Für Kampfhund Dexter aus Weinsberg (Kreis Heilbronn) soll mehr Hundesteuer fällig werden.

Baden-Württemberg Hundesteuer für Kampfhunde in Weinsberg massiv gestiegen

Stand: 03.02.2025 12:25 Uhr

Die Hundesteuer für Kampfhunde in Weinsberg wird 2025 auf über 1.000 Euro jährlich erhöht - eine Belastung für viele Besitzer, heißt es dort. Diskussionen um die Tiere dauern an.

In Weinsberg (Kreis Heilbronn) hat die Einführung einer gesonderten Hundesteuer für Kampfhunde - auch Listenhunde genannt - für Aufregung und Sorgen unter Besitzerinnen und Besitzern gesorgt. Beispielsweise in einer Facebook-Gruppe rund um die Stadt war die Empörung groß. Die Steuer für Hunde wurde in diesem Jahr angehoben - besonders drastisch für Kampfhunde. In Weinsberg ist sie nun eine der höchsten in Baden-Württemberg. Für manche Hundebesitzerinnen und -besitzer unverständlich und kaum zu bezahlen.

Schock für Kampfhundebesitzer in Weinsberg

In Weinsberg waren Ende Januar 600 Hunde und elf Kampfhunde gemeldet, teilt die Stadt mit. Mehrere dieser Kampfhundebesitzer haben mit dem SWR gesprochen und ihre Situation geschildert. Für vorhandene Tiere die Steuer so enorm zu erhöhen, hat sie geschockt.

Christina Wienecke hat ihre beiden Kampfhunde Dexter und Diva aus Tierheimen, einen davon sogar aus Bayern, wo die Rasse gar nicht mehr vermittelt werden dürfte. "Es tut schon sehr weh. Der Wesenstest wird nicht anerkannt", sagt Wienecke. Sie müsse dann mindestens 270 Euro im Monat einfach nur für die Steuer zurücksparen. Sie spare bereits für die Hunde, unter anderem für Tierarztkosten, Hundefutter - dass sie ihnen ein gutes Leben ermöglichen könne.

Ein weiterer Hundehalter sieht im Gespräch mit dem SWR "reine Profitgier" in der drastischen Erhöhung in Weinsberg:

Es ist ein vollwertiges Familienmitglied und den Leuten so in die Tasche zu greifen und es so zu besteuern, aus reiner Profitgier, das ist schon eine Sauerei. Julian Engelhard, Besitzer von Pitbull-Terrier-Hündin Lady
Hundesteuer für Kampfhunde explodiert: Julian Engelhard kuschelt mit seiner Pitbull-Terrier-Hündin Lady

Hundesteuer für Kampfhunde explodiert: Julian Engelhard kuschelt mit seiner Pitbull-Terrier-Hündin Lady

Vorfälle mit Kampfhunden passieren immer wieder

Die Diskussionen um Kampfhunde sind meist hitzig. Und: Immer wieder kommt es zu Vorfällen mit teils schwerwiegendem Ausgang. Zuletzt beispielsweise in Rodalben, wo wohl ein American Staffordshire Pitbull-Mix eine Jugendliche angriff. Die 17-Jährige wurde schwer verletzt.

Einig sind sich Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer meist in einem Punkt: Das Problem fängt am anderen Ende der Leine an - es ist der Mensch. Klar ist, verantwortlich für die Tiere sind Halterinnen und Halter. Leidtragend sind am Ende auch oft die Tierheime. Schwer vermittelbar bleiben die Hunde dort oft jahrelang in ihren Zwingern. Auch das Tierheim Heilbronn kennt das Problem.

