Nach dem gewaltsamen Tod einer Frau in Offenburg sind viele Menschen in der Stadt erschrocken. In der Nähe des Tatorts wurden am Tag nach dem Verbrechen einige Blumen und Kerzen abgelegt

Baden-Württemberg Staatsanwältin: Therapeutin in Offenburg von früherem Patienten getötet

Stand: 13.02.2025 17:18 Uhr

Der in Offenburg verhaftete Tatverdächtige und das Opfer kannten sich vor der Tat. Laut Staatsanwaltschaft galt der Mann als psychisch auffällig. Sie ermittelt nun wegen Mordes.

Nach dem gewaltsamen Tod einer 37 Jahre alten Frau in Offenburg wird ein früherer Patient der Frau des Mordes beschuldigt. Gegen den 42 Jahre alten Mann ist inzwischen Haftbefehl erlassen worden. Der Mann ist in Frankreich schon einmal wegen eines Tötungsdelikts verurteilt worden und saß deswegen bereits viele Jahre in Haft. Das haben Polizei und Staatsanwaltschaft Offenburg am Donnerstag bekannt gegeben.

SWR-Reporter Ulf Seefeld über die neuesten Erkenntnisse zu der Gewalttat in Offenburg:

Tatverdächtiger nach gewaltsamen Tod in Offenburg wurde bereits 2023 auffällig

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 42-Jährigen Mord vor. "Er handelte heimtückisch", so die leitende Staatsanwältin, Iris Janke. Er habe die Frau nach Feierabend im Dunkeln überrascht. Sie habe offenbar nicht mit einem Angriff gerechnet. Nach derzeitigem Ermittlungsstand liege weder eine Sexualstraftat noch ein Raubdelikt vor. Vielmehr sei die als Therapeutin arbeitende Frau Opfer eines Aggressionsdelikts geworden. Der Tatverdächtige schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Laut dem leitenden Kriminaldirektor Raoul Hackenjos waren sich der Tatverdächtige und das Opfer in einer psychiatrischen Einrichtung begegnet. Dort habe es bereits 2023 verbale Aggressionen des Beschuldigten gegen die Frau gegeben. 2024 habe es einen erneuten Vorfall gegeben, bei dem auch die Polizei miteinbezogen war. Danach habe es keinen Kontakt mehr zwischen der Frau und dem Mann gegeben.

Vorläufig lässt sich das Verbrechen als ein Aggressionsdelikt gegen eine Person einordnen, die beruflich mit dem mutmaßlichen Täter in Kontakt kam. Iris Janke, Leiterin der Offenburger Staatsanwaltschaft
Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft zum Fall der getöteten Frau in Offenburg

Präsentierten neue Erkenntnisse zum Tötungsdelikt in Offenburg: Raoul Hackenjos, Leitender Kriminaldirektor, Jürgen Rieger, Leiter des Polizeipräsidiums Offenburg und Iris Janke, die Leiterin der Staatsanwaltschaft Offenburg (v.l.n.r.).

42-Jähriger sollte in Psychiatrie untergebracht werden

Der Offenburger Polizeipräsident Jürgen Rieger sagte, der mutmaßliche Täter sei schon Ende 2023 psychisch auffällig gewesen und habe unter rechtlicher und ambulanter Betreuung gestanden. Die Stadt Offenburg habe zwei Mal beantragt, eine zwangsweise Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung zu prüfen. Die Gutachten ergaben aber jeweils keine akute Gefahr.

Der 42 Jahre alte Deutsche war am Mittwochmittag an seiner Wohnanschrift in der Offenburger Weststadt durch Spezialkräfte vorläufig festgenommen worden.

37-jährige Frau wurde mit schweren Verletzungen gefunden

Am Dienstagabend war die 37 Jahre alte Frau schwer verletzt im Hinterhof eines Hauses im Offenburger Stadtzentrum gefunden worden. Sie wies laut Kriminalinspektor Hackenjos erhebliche Verletzungen mit massivem Blutverlust auf. Ihr konnte nicht mehr geholfen werden, sie starb noch vor Ort.

Die Polizei hatte gegen 19:15 Uhr von der Schwerverletzten erfahren. Zeugenaussagen hatten später ergeben, dass jemand die Frau schon um 18:30 Uhr am Fundort hatte liegen sehen.

Iris Janke, Leiterin der Offenburger Staatsanwaltschaft, über neue Erkenntnisse zur Tat und zum mutmaßlichen Täter:

Frau stammte aus Frankreich und arbeitete in Offenburg

Wie die Polizei mitteilte, stammte sie aus Frankreich und arbeitete in Offenburg als Psychotherapeutin. Laut der Staatsanwältin Iris Janke hatte sie die französische und die deutsche Staatsbürgerschaft und war Mutter eines Kleinkindes.

Zum genauen Tathergang und einer möglichen Tatwaffe gab die Polizei auch am Donnerstag keine Auskunft. "Angaben zur genauen Art der Verletzungen und zur Tatwaffe sind weiterhin Gegenstand der weiteren Ermittlungen", so Hackenjos.

Sicherheitsempfinden der Menschen in Offenburg
Das Institut für Kriminologie an der Universität Heidelberg hat im vergangenen Sommer 15.000 Menschen in Offenburg angeschrieben, um sie zu ihrem Sicherheitsempfinden in Offenburg zu befragen. Ein Drittel von ihnen hat an der Umfrage teilgenommen. Demnach fühlen sich die Offenburgerinnen und Offenburger grundsätzlich sicher. Sorgen bereitet aber die Bahnhofsgegend. Vor allem dort und in der Innenstadt fühlen sich die Befragten unsicherer. Die Stadt hat inzwischen entschieden, dass ein Kommunaler Ordnungsdienst eingeführt werden soll. In drei Jahren wird es eine erneute Befragung geben.

Sendung am Do., 13.2.2025 16:30 Uhr, SWR4 BW Studio Südbaden

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