
Baden-Württemberg Umweltfreundliche Camps und Upcycling von Volleybällen: Wie Sportverbände in BW nachhaltiger werden
Sportverbände und -vereine in BW zeigen, wie sich Sport und Nachhaltigkeit verbinden lassen. Einige Projekte wurden jetzt ausgezeichnet und erhalten Geld.
Nachhaltigkeit muss zu einer Selbstverständlichkeit werden, sagt Jürgen Scholz, Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSVBW). Und gute Ideen dazu verdienen Anerkennung. Darum hat der LSVBW wieder Projekte von Fachverbänden und Sportbünden im Land ausgezeichnet, die den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit mitgestalten wollen. In den kommenden Wochen und Monaten sollen die Projekte umgesetzt werden.
Die Bandbreite ist groß. Sie reicht von Klimaschutz über Abfallvermeidung und Recycling, Biodiversität, Klimafolgenanpassung bis hin zu gesellschaftlicher Verantwortung. Das Preisgeld von 90.000 Euro wird auf zehn Projekte aufgeteilt. Gefördert wird der Wettbewerb, der jetzt zum sechsten Mal stattfand, vom baden-württembergischen Umweltministerium.
Nachhaltiges Beachvolleyball-Camp prämiert
Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit müssten an der Basis entstehen, meint Scholz. So wurde unter anderem ein Beachvolleyball-Camp für 60 Kinder ausgezeichnet, bei dem nicht nur mit fair produzierten Bällen gespielt wird und fair produzierte T-Shirts verteilt werden, sondern das ganze Camp soll nachhaltig sein - von der Anfahrt bis zum Essen, wie Franziska Kraft vom Nordbadischen Volleyball-Verband erläutert.
Ihnen liege vor allem am Herzen zu zeigen, dass man ein solches Camp mit möglichst wenig Ressourcen durchführen kann, sagt Kraft: "Dass man beispielsweise mit dem Fahrrad zum Camp anreisen kann. Dass man dort nur mit Pfandflaschen arbeitet oder jeder eben seine eigenen Flaschen mitbringt. Und dass man versucht, auch bei der Ernährung Ressourcen zu verwenden, die nicht unbedingt eingeflogen werden, sondern eher aus der Nähe kommen."
Upcycling: Aus alten Volleybällen Neues machen
Prämiert wurde auch die Idee des Volleyball-Landesverbandes Württemberg, alten Bällen ein neues Leben zu geben - auf Neudeutsch: Upcycling. Aus kaputten Volleybällen werden neue Gegenstände. Etwa eine Lampe, Füllfederhalter, kleine Taschen und Anhänger, erklärt Sprecher Andreas Burkard: "Für uns ist es ganz wichtig, dass wir nicht alles wegwerfen und die Wegwerfgesellschaft ein bisschen dafür sensibilisieren, dass man kreative Lösungen findet und wir die Rohstoffe sinnvoll nutzen."
Mit dem Preisgeld sollen Do-it-yourself-Videos produziert werden, die zur Nachahmung einladen. Denn Müllvermeidung ist ein erster Schritt, mit dem viele Vereine den Einstieg in die Nachhaltigkeit finden.
Für uns ist es ganz wichtig, dass wir nicht alles wegwerfen. Andreas Burkard, Volleyball-Landesverband Württemberg
Sportvereine können auch CO2 reduzieren - und sich dabei helfen lassen
Komplexer ist das Thema CO2-Bilanzierung. Hierbei könnten sich Vereine aber beraten lassen, sagt Anne Portscheller von der Stuttgarter Beratungsagentur KATE. Diese hat schon 30 Vereine betreut, zum Beispiel in Stuttgart-Feuerbach. "Die Sportvereinigung Feuerbach hat sich für ein Energiemanagement entschieden und konnte ohne große bauliche Investitionsmaßnahmen 30 Prozent ihres Stromverbrauchs reduzieren", so Portscheller.
Das Credo: Hinschauen, analysieren, handeln - die ersten Schritte müssen nicht kompliziert sein, sagt Portscheller. Als Beispiele nennt sie: das Licht automatisch abschalten, wenn in einem Gebäude eine gewisse Zeit nicht gespielt wird, oder abends der Strom abschalten. Das Ziel: Den Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß zu senken. Als Nebeneffekt setzt die Energieeinsparung zugleich Mittel frei, die anders eingesetzt werden können.
Die Sportvereinigung Feuerbach (...) konnte ohne große bauliche Investitionsmaßnahmen 30 Prozent ihres Stromverbrauchs reduzieren. Anne Portscheller von der Stuttgarter Beratungsagentur KATE
Vereine in BW machen mit bei der Nachhaltigkeitscharta Sport
Bei den über 11.000 Vereinen mit vier Millionen Mitgliedern in Baden-Württemberg schlummert also ein riesiges Einsparpotenzial. Und immer mehr Vereine machen mit. Der MTV Ludwigsburg mit fast 8.000 Mitgliedern war vor sechs Jahren einer der ersten Unterzeichner der Nachhaltigkeitscharta Sport in Baden-Württemberg, sagt MTV-Vorstandsmitglied Holger Pressel stolz. Inzwischen sind über 70 Vereine der N!-Charta Sport beigetreten.
Dabei setzten sich die Vereine freiwillig klare Ziele, erklärt Pressel: "Also nicht: Wir wollen das Müllaufkommen reduzieren, sondern: Wir wollen den Anteil von Abfall um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr reduzieren. Das heißt, alle Ziele müssen messbar sein." Nur dann würden diese von der betreuenden Geschäftsstelle, die beim Umweltministerium angesiedelt ist, akzeptiert. Die N!-Charta Sport bildet ein Netzwerk, das sich gegenseitig motiviert.
Prämierte Projekte als Vorbild
Dazu soll auch der Nachhaltigkeitspreis des Umweltministeriums und des Landessportbundes beitragen: Die prämierten kreativen Ideen sollen als Vorbild dienen. LSVBW-Präsident Jürgen Scholz hofft auf viele Nachahmer, wenn Verbände zeigen, "schaut mal, das machen wir und dafür kriegen wir sogar noch einen Preis und Geld dafür".
Ich glaube, wir sind auf einem hervorragenden Weg. Jürgen Scholz, Präsident Landessportverband Baden-Württemberg
"Dann wird schon ein Umdenken stattfinden", meint der LSVBW-Präsident - indem sich andere Vereine sagten: "Das machen wir doch eigentlich auch, vielleicht nicht ganz in der Breite, sondern ein bisschen anders ausgerichtet". Scholz' Fazit: "Ich glaube, wir sind auf einem hervorragenden Weg."
Einem Weg, der Schule macht: Andere Landessportverbände wollen das baden-württembergische Modell kopieren und ihre Vereine ebenfalls motivieren, nachhaltiger zu werden.
Sendung am Di., 3.6.2025 9:00 Uhr, SWR Aktuell am Vormittag, SWR Aktuell