Was sind Kampfhunde
Kampfhunde waren früher kämpfende Hunde, die beispielsweise in Arenen für Schaukämpfe eingesetzt wurden. In Deutschland wird diese Bezeichnung inzwischen jedoch hauptsächlich für Hunde genutzt, die eine gesteigerte Aggressivität aufweisen. Die betroffenen Rassen - offiziell Listenhunde - werden in der Polizeiverordnung aufgelistet. Dabei zählen zum Beispiel American Staffordshire, Terrier, Bullterrier und Pit Bull Terrier als Kampfhunde, weil bei ihnen grundsätzlich von einer größeren Aggressivität ausgegangen wird. Sogenannte Listenhunde müssen einen Wesenstest absolvieren. Er soll prüfen, ob Listenhunde die behauptete genetische Aggressionssteigerung zeigen. Wird der Test bestanden, entfällt die Maulkorbpflicht. Manche Kommunen verlangen dann auch nur den Standardhundesteuersatz.
Ich glaube, die Gefährlichkeit kommt vor allem daher, wie die Hunde sozialisiert werden, wie sie gehalten werden, wie das Vertrauen gegenüber den Menschen ist. Ich denke, das ist das entscheidendere Kriterium als die Rasse. Silke Anders, Tierschutzverein Heilbronn

Kampfhunde werden zum Beispiel in der Kampfhundeverordnung der Polizei Baden-Württemberg mit Merkmalen wie "gesteigerte Aggressivität und Gefährlichkeit gegenüber Menschen oder Tieren" beschrieben.

Bürgermeisterin: Hundesteuer als Entscheidungskriterium

Auch in Weinsberg gab es in der Vergangenheit Vorfälle mit Kampfhunden. Daher war dieser Aspekt neben den Steuereinnahmen der Hauptgrund für die Stadt Weinsberg, die Tiere ab sofort hoch zu besteuern, sagt Bürgermeisterin Birgit Hannemann (CDU).

Weinsbergs Bürgermeisterin Birgit Hannemann hofft, dass durch die erhöhte Hundesteuer Hundehalter gut überlegen, ob sie sich Kampfhunde anschaffen.

Weinsbergs Bürgermeisterin Birgit Hannemann hofft, dass durch die erhöhte Hundesteuer Hundehalter gut überlegen, ob sie sich Kampfhunde anschaffen.

Insofern sei die erhöhte Hundesteuer eine Art Lenkungssteuer, sagt Hannemann: "Wir möchten tatsächlich Kampfhunde, Listenhunde, hier in der Stadt Weinsberg möglichst gering halten." Hohe Kosten könnten für zukünftige Kampfhundebesitzerinnen und -besitzer ein Entscheidungskriterium sein. Doch die derzeit in Weinsberg lebenden, bei denen es nie Vorfälle gab, trifft es unvermittelt, wie einige sagen.

Man muss sich überlegen, wenn ein Schwung Hunde abgegeben werden sollte, wo sie hinsollen. Die Frage geht an die Gemeinde, denn die Wieder-Vermittelbarkeit ist schwierig wegen der gestiegenen Hundesteuer. Silke Anders, Tierschutzverein Heilbronn

Den Weg, den die Nachbargemeinde Heilbronn geht, hält Silke Anders vom Tierschutzverein für weitaus weitsichtiger: Listenhunde, die den Wesenstest bestehen, zahlen da nur noch den normalen niedrigeren Hundesteuersatz.

Gemeinde Weinsberg tagt im Juni noch mal zum Thema Kampfhundesteuer

Auf einen vergünstigten Steuersatz hoffen auch die zehn Weinsberger Bestandshundebesitzerinnen und -besitzer.  Sie haben die Bürgermeisterin angeschrieben, waren bereits in der Bürgersprechstunde, um die Gemeinde nochmal zum Nachdenken zu bitten. Eine bisschen Hoffnung können sie schöpfen, denn es gab bereits eine Zusage der Bürgermeisterin:

Wir werden in der Juni-Sitzung dieses Jahres erneut über dieses Thema diskutieren, Ausgang selbstverständlich offen. […] Bis dahin werden wir eine vertretbare unbürokratische Lösung bekommen können. Birgit Hannemann, Bürgermeisterin Stadt Weinsberg

Übersetzt heißt das: Bis dahin können die Besitzer erst einmal ihre Zahlung einstellen.

