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Baden-Württemberg Nach Anschlag in München: Polizei in BW sieht keinen Grund für Absagen
Nach dem mutmaßlichen Attentat in München rückt die Sicherheit von Veranstaltungen in BW in den Fokus. Die Polizei sieht allerdings keinen Grund für Absagen.
Am Wochenende stehen im Land zahlreiche Demonstrationen und Fastnachtsveranstaltungen an. Bereits am Freitag demonstrierte beispielsweise "Fridays for Future" in mehreren Städten. Fastnachtsumzüge finden unter anderem in Aulendorf (Kreis Ravensburg) und Tübingen statt.
Inwiefern wirkt sich das mutmaßliche Attentat in München am Donnerstag auf die Veranstaltungen in Baden-Württemberg aus? Die Polizeipräsidien erklärten, dass sie aktuell keine erhöhte Gefahr für Veranstaltungen im Land erkennen und es deshalb keine Gründe gebe, Großveranstaltungen zu meiden oder abzusagen.
In Heidenheim an der Brenz wurde ein für Samstag geplanter Fastnachtsumzug abgesagt, wie der Heidenheimer Dienstleistungs- und Handelsverein (HDH) am Freitag mitteilte. 12 von 14 beteiligten Vereine hätten ihre Teilnahme zurückgezogen. Dies hängt entgegen erster Vermutungen des HDH aber offenkundig nicht mit dem Attentat in München zusammen, sondern mit bereits länger schwelendem Ärger über steigende Sicherheitsvorkehrungen seitens der Stadt. Absagen anderer Fastnachtsveranstaltungen seien nicht bekannt, teilt der Alemannische Narrenring auf SWR-Anfrage mit.
Sicherheit bei Demos und Fastnacht: So reagieren Polizei und Veranstalter in BW
- Innenminister kündigt erhöhte Sicherheitsvorkehrungen an
- Polizei: Kein Grund Veranstaltungen abzusagen
- Veranstaltungen in Mannheim, Heidelberg und Mosbach unter Sicherheitsvorkehrungen
- "Fridays for Future" in Tübingen und Freiburg ohne Einschränkungen
- Polizei: Keine erhöhte Gefahr bei Demonstrationen in Stuttgart
- Lkw schützen Besucher bei Narrentreffen in Aulendorf
- Narrenzunft Waldshut erwartet keinen Besucherrückgang wegen Terror-Angst
Innenminister kündigt erhöhte Sicherheitsvorkehrungen an
Die Sicherheitsbehörden in Baden-Württemberg hätten die Vorkehrungen für Großveranstaltungen erhöht, sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU).
"Das Innenministerium hat die Polizei im Land informiert und im Hinblick auf die Gefahren eines Anschlags nochmals sensibilisiert", so Strobl in einer Mitteilung am Donnerstag. Die Sicherheitsbehörden hätten keine Hinweise darauf, dass es eine konkrete Gefährdung durch einen Anschlag im Land geben könnte. Dennoch gebe es eine "hohe abstrakte Gefahr", sagte Strobl.
Polizei: Kein Grund, Veranstaltungen abzusagen
Die Polizeipräsidien in Baden-Württemberg teilten mit, dass die aktuellen Erkenntnisse aus dem Ereignis in München für sie eine Rolle spielten. Man befinde sich in einem bundesweiten Austausch, um auf mögliche Entwicklungen zu reagieren.
Für die Absicherung der Veranstaltungen seien zunächst die Veranstalter zuständig, die Polizei stehe aber bei der Erstellung von Sicherheitskonzepten beratend zur Seite. Es bestehe kein Anlass, auf die Durchführung oder den Besuch von Veranstaltungen oder Versammlungen zu verzichten, heißt es in einer Mitteilung der Polizei.
Veranstaltungen finden mit üblichen Sicherheitsvorkehrungen statt
Ein Sprecher der Polizei Mannheim bestätigte dem SWR auch hinsichtlich der "Fridays for Future"-Demonstrationen in Heidelberg und Mannheim, dass keine konkrete Gefahr angenommen werde. Da in Heidelberg am Samstag auch die Demonstration "Kein Schritt nach rechts" anstehe, werde das Polizeipräsidium Mannheim am Wochenende zusätzlich von anderen Präsidien und Dienststellen unterstützt.
In Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis) wurde aus einer ver.di-Kundgebung im Rahmen der Warnstreiks eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Attentats in München. Eigentlich wollte ver.di auf dem Mosbacher Marktplatz für bessere Arbeitsbedingungen demonstrieren. Nun sendeten die rund 100 Teilnehmenden stattdessen ein Zeichen der Solidarität. Die Zufahrtwege auf den Marktplatz wurden von der Polizei abgesichert.
