Die Feinstaubwerte sind in Biberach derzeit deutlich über dem Grenzwert.

Baden-Württemberg Schlechte Luft mit Feinstaub: Warum es BW derzeit trifft

Stand: 11.02.2025 12:50 Uhr

Grundsätzlich wird die Luftqualität in BW immer besser. Seit mehreren Tagen ist die Luftverschmutzung aber außerordentlich hoch. Das hat einen einfachen Grund, sagen Experten.

In den vergangenen Tagen haben mehrere Portale von der besonders hohen Feinstaub-Konzentration in der Luft gewarnt. Besonders betroffen waren Stuttgart, ebenso wie Mannheim, Heilbronn, Ulm, Karlsruhe und der Großteil der Städte in Baden-Württemberg. Die Immissionskarte der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) zeigte dort eine rote Farbe für die Luftqualität. Rot steht für "sehr schlecht".

Hochdruckgebiet sorgt in BW für schlechte Luft

Auslöser der schlechten Werte war laut der LUBW ein Hochdruckgebiet, das in den vergangenen Tagen über dem Land lag. Dabei sanken die Luftmassen und erwärmten sich, was einen Austausch der Luft von oben nach unten verhinderte. Infolge dessen sammelten sich Schadstoffe in den bodennahen Luftschichten und die Luftqualität nahm in Baden-Württemberg ab.

Experte: "Mehr Feinstaub als an Neujahr"

Achim Dittler ist Professor und Leiter der Arbeitsgruppe "Gas-Partikel-Systeme" am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Der Wissenschaftler zieht im Gespräch mit dem SWR Parallelen zu den Tagen nach Silvester: "In ausbreitungsarmen Wetterlagen können sich Schadstoffe in der Atemluft über einen längeren Zeitraum konzentrieren."

Aktuell sei die Belastung der Atemluft mit lungengängigem Feinstaub im Tagesmittel mancherorts höher als an Neujahr, wo oft wegen des Feuerwerks zum Jahreswechsel Feinstaub-Höchstwerte in der Atemluft gemessen werden. Der Feinstaub werde wegen der Wetterlage derzeit nicht weggeweht, betont Dittler.

Städte in BW mit hohen Feinstaub-Werten

In Ballungsräumen ist laut Bundesumweltamt die Luftverschmutzung stärker als im Umland. Das liege an einer höheren Anzahl vom Emittenten wie industrielle Anlagen oder Straßenverkehr. Seit dem Jahr 2000 führt das Umweltbundesamt flächendeckende Messungen von Feinstaub für verschiedene Partikelgrößen durch. Das Ergebnis: Während beispielsweise zu Beginn der 1990er-Jahre bundesweite Jahresmittelwerte für die Partikelgröße PM10 rund um 50 Mikrogramm pro Kubikmeter auftraten, liegen die Jahresmittelwerte heute zwischen 15 und 20 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Laut Zahlen der LUBW lag in mehreren Städten in Baden-Württemberg der Mittelwert von PM10 Anfang der Woche bei über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter: Am Neckartor in Stuttgart wurden 66 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen, die Messstation Mannheim Nord nahm 53 Mikrogramm pro Kubikmeter auf.

Die Luftverschmutzung in BW nimmt ab

Wie das LUBW berichtet, ist jedoch in den kommenden Tagen Besserung in Sicht: Da bald Regen einsetze, würden sich die Messwerte verbessern, berichtet die Pressesprecherin der Landesanstalt, Tatjana Erkert. Zudem habe sich die Luftqualität in Baden-Württemberg zuletzt stetig verbessert, schildert Erkert. "An allen Messstationen werden die Grenzwerte der verschiedenen Luftschadstoffe in den vergangenen Jahren eingehalten."

Feinstaub-Experte: Holzöfen tragen zur Luftverschmutzung bei

KIT-Experte Dittler betont, dass unter anderem der Boom der Holzöfen für eine erhöhte Luftverschmutzung in Wohngebieten verantwortlich sei. "Abendlich und nächtlich, wenn die meisten Menschen daheim sind und Holzöfen betreiben, macht sich das in den Wohngebieten deutlich bemerkbar." Gesundheitsschädliche Rauchgase würden die Atemluft über Stunden verschmutzen, so Dittler. Holzöfen hätten einen massiven Einfluss auf die Luftverschmutzung in Wohngebieten - besonders bei ausbreitungsarmen Wetterlagen.

Bereits 2019 hatte Dittler als Mitglied der Leopoldina-Arbeitsgruppe "Grenzwerte der Luftverschmutzung" an der Stellungnahme "Saubere Luft" mitgewirkt. Auch Pelletöfen sieht er ob ihrer enormen Feinstaub-Emissionen kritisch, das Umweltbundesamt rät aus Klimaschutz- und Luftreinhaltegründen von der Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung des Hauses ab.

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