Hundesteuer explodiert: Christina Wienecke aus Weinsberg hat ihr beiden Kampfhunde Dexter und Diva aus Tierheimen.

Hundesteuer explodiert: Christina Wienecke aus Weinsberg hat ihr beiden Kampfhunde Dexter und Diva aus Tierheimen.

Plan B: Der Hund wird verschenkt

Julian Engelhard hat seinen Lastschrifteinzug bereits storniert. Falls es bei dem derzeitigen Hundesteuersatz bleiben sollte, hat er schon einen Plan B: Seine Pitbullterrier-Hündin Lady verbringt viel Zeit bei seiner Großmutter in Heilbronn, wenn er auf Dienstreisen ist. Er würde ihr den Hund vermachen.

Der Hund wird verschenkt. Der geht zu meiner Großmutter. Ich hab‘ jetzt eine Schenkungsurkunde geschrieben, um mich da rechtlich abzusichern. Und dann wohnt die Lady offiziell in Heilbronn. Und dann gilt Weinsberg als Pflegestelle. Julian Engelhard, Kampfhundebesitzer

In Heilbronn beträgt die Hundesteuer nach bestandenem Wesenstest 110 Euro. Und den hat Lady längst absolviert.

Die Hundesteuer im Überblick
Die Hundesteuer bewegt sich im oberen zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Bereich. In Tiefenbach (Kreis Biberach) liegt die Steuer beispielsweise bei 72 Euro, in Stuttgart bei 108 Euro und in Karlsruhe bei 132 Euro pro Jahr (2025). Für Kampfhunde beträgt die Steuer hingegen in vielen Kommunen rund 600 Euro. Weinsberg gehört mit 1.080 Euro zur Spitzengruppe, Wüstenrot (beide Kreis Heilbronn) liegt mit 1.200 Euro noch etwas höher. Kommunen regeln die Hundesteuer meist in unregelmäßigen Abständen neu. Manche Kommunen haben eine jährliche Erhöhung beschlossen, anderen "fällt nach ein paar Jahren" auf, dass die Hundesteuer schon lange nicht mehr erhöht wurde. Jede Kommune kann Ausnahmetatbestände beschließen, darunter zählt beispielsweise die Festsetzung des Standardhundesteuersatzes für Kampfhunde nach bestandenem Wesenstest.

Hundesteuer: Kampfhunde sind in BW meist teurer

Während Eigentümerinnen und Eigentümer von Hunden meist etwa 120 Euro jährlich für die Hundesteuer aufbringen müssen, kommen auf Halterinnen und Halter von Kampfhunden oft deutlich höhere Beträge zu. Viele Städte und Gemeinden fordern rund 600 Euro für Kampfhunde, für einen zweiten oft das doppelte.

Bis zum Zehnfachen des normalen Hundesteuersatzes dürfen Kommunen verlangen. Nicht nur in Weinsberg wird diese Regelung voll ausgeschöpft, dort kostet der erste Kampfhund seit 2025 jährlich 1.080 Euro, für den zweiten Kampfhund werden 2.160 Euro fällig - zusammen also über 3.200 Euro. Mehrere Kommunen wie Karlsruhe und Freiburg erheben hingegen weiterhin keine gesonderte Steuer für Kampfhunde. 

So wird die Hundesteuer in Kommunen in Baden-Württemberg festgelegt:

Hundesteuer: Kampfhunde kosten Baden-Württemberg oft mehr

Die Kampfhundebsesitzer in Weinsberg hoffen nun noch auf eine Wendung, damit immerhin Bestandshunde nicht so zur Kasse gebeten werden.

Sendung am Mo., 3.2.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

Mehr zum Thema Hundesteuer