
Baden-Württemberg "Problembärin" Gaia: Deswegen ist sie immer noch nicht im Schwarzwald
Eigentlich sollte Gaia schon längst im Alternativen Wolf- und Bärenpark leben. Aber die Vorbereitungen auf die so genannte "Problembärin" machen mehr Mühe als gedacht.
Die Bärin Gaia ist noch nicht in den Alternativen Wolf- und Bärenpark in Bad Rippoldsau-Schapbach (Kreis Freudenstadt) eingezogen. Der Bärenpark teilte mit, dass Gaia erst im April oder Mai in den Schwarzwald kommen wird. Ursprünglich hätte das schon vergangenen Herbst passieren sollen. Die Bärin soll im Park gehalten werden, nachdem sie im Jahr 2023 einen Jogger getötet hatte.
Bärenpark: Arbeiten an der Anlage verzögern sich
Grund für die Verzögerung seien die Arbeiten an der Anlage, in die Gaia kommen soll. Nach eigenen Angaben hatte der Alternative Bärenpark vor allem mit dem Wetter im vergangenen Jahr zu kämpfen. Seit Beginn der Bauarbeiten im Frühjahr habe es ständig geregnet und seit Winteranfang kämpften die Schwarzwälder mit Bodenfrost.
Außerdem wollen die Tierschützer das Gehege für Gaia an die Natur anpassen. Laut Pressesprecher Christopher Schmidt heißt das: Die Schwarzwaldlandschaft mit ihren Hügeln, Bäumen und Bachläufen solle erhalten bleiben. Und das mache die Bauarbeiten aufwändig. "Wir nehmen nicht die Walze und machen alles platt", so Schmidt, "wir müssen flexibel auf die Landschaft reagieren".
Aus diesem Grund werde die Anlage auch teurer als ursprünglich angesetzt. Für die steilen Hänge brauche man zum Beispiel spezielle Bagger. Und auch die Sicherheitstechnik habe ihren Preis. So werde laut Schmidt eine Überwachungskamera mit Meldesystem installiert, um die Bärin zu überwachen. Ursprünglich hatte der Bärenpark mit Kosten von rund einer Million Euro gerechnet - finanziert durch Spenden und Einsparungen an anderer Stelle. Um welche Summe es sich mittlerweile handelt, dazu wollte sich Schmidt nicht äußern.
Hochsicherheitsanlage im Bärenpark
Die Anlage für Gaia wird kein normales Bärengehege, sondern soll besonders sicher werden. Um das Gelände lässt der Bärenpark einen drei Meter hohen Elektrozaun und große Stahlträger aufstellen. So kann die Bärin nicht einfach über den Zaun klettern. Außerdem wird eine Mauer zwei Meter tief in die Erde gelassen, damit Gaia die Begrenzung nicht untergraben kann.
Diese Sicherheitsmaßnahmen seien nötig, heißt es vom Bärenpark. Bei einem Termin im vergangenen Oktober hatte Geschäftsführer Bernd Nonnenmacher dem SWR gesagt: Er rechne damit, dass Gaia einen sehr starken Freiheitsdrang haben wird. Denn sie habe die meiste Zeit ihres Lebens in Freiheit verbracht. Sobald sie sich an die Gefangenschaft gewöhnt habe, könne man sie in ein normales Gehege umsiedeln.
Bärenpark-Sprecher Christopher Schmidt bestätigt das. "Man kann Gaia schwierig erklären, warum sie jetzt auf einmal eingesperrt ist", sagt er. Das sei etwas anderes als bei Bären, die etwa im Zoo aufgewachsen sind. Und er findet, es solle kein Standard werden, Bären aus der Freiheit in ein Gehege einzusperren. Das sei für die Tiere immer mit Leid verbunden. Aber hier im Bärenpark könne man Gaia zumindest "sanft" begleiten, so Schmidt - anders als in einem Zoo.
Gaia: Als "Problembärin" bekannt
Gaia ist als so genannte "Problembärin" bekannt geworden. Im April 2023 hatte sie im italienischen Trentino einen 26-jährigen Jogger getötet. Tierschützer hatten verhindert, dass die Bärin als Konsequenz erschossen wird. Daraufhin hatte die Stiftung für Bären, die das Großgehege im Schwarzwald betreibt, angeboten, Gaia bei sich aufzunehmen. Zu diesem Anlass hat die Stiftung auf ihrer Internetseite ein FAQ veröffentlicht.
Der SWR hat gemeinsam mit dem BR und Sky eine Dokumentation über die Bärin Gaia produziert. Den Film "Gefährlich nah - wenn Bären töten" kann man in der ARD Mediathek anschauen:
ARD Mediathek: Gefährlich nah - Wenn Bären töten
Kein gewöhnlicher Tierpark
Der Alternative Wolf- und Bärenpark Schwarzwald ist ein Tierschutzprojekt. Der Park nimmt Bären, Luchse und Wölfe auf, die etwa in Zirkussen oder Zoos gehalten wurden. In den naturnahen Anlagen sollen sie artgerecht leben können.
Nach eigenen Angaben gibt es im Park schon zwei Bären, die früher einmal in freier Wildbahn gelebt haben, später aber in Gefangenschaft gekommen sind. Die Bärin Gaia wurde 2023 im Alter von 17 Jahren gefangen. Sie wäre das erste Tier im Park, das nahezu sein ganzes Leben in Freiheit verbracht hat.
Sendung am Mi., 19.2.2025 8:30 Uhr, DASDING News