
Baden-Württemberg Unfälle mit Fahrzeugen der Straßenmeisterei: Wie sicher sind die Autobahnen?
Immer wieder passiert es: Bei einem Unfall vergangene Woche auf der A81 wurde auch ein Mitarbeiter der Straßenmeisterei verletzt. Wie sicher können sie sich bei der Arbeit fühlen?
Zu gleich zwei Unfällen mit Absperrfahrzeugen der Straßenmeisterei Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis) kam es auf der A81 innerhalb von knapp zwei Wochen. Am 31. Januar wurde dabei auf Höhe Widdern (Kreis Heilbronn) auch ein Mitarbeiter schwer verletzt. Am vergangenen Mittwoch krachte dann wieder ein Lkw in ein Absperrfahrzeug, diesmal bei Neuenstadt (Kreis Heilbronn).
Wiederholt kommt es zu solchen Unfällen, gerade wenn es um kurzfristige Arbeiten wie Tagesbaustellen geht. Aktuell arbeite man deshalb an der Weiterentwicklung eines digitalen Frühwarnsystems, sagt die Autobahn GmbH Niederlassung Südwest auf SWR-Anfrage.
Arbeitsplatz Autobahn: Gefährlicher Job bei der Straßenmeisterei
Auch die Straßenwärterinnen und Straßenwärter im Land wissen: Der Job kann gefährlich sein. So berichtete ein Mitarbeiter der Straßenmeisterei Tauberbischofsheim am Tag des Unfalls auf der A81 bei Neuenstadt am Kocher noch vor Ort, dass die Angst immer wieder mitschwinge - vor allem wenn, wie in diesem Fall, kurz zuvor noch ein Kollege verletzt wurde. Die Mitarbeitenden waren bei Neuenstadt gerade dabei, Baumschnittarbeiten am Straßenrand durchzuführen, als der Unfall passierte.
Autobahn GmbH weiß um die Gefahren auf der Autobahn
Dass die Arbeiten direkt an der Autobahn risikoreich sind, ist auch der Autobahn GmbH des Bundes bewusst. Die Mitarbeitenden sorgen dem Unternehmen zufolge mit ihrer Arbeit für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf den Autobahnen. In einer schriftlichen Stellungnahme der Niederlassung Südwest heißt es, "dabei sind sie selbst bei ihrer Arbeit Gefahren ausgesetzt."
Um Gefahren abzuwenden, setzen die Straßenmeistereien in erster Linie auf Sichtbarkeit. Jeder kennt die signalfarbene Arbeitskleidung der Straßenwärterinnen und Straßenwärter in orange. Zusätzlich werden die Einsatzstellen immer mit Warnbaken, sogenannten Vorwarnanhängern, oder Absperrtafeln abgesichert.
Manche Verkehrsteilnehmer ignorieren Absperrungen einfach
Immer wieder kommt es vor, dass Autofahrerinnen und Autofahrer Geschwindigkeitsbegrenzungen oder gar Absperrungen einfach ignorieren - vor allem im Überland, aber auch im Stadtverkehr. Ein innerörtliches Beispiel stellt der Heilbronner Triathlon 2024 dar: Damals war die Strecke für den querenden Autoverkehr zwar abgesperrt, ein Autofahrer ignorierte die Blockade allerdings, fuhr auf die Strecke und verletzte einen Radfahrer.
Schon im Sommer 2024 äußerte sich Leroy Dollner, Bauleiter bei T.Dollner Verkehrstechnik aus Lauffen am Neckar (Kreis Heilbronn), zu dem Triathlon-Vorfall und seinen Erlebnissen bei der Arbeit auf den Straßen: Vor allem seit der Corona-Pandemie stelle er fest: "Die Zündschnur ist kürzer geworden." Die Menschen seien egoistischer und ungeduldiger. Das habe aus seiner Sicht weiter zugenommen. Immer häufiger werden er und seine Mitarbeitenden Zeugen davon, dass Autofahrerinnen und Autofahrer schon kurz nach dem Aufstellen die Absperrungen wegräumen und daran vorbeifahren.
Teilweise sind Dollners Angestellte auf den Straßen auch Anfeindungen ausgesetzt, berichtete der Bauleiter schon damals. Man werde als "Störenfried, der den Verkehr behindert", wahrgenommen: "Die Ignoranz ist halt extrem groß geworden, bis hin zu Anfeindungen", sagte er dem SWR.
Digitale Lösung soll Unfälle vermeiden
Um die Straßen nicht nur für Verkehrsteilnehmer, sondern auch für die Angestellten in den Straßenmeistereien sicherer zu machen, arbeitet die Autobahn GmbH aktuell an der Weiterentwicklung der sogenannten C-IST - "kooperative intelligente Verkehrssysteme". Diese vernetzen - ganz grob gesagt - Baustellenfahrzeuge und andere Verkehrsteilnehmende miteinander.
Heißt: Darüber können die sogenannten Vorwarnanhänger eine Warnmeldung an alle WLAN-fähigen Fahrzeuge, zum Beispiel Lkw, im Umkreis schicken. Diese erfahren dann, dass demnächst ein Fahrzeug der Straßenmeisterei auftaucht, das Arbeiten erledigt. Ein Großteil der Vorwarnanhänger sei schon damit ausgestattet, heißt es von der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest.
Video-Kampagne der Straßenmeistereien
Um die Autofahrerinnen und Autofahrer zu sensibilisieren, wurde von der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest schon im Frühjahr 2023 eine Video-Aktion gestartet. In Videos in den sozialen Medien haben Kinder von Mitarbeitenden der Autobahnmeistereien Freiburg und Karlsruhe alle Verkehrsteilnehmenden dazu aufgerufen: "Bitte pass auf meinen Papa auf!". Diese Videos findet man auch heute noch beispielsweise bei YouTube.
Sendung am Mi., 12.2.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4