Mehrweg für den Klimaschutz
Zusätzlich wird derzeit von Einmalinstrumenten auf Mehrweginstrumente umgestellt. Diese Entwicklung sei längst überfällig, so Löffler. Damit kehre man wieder zurück zum früheren System. In den letzten Jahrzehnten hatte man immer mehr auf Einweg umgestellt, das werde jetzt wieder zurückgedreht. Und das gelingt auch.
Letztlich hat sich gezeigt, dass es (die Verwendung von Einweginstrumenten) nicht günstiger ist. Das ist immer eine Frage, die auf den ersten Blick günstiger wirkt, [...] aber wenn man den gesamten Zyklus berechnet, dann ist es tatsächlich günstiger, die Mehrweginstrumente zu nehmen. Christin Löffler, Leiterin der Umweltkommission der SLK-Kliniken
Auch abseits des studentischen Projekts sind die SLK-Kliniken seit Jahren für den Klimaschutz aktiv. Löffler erklärt, dass die besonders schädlichen Narkosegase bereits überprüft und wo möglich gegen ebenfalls wirksame, aber unschädlichere Alternativen getauscht wurden. Dadurch habe man die Emissionen in diesem Bereich um 95 Prozent senken können, so Löffler.
BBT-Gruppe will Narkosegase wieder einfangen
Die BBT-Gruppe mit Krankenhäusern unter anderem in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) und Öhringen (Hohenlohekreis) hinterfragt ebenfalls die eigene Klimabilanz. In der Anästhesie in Öhringen wurde diese bereits drastisch verbessert. Der Müll wurde reduziert, auf umweltfreundlichere Narkosegase umgestellt und der Verbrauch dank moderner Geräte reduziert.
Künftig werde man mit Filtersystemen das gebrauchte Narkosegas zu über 95 Prozent auffangen, aufbereiten und wiederverwenden, so die Krankenhausgesellschaft Barmherzige Brüder Trier. In einem anderen Haus der Gruppe werden demnach benutzte Geräte gesammelt und in Einzelteile zerlegt und wo möglich dem Kreislauf wieder zugeführt, anstatt wie zuvor im Sondermüll zu entsorgen.
Klimaneutralität im Krankenhaus noch ein weiter Weg
Bis zu einem klimaneutralen Krankenhaus ist es noch ein weiter Weg, ohne eine Ausgleichsrechnung wird dies aber auch nicht erreichbar sein. Viele Stoffe, wie Narkosegase und andere notwendige Medizin, sind im Klinikalltag nicht wegzudenken. Aber die bereits begonnenen Projekte in den SLK-Kliniken Heilbronn oder bei der BBT-Gruppe zeigen, dass bereits durch verhältnismäßig einfache Änderungen einiges erreicht werden kann.
Sendung am Mi., 2.4.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg