
Baden-Württemberg Solaranlage über Ihringer Weinreben: Was der Schatten mit dem Wein macht
Ein Solardach über einem Weinberg in Ihringen am Kaiserstuhl. Als Energiequelle – und Schutz vor dem Wetter, so die Theorie. Aber welche Wirkung hat der Schatten auf Reben und Wein?
Es ist ein Experiment: Seit gut einem Jahr steht eine Solaranlage über Weinreben am Blankenhornsberg in Ihringen am Kaiserstuhl (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Die Idee: Oben wird Strom erzeugt, unten schützen die Solarmodule die Reben vor extremer Hitze oder Hagel. Fachleute des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg (WBI) untersuchen derzeit, wie sich der Schatten der Anlage auf die Reben und den Wein auswirkt. Und was sie bisher herausgefunden haben, stimmt sie zuversichtlich.
Weinbauinstitut testet in der Solaranlage unterschiedliche Varianten
"Nach diesem einen Jahr, wo die PV-Anlage steht, können wir eine Reifeverzögerung erkennen", sagt die Direktorin des WBI, Bettina Frank-Renz. Dadurch könne später geerntet werden, was vor allem in nassen und heißen Sommern hilfreich sei. "Wir können damit ein Stück weit dem Klimawandel entgegenwirken", sagt Frank-Renz.
Die Reben des WBI in Ihringen werden unterschiedlich stark beschattet. In einem Bereich sind die Solarmodule flächendeckend installiert, in einem anderen mit Abstand zwischen den einzelnen Reihen. Einige Module sind fest, andere sind beweglich. So wollen die Forscherinnen und Forscher verschiedene Beschattungs-Varianten austesten. Die Frage ist, welche Art von Anlage sich für Winzerinnen und Winzer lohnen könnte - mit Blick auf den Stromertrag, den finanziellen Aufwand und die Wirkung auf den Wein.
Jungwein von September: Mehr Schatten, hellere Farbe
Letzteres untersuchen sie an verschiedenen Standorten. Im Weinberg schneiden Hannes Engler und sein Team des WBI aktuell das alte Holz von den Reben. Anschließend wiegen sie das Schnittholz und notieren die Ergebnisse genau. "Das verrät uns viel über das Wachstum in der letzten Vegetationsperiode", erläutert Engler. "Zusammen mit dem Ertrag können wir abschätzen, inwieweit die Rebe ein gesundes Wachstum hat und ob sie zum Beispiel - was den Ertrag angeht - überperformt oder unterperformt."

Hannes Engler vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg wiegt das geschnittene Holz.
Im Keller des WBI in Freiburg lagert unterdessen der Jungwein. Alle Trauben wurden im vergangenen September gelesen. Und doch sind die Weine von ganz unterschiedlicher Farbe. Einer blassrosa, ein anderer dunkelrot, fast wie ein Rotwein. Fabio Fehrenbach vom WBI erklärt, auch das liege an der jeweiligen Beschattung. Heller heißt: Die Trauben haben mehr Schatten abbekommen. Dunkler: weniger Schatten und mehr Sonne.
Ob das gut oder schlecht sei, hänge davon ab, welches Produkt eine Winzerin oder ein Winzer haben möchte, sagt Fehrenbach. "Bei Rotwein ist es wichtig, dass wir eine gute Farbe haben. Aber wir haben zum Beispiel auch immer die Möglichkeiten, einen Rosé auszuarbeiten. Und bei einem Rosé kann eine sehr helle Farbe sehr, sehr positiv sein." Daneben werden auch der Säure- und den Zuckergehalt der Weine untersucht.
Baugenehmigung und Stromanschluss als Herausforderung
Bis es endgültige Ergebnisse gibt, dauert es noch. Das Projekt ist bis Ende 2026 angesetzt. Ähnliche Projekte laufen unter anderem im Freiburger Stadtteil Munzingen und in Oberkirch im Ortenaukreis. Geklärt werden muss auch, wie die Winzer solche Solaranlagen finanzieren können. Die Anlage am Blankenhornsberg hat nach WBI-Angaben 600.000 Euro gekostet. Vor allem die vier Meter hohen Stahlträger seien teuer gewesen, sagt WBI-Chefin Frank-Renz. Aus ihrer Sicht ist aber die größere Herausforderung, eine Duldung oder Baugenehmigung in solchen Lagen zu bekommen - und einen Stromanschluss.
Sendung am Fr., 14.2.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW