
Baden-Württemberg Städtetag verlangt mehr Geld für Ganztagsbetreuung in Grundschulen
Auf der didacta adressiert der Städtetag zehn Forderung an Land und Bund: Um das Themenspektrum zu erweitern, benötige es "verlässliche Partner". Mehrere Verbände schließen sich an.
Der Städtetag Baden-Württemberg und zahlreiche Partnerorganisationen fordern finanzielle Zusagen von Bund und Land für die Umsetzung der Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Der rechtliche Anspruch darauf greift ab dem Schuljahr 2026/27. Am Freitag hat der Städtetag die Forderungen am Vormittag im Rahmen eines Kongresses zur Ganztagsbetreuung auf der Stuttgarter Bildungsmesse didacta formuliert. Im Anschluss wurde das Thema diskutiert.
Städtetag gibt Forderungen auf didacta bekannt
Um den Anspruch auf Ganztagsbetreuung mit "niveauvollen und verlässlichen Partnern" umsetzen zu können, brauche es die Unterstützung von Bund und Land, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung des Städtetags und der Partnerorganisationen.
Laut Städtetag erweitere die Breite des Angebotes den Horizont der betreuten Kinder und hebe die Qualität der Betreuung. Das gehe aber nur mit angemessener und verlässlicher Mitfinanzierung. Geplant ist, dass 454.000 Kinder an Grundschulen in Baden-Württemberg einen Anspruch haben, täglich 8 Stunden beschult und betreut zu werden, und das 48 Wochen im Jahr.
Ganztagsbetreuung soll es ab 2026 geben
Losgehen soll es zum Schuljahr 2026/27. Aus Sicht des Städtetags ist die Ganztagsbetreuung eine Chance, Grundschulkinder auch über die Schulzeit hinaus für Angebote und Aktivitäten zu begeistern. Zu den mehr als 20 unterzeichnenden Partnerorganisationen gehören unter anderem die Kirchen im Land, der Landesmusikverband und der Landessportverband.
Der Landesverband der Musikschulen sprach sich am Freitag vor 1.500 Gästen für eine Ganztagsbetreuung aus. Man mache bereits Musik in einem Drittel der Schulen erlebbar, sagte Ingo Sadewasser vom Landesverband der Musikschulen. Diese Kooperation möchte man nun ausbauen: "Es kann nicht sein, dass die Kommunen diese Kosten tragen müssen. Das wird nicht funktionieren."
Grünen-Kultusministerin Schopper: "Wir übernehmen Verantwortung"
Vereine nicht austrocknen lassen, Engagement gebührend honorieren: In fast jeder Rede auf der Bildungsmesse ging es um das Geld für das zusätzliche Personal. Für Monika Stein von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) war klar: "Wir wollen, dass die Ganztagsbetreuung eine große Chance ist und dafür müssen wir Geld in die Hand nehmen."
Die Frage, die am Freitag im Raum stand: Wer muss wie viel Geld in die Hand nehmen? Denn die Träger der Betreuungsangebote, die Kommunen und Landkreise, sind hier maßgeblich in der Pflicht. SPD-Landeschef Andreas Stoch findet das sei Landessache. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) ärgerte sich über den Vorwurf von Stoch: Man übernehme sehr wohl Verantwortung, so Schopper. "Die gute Ordnung der Dinge heißt auch zu schauen, wer, wann, wo, was bezahlt."
Proteste gegen Losverfahren für Förderung von Ganztagsbetreuung
Ab 2026 haben Eltern bundesweit einen Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Der Investitionstopf des Bundes mit 380 Millionen Euro ist aber zu knapp gefüllt, um den großen Nachholbedarf in Baden-Württemberg zu decken. Nach Studien fehlen hier zehntausende Plätze.
Weil zunächst kein weiteres Geld in Sicht war, entschied sich das baden-württembergische Kultusministerium dafür, die massenhaften Förderanträge der kommunalen Schulträger nach einem Losverfahren auszuwählen. Das löste zunächst heftigen Protest bei den Kommunen und dann auch beim Koalitionspartner CDU aus. Das Losverfahren wurde daraufhin verworfen. Für den Ausbau der Ganztagesbetreuung an Grundschulen stellt das Land 861 Millionen Euro bis 2029 bereit. Diese Summe sieht der Doppelhaushalt 2025/2026 vor.
Sendung am Fr., 14.2.2025 12:00 Uhr, SWR1 BW Nachrichten