Waffen auf einem Tisch

Baden-Württemberg Stuttgart: Diese unerlaubten Waffen wurden in der Verbotszone sichergestellt

Stand: 03.02.2025 20:02 Uhr

Zwei Jahre gibt es die Waffenverbotszone in der Stuttgarter Innenstadt jetzt. Viele unterschiedliche, verbotene Waffen wurden seither sichergestellt, wie die Polizei jetzt zeigte.

Eine Art kleine Astsäge mit zwei Klingen, ein buntes Springmesser, aber auch ein handelsübliches Küchenmesser - diese Gegenstände präsentiert Albrecht Stadler, der Leiter für Sicherheit und Ordnung im Ordnungsamt in Stuttgart, in einem Karton aus der Asservatenkammer am Montag dem SWR. Diese potentiellen Waffen wurden in der Verbotszone in der Stuttgarter Innenstadt bei Kontrollen sichergestellt.

Weiterhin viele Messerstraftaten in der Stuttgarter Waffenverbotszone

Insgesamt wurden 116 unerlaubte Gegenstände entdeckt, so Stadler. Es wurden also auch 116 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet und Bußgelder in Höhe von insgesamt fast 25.000 Euro verhängt.

Nach wie vor gebe es eine höhere Zahl an Messerstraftaten in der Verbotszone als im restlichen Stuttgart, erklärt der Leiter für Sicherheit und Ordnung. Man habe sich deshalb entschieden, die Waffenverbotszone zu verlängern. Die Zeiten wurden aber noch einmal angepasst. Und der Stadtgarten wurde aus der Verbotszone ausgenommen.

Hintergrund: Stuttgarter Waffenverbotszone
Die Waffenverbotszone in der Stuttgarter Innenstadt galt seither freitags und samstags sowie in Nächten vor Feiertagen jeweils von 20 bis 6 Uhr. Stuttgart war die erste Stadt in Baden-Württemberg, die eine Waffenverbotszone beschlossen hat. Zusätzlich zu den ohnehin verbotenen Messern im öffentlichen Raum sind verboten:
  • Messer mit feststehender Klinge mit einer Länge von über vier Zentimetern
  • Messer mit einer Klingenläge von mehr als vier Zentimentern, die über einen Mechanismus verfügen, der die Klinge arretieren lässt
  • sogenannte Elektroschocker
  • Macheten, Sensen, Hecken‐ oder Baumschneidewerkzeuge

Ordnungsamt Stuttgart: Signal gegen Waffen setzen

Messer sind in der Innenstadt unerwünscht - dieses Signal will die Stadtverwaltung setzen. Außerdem sei es der Polizei seit November möglich, Personen anlasslos auf Waffen zu kontrollieren. Vorher waren Waffen oft nur sogenannte Beifunde von anderen Kontrollen, zum Beispiel auf Drogen.

Und nach der alten Regelung mussten Waffen, die bei einer Kontrolle entdeckt wurden, am nächsten Tag zurückgegeben werden. "Das ist pädagogisch nicht sonderlich wertvoll", meint Stadler. Jetzt sei das eine Ordnungswidrigkeit, und man könne die Waffen dauerhaft wegnehmen.

Kritik an Waffenverbotszone in Stuttgart

Die Stadt zeigt sich zufrieden mit der Bilanz nach zwei Jahren. Es gibt aber auch Kritik - zum Beispiel von Stadtrat Luigi Pantisano (Die Linke). Grundsätzlich müsse keiner eine Waffe dabei haben, wenn er in die Stadt laufe, so Pantisano. Die Ausweitung der Waffenverbotszone ziele aber seiner Meinung nach eher darauf ab, in die Taschen einer bestimmten Menschengruppe schauen zu können. Es gehe seiner Meinung nach um die meist jungen Männer mit Migrationsgeschichte, die sich zu den Zeiten in der Innenstadt treffen. "Diese Jugendlichen mit Migrationsgeschichte werden hier besonders hervorgehoben kriminalisiert", so Pantisano.

Stadtplan von Stuttgart mit eingezeichneter Waffenverbotszone

Die Waffenverbotszone gilt in der Stuttgarter Innenstadt zwischen dem Hauptbahnhof und dem Rotebühlplatz, außerdem im Stadtgarten.

Stuttgarter Polizei verteidigt Waffenverbotszone

Die Stuttgarter Polizei hält dagegen: Die Tötungsdelikte seien seit der Einführung der Waffenverbotszone gesunken, so Polizeipräsident Markus Eisenbraun. Der Anstieg der Messerdelikte sei aber ein bundesweiter Trend, der nicht allein in Stuttgart auffalle. Aus Sicht der Polizei sei es deshalb wichtig, die Waffenverbotszone aufrecht zu erhalten.  

Umfrage in Stuttgart: Waffenverbotszone kaum ein Thema

Wer sich abends auf Stuttgarts Straßen umhört, bekommt beim Thema Waffenverbotszone meist nur ein desinteressiertes Schulterzucken als Reaktion. "Messer sind gerade schon sehr verbreitet. Einige haben auch Messer dabei, aber ich glaube nicht, dass die Waffenverbotszone die Leute dann abhält", meint ein junger Mann in der Fußgängerzone.

Ein anderer Passant erzählt, dass er selbst schon angehalten wurde. "Allgemeine Personenkontrolle, wir müssen gucken, ob du Waffen dabei hast", zitiert er die Polizei. Bei ihm sei aber nichts gefunden worden.

Waffenverbotszone: Das denken die Menschen auf Stuttgarts Straßen

Gewaltpotenzial trotz Waffenverbotszone weiter gestiegen

Auf der Stuttgarter Königstraße erklärt eine Frau, dass sie sich gerade hier immer sicher gefühlt habe. Viele Menschen wissen nicht einmal, dass es die Waffenverbotszone überhaupt gibt. Ein Taxifahrer meint hingegen: "Die Kriminalität ist immer noch dieselbe."

Ein Türsteher sagt, das Gewaltpotenzial sei in den letzten Jahren eher gestiegen. Ein Problem mit Messern hätten sie aber nicht. Die Bilanz auf der Straße: Kaum jemand spricht sich aktiv gegen die Waffenverbotszone aus, aber daran zu glauben, dass sie etwas verändert, scheint auch keiner.

Diese Messer sind ohnehin verboten
Auch schon ohne messerfreie Zone oder Waffenverbotszone sind viele Hieb- und Stichwaffen im öffentlichen Raum verboten: feststehende Messer mit einer Klingenlänge von mehr als zwölf Zentimetern, Fallmesser, Faustmesser, einhändig ausklappbare Klappmesser, sogenannte Balisongs ("Butterflymesser" genannt), Springmesser, wenn deren Klinge länger als 8,5 Zentimeter oder zweiseitig geschliffen ist, sowie Hieb- und Stoßwaffen wie Dolche, Schwerter oder Wurfmesser.

Sendung am Mo., 3.2.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

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