Keine zusätzlichen Maßnahmen bei "Fridays for Future" in Tübingen und Freiburg
Das Polizeipräsidium Reutlingen teilte auf SWR-Anfrage mit, dass man für die Demonstration von "Fridays for Future" in Tübingen am Freitagnachmittag keine außergewöhnlichen Maßnahmen ergreife. Sowohl bei der Demonstration als auch dem Fastnachtsumzug in Tübingen am Sonntag seien ausreichend Einsatzkräfte vor Ort.
Bei Demonstrationen und Fastnachtsumzügen sei die Aufenthaltsdauer auf den Straßen verhältnismäßig kurz, erklärte ein Sprecher der Polizei Reutlingen. Deshalb würden in der Regel Straßensperren durch Polizeifahrzeuge ausreichen und keine Poller oder ähnliches benötigt.
Das Polizeipräsidium in Freiburg äußerte sich hinsichtlich der "Fridays for Future"-Demo am Freitag und zahlreicher Fastnachtsumzüge am Wochenende ähnlich. Man werde die aktuellen Ereignisse berücksichtigen und konkrete Sicherheitsmaßnahmen vor Ort prüfen, sagte ein Sprecher der Freiburger Polizei dem SWR.
Die Veranstalter der Freiburger "Fridays for Future"-Demo waren zufrieden mit dem Ablauf. "Wir mussten uns nicht einschränken, es gab keine Bedrohung", sagte Organisator Merlin Geburek. Die Polizei blockierte die Zufahrtswege zum Platz der Alten Synagoge mit mehreren Fahrzeugen.
Keine Hinweise auf Gefahr in Stuttgart
Die Polizei Stuttgart betonte, dass es keine Hinweise für eine akute Gefahr für die "Fridays for Future"-Demonstration am Freitag gebe oder für die Kundgebung "Demokratie verteidigen" am Samstag. Poller in der Innenstadt würden hochgefahren, weitere Angaben zu Vorkehrungen könne die Polizei aus taktischen Gründen nicht machen. Die Sicherheitsstandards seien wie schon vor dem Attentat in München hoch, sagte ein Sprecher der Polizei Stuttgart.
Lkw schützen Besucher bei Narrentreffen in Aulendorf
In Aulendorf (Kreis Ravensburg) findet am Wochenende das große Landschaftstreffen der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte statt. Dort werden rund 6.000 Narren und Närrinnen am Samstag und Sonntag jeweils rund 10.000 Zuschauende erwartet. Nach dem Attentat in München habe man das bestehende Sicherheitskonzept nicht verändert, so die Veranstalter und die örtliche Polizei.
Sogenannte Terror-Sperren sollen in Aulendorf verhindern, dass Fahrzeuge auf das Festgelände oder die Umzugswege fahren können. Hierfür werden Lastwagen eingesetzt. Eine Spedition stellt ihre Fahrzeuge zur Verfügung. Außerdem sei in Aulendorf eine Security-Firma im Einsatz, die Streife gehe auf dem Festgelände und in den Zelten.
Die Kosten für das Sicherheitskonzept belaufen sich auf 40.000 Euro, so die Veranstalter. Es sei ein großer Aufwand für die Zünfte, ein solches Sicherheitskonzept zu stemmen, sagte der Aulendorfer Zunftmeister Florian Angele dem SWR.
Narrenzunft Waldshut erwartet keinen Besucherrückgang wegen Terror-Angst
In Waldshut findet am Samstag und Sonntag das Hochrhein Narrentreffen statt. Unter anderem wird es auch dort einen großen Umzug geben. Zunftmeister Stephan Vatter sagte im Vorfeld, dass er nicht erwarte, dass sich Besucherinnen und Besucher durch das Attentat in München von einem Besuch abschrecken lassen würden. Er könne sich höchstens vorstellen, dass die Leute sensibilisierter und aufmerksamer seien. Man dürfe sich das Feiern auch nicht verbieten lassen.
Auch in Waldshut hat man im Vorfeld schon zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen, unabhängig von dem was in München passiert ist. Eine Sicherheitsfirma, die Feuerwehr, das Deutsche-Rote-Kreuz und die Polizei seien in großer Anzahl im Einsatz.
Sendung am Fr., 14.2.2025 11:30 Uhr, SWR4 Regionalnachrichten Region Mannheim