
Baden-Württemberg Ostersonntag im Freiburger Münster: Neustart für Domchöre
Nach dem Eklat um Domkapellmeister Boris Böhmann haben die Freiburger Domchöre erstmals wieder ein Hochfest musikalisch begleitet. Eindrücke aus dem Freiburger Münster.
Feierlicher Einzug des Erzbischofs Stephan Burger in das vollbesetzte Freiburger Münster. Das sogenannte Pontifikalamt am Ostersonntag zählt zu den Höhepunkten im katholischen Kirchenjahr. Nachdem es zuletzt in Freiburg Querelen um den ehemaligen Domkapellmeister Boris Böhmann gegeben hatte, war der Auftritt der Freiburger Domchöre am Ostersonntag ein Neubeginn.
"Christus ist erstanden" sangen der Domchor und die Domkapelle am Ostersonntag im Freiburger Münster - begleitet wurden sie von Mitgliedern des Philarmonischen Orchesters Freiburg. Der Ostersonntagsgottesdienst war der erste große Auftritt für die Freiburger Erwachsenenchöre seit dem Skandal um den ehemaligen Domkapellmeister Boris Böhmann. An Weihnachten hatte es von Böhmanns-Anhängern noch Proteste während des Festgottesdienstes gegeben. Davon war in der Ostermesse am Sonntag aber kaum etwas zu spüren - oder zu hören.

Domchor und Domkapelle hatten durch Leitungswechsel Zeit verloren
Von den Musikerinnen und Musiker des Domchors und der Domkapelle mochte am Sonntag niemand mehr über die Böhmann-Sache sprechen. Auch ihr Chorleiter Clemens Morgenthaler nicht. Die Stimmung sei gut und es sei ein harmonisches Miteinander - sicherlich anders als rund um Weihnachten, so Morgenthaler. Er hatte nach Weihnachten die kommissarische Leitung des Domchors übernommen.
Wir im Team, die Chorleiter und ich, verstehen uns menschlich sehr gut und das prägt auch die Musik. Clemens Morgenthaler, Interims-Leiter des Freiburger Domchors
Durch den Wechsel in der Leitung hatten die Sängerinnen und Sänger wichtige Zeit verloren. Daher entschied sich Morgenthaler für Mozarts "Spatzenmesse". Ein frisches Werk, das gut zu Ostern passt und den Neuanfang symbolisiert, so Morgenthaler.
Sänger aus anderen Regionen unterstützten die Freiburger Domchöre
In den vergangenen Monaten hatten einige Sängerinnen und Sänger aus Protest aufgehört. "Wir freuen uns, wenn wieder neue Leute in unsere Ensembles dazukommen", sagte Morgenthaler und fügte hinzu: "Wir sind am Aufbauen, aber sehr zufrieden, wie es gerade läuft."
Die übrig gebliebenen Sängerinnen und Sänger mussten sich auf neue Frauen und Männer neben sich einlassen. "Es hat auf den Tag genau geklappt. Wir waren sehr konzentriert bei der Vorbereitung", erzählt Raymund Noll. Er ist extra aus Bayern angereist, um den Chor zu unterstützen.
Einige Gottesdienstbesucher zeigten sich im Gespräch mit dem SWR begeistert von der österlichen Dommusik. "Ich fand die Messe sehr gelungen. Auch die Begleitung des Chores hat mir sehr gut gefallen", sagte eine Gottesdienstbesucherin. Sie hätte am Ende gerne noch geklatscht. Das freut auch die Alt-Solistin Luzia Ernst: "Es war sehr schön und feierlich. Die Musik und und die Auferstehung standen Vordergrund."
Erzbischof Burger: Appell für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte
Auch die Predigt von Erzbischof Stephan Burger verlief erwartbar. Er erinnerte daran, wie wichtig Engagement für das Gute sei. Seit Christi Auferstehung, die Christen zu Ostern feiern, sei klar: Das Böse kann überwunden werden und man müsse sich immer für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Darauf hat jeder Mensch ein Recht, predigte Burger. Das werde jedoch nicht berücksichtigt, wenn Entwicklungshilfe in Krisengebieten verhindert wird und dadurch Fluchtursachen vermehrt, statt bekämpft werden, kritisierte Burger.

Hintergrund: Streit um Kündigung des ehemaligen Domkapellmeisters Böhmann
Dem ehemaligen Domkapellmeister Boris Böhmann wurde im Juli 2024 nach fast 22 Jahren im Amt gekündigt. Die Gründe wurden nicht öffentlich bekannt gegeben. Das Erzbistum Freiburg verwies auf Datenschutz. Es handle sich "nach Jahren des internen Streits" um den "letzten Ausweg". Das sorgte aber für enormen Protest unter den Sängerinnen und Sängern der Domchöre.
Im Gottesdienst am Heiligabend eskalierte der Konflikt zwischen dem Erzbistum Freiburg und Böhmanns Anhängern: In der Christnacht hatte es langanhaltenden Applaus für einen Auftritt Böhmanns und der Domsingknaben im Münster gegeben. Erzbischof Stephan Burger ließ die Messfeier unterbrechen. Die Liveübertragung über den katholischen Sender k-tv wurde abgebrochen.
Weitere Proteste in und außerhalb der Feiertagsgottesdienste folgten: Sänger traten aus Domchören aus, Eltern schickten ihre Jungs nicht mehr in die Domsingschule. Die Dreikönigsmesse am 6. Januar wurde von den Domchören nicht mitgestaltet. Mittlerweile haben sich Böhmann und das Erzbistum Freiburg geeinigt - aber ohne Details zu nennen.
Sendung am Mo., 21.4.2025 6:00 Uhr, Sonn- / Feiertagmorgen, SWR1