
Baden-Württemberg Porsche will mehr Modelle mit Verbrennermotoren bauen
Weniger Absatz, schwaches Chinageschäft: Porsche sucht nach Wegen aus der Krise. Dafür setzt der Stuttgarter Sportwagenbauer wieder verstärkt auf Autos mit Verbrennermotor.
Der Sportwagenbauer Porsche aus Stuttgart legt ein Spar- und Investitionsprogramm auf. Der Vorstand habe "umfangreiche Maßnahmen zur Stärkung der kurz- und mittelfristigen Ertragskraft der Gesellschaft beschlossen", teilte die Volkswagen-Tochter am Donnerstagabend mit. Unter anderem sollen wieder mehr Porsche-Modelle mit Verbrennungs- oder Plug-in-Hybridmotoren ausgestattet und gebaut werden. Der Grund: Das Geschäft mit E-Autos läuft schlechter als erwartet. Das Unternehmen spricht von "umfangreichen Maßnahmen", die vor allem das Fahrzeug- und Batteriegeschäft betreffen.
Weniger Gewinn erwartet - Dividende soll stabil bleiben
Das Unternehmen soll zum Teil anders organisiert werden. Dabei rechnet Porsche in den Bereichen Fahrzeugentwicklung und dem Batteriegeschäft mit einem deutlichem Mehraufwand. Alles in allem werde das operative Ergebnis dadurch um rund 800 Millionen Euro reduziert. Dabei rechnet Porsche mit einem geringeren Absatz und plant mit einem stagnierenden Umsatz von 39 bis 40 Milliarden Euro. 2023 waren es noch 40,5 Milliarden Euro.
Der Umsatz soll zwar stabil bleiben. Aber die Marge - der Anteil des Umsatzes, der als Gewinn übrig bleibt, wurde überraschend nach unten korrigiert. Vergangenes Jahr hatte Porsche die geplante Marge von 14 bis 15 Prozent nur knapp erreicht. Für dieses Jahr erwartet das Unternehmen nun eine Marge von nur noch 10 bis 12 Prozent - das wäre der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Trotzdem sollen Porsche-Aktionäre nicht betroffen sein - ihre Dividende soll auf der Höhe des Vorjahres bleiben, bei 2,30 Euro.
Porsche will sich von zwei Topmanagern trennen
Vergangenen Samstag hatte die Porsche AG bereits mitgeteilt, die Führungsriege des Konzerns umbauen zu wollen. Das Autounternehmen kündigte an, sich von seinem Vizechef und Finanzvorstand Lutz Meschke sowie von Vertriebsvorstand Detlev von Platen trennen zu wollen. Als Grund dafür wird das schwache Abschneiden im vergangenen Jahr insbesondere in China vermutet. Der Stuttgarter Sportwagenbauer verkaufte 2024 in China deutlich weniger Autos als 2023. Der Absatz sank mit 56.887 (2024) verkauften Autos in China um mehr als ein Drittel im Vergleich zu 2023.
Rückkehr zum Verbrenner wegen E-Auto-Flaute
Porsche wollte bis zum Jahr 2030 eigentlich 80 Prozent der Neufahrzeuge mit elektrischen Antrieben ausstatten, nur der 911 sollte so lange wie möglich als reiner Verbrenner angeboten werden. Hintergrund sind die EU-Vorgaben zur Senkung des CO2-Verbrauchs.
Die neue Modellstrategie erklärt SWR-Wirtschaftsredakteur Uwe Bettendorf mit der schwachen Nachfrage nach E-Autos. Dahinter stecke aber vermutlich auch die Hoffnung, dass die EU drohende Strafzahlungen erst einmal aussetze, wenn die CO2-Flottenziele nicht erreicht würden. Wenn die EU den Automobilherstellern also mehr Zeit für die Umstellung auf E-Mobilität einräumt, könnten diese länger als bislang geplant an den nach wie vor stark nachgefragten Verbrennern festhalten.
BUND kritisiert Strategie von Porsche
Scharfe Kritik an den Plänen von Porsche kommt vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND): Die Strategie der deutschen Autobauer könne nicht sein, wieder auf den Verbrenner zu setzen, statt sich der internationalen Konkurrenz in der E-Mobilität zu stellen. Offenbar habe es Porsche in den letzten Jahren nicht geschafft, ein attraktives Elektro-Modell zu entwickeln, sagte die BUND-Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch dem SWR.
Die baden-württembergischen Regierungsfraktionen haben zurückhaltend auf die Ankündigung von Porsche reagiert. Die Entscheidung zeigt laut CDU-Landtagsfraktionschef Manuel Hagel, dass der Markt vielfältige Antriebsformen nachfragt. Statt ideologischer Vorgaben benötige man Wettbewerb und Innovation, aber kein Verbot von Technologien, so Hagel. Für den wirtschaftspolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion, Tayfun Tok, müssen die politischen Rahmenbedingungen stimmen, damit der Elektro-Hochlauf klappt, etwa indem der Strompreis an den Ladesäulen gesenkt werde.
Sendung am Fr., 7.2.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW