
Baden-Württemberg Unternehmerin Grupp-Kofler: Wenn der Staat sich zu stark einmischt, fühlen sich Unternehmen stranguliert
Für Unternehmerin Isabel Grupp-Kofler braucht es weniger Regulierung durch den Staat. Im SWR-Videopodcast "Zur Sache! intensiv" erklärt sie, warum sie kein Fan von Subventionen ist.
Für Unternehmerin Isabel Grupp-Kofler ist klar: Leistung muss wieder "sexy" werden. Wenn sie Mitarbeitergespräche führe, sei die Enttäuschung oft groß, weil es vom Lohn so viele Abgaben gebe, so die 39-Jährige im Gespräch mit Moderatorin Alexandra Gondorf im SWR-Videopodcast "Zur Sache! intensiv". Es brauche mehr Netto vom Brutto. Wenn Überstunden besteuert würden, sei das kein Anreiz für Mehrarbeit. Und weiter: "Wie deprimierend ist es für einen Mitarbeiter, wenn er eine Gehaltserhöhung bekommt, sehr viel davon dem Staat zukommt und am Ende beim Bürger zu wenig übrig bleibt?"
Unternehmerin Grupp-Kofler: Erhöhung des Mindestlohns sorgt für Preissteigerungen
Bei der Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro müsse man auch die Konsequenzen beachten. Am Ende werde jeder Bäcker die Preise für Brötchen erhöhen und der Endkunde zahle mehr - gleichzeitig greife der Staat die Umsatzsteuer ab, so Grupp-Kofler. "Man erhöht den Mindestlohn auf Kosten der Wirtschaft, gleichzeitig wird aber vom Staat noch zusätzlich was abgeschöpft. Das finde ich nicht in Ordnung und das wird nie erwähnt in dieser Debatte."
Entlastungen für Unternehmen wie die im Koalitionsvertrag von CDU und SPD vorgesehene Erhöhung der Abschreibung von Ausrüstungsinvestitionen auf 30 Prozent seien ein guter Anreiz. "Aber eigentlich ist es nur eine Verschiebung", so die Unternehmerin. Die geplante, schrittweise Absenkung der Körperschaftssteuer um fünf Prozent ab 2028 komme jedoch zu spät.
Seit zehn Jahren leitet Isabel Grupp-Kofler gemeinsam mit ihrem Vater Johannes Grupp das Trochtelfinger Kunststoffunternehmen Plasto Mayer (Kreis Reutlingen) mit rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gleichzeitig ist sie unter anderem Landeschefin der Jungen Unternehmer Baden-Württemberg. Seit 2024 ist sie mit dem Investor Georg Kofler verheiratet. Ihr Onkel Wolfgang Grupp ist der ehemalige Inhaber und Geschäftsführer von Trigema.
Fördern statt subventionieren
"Wir brauchen gute Rahmenbedingungen", sagt Grupp-Kofler in Hinblick auf die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland. Es brauche ein Land, das Innovationen, Technologien und Investitionen fördere. Auf die Frage, ob sie damit Subventionen meint, sagt die Unternehmerin: "Fördern heißt, sich nicht zu stark einmischen." Das Gegenteil also. "Ich bin kein Freund von Subventionen", führt Grupp-Kofler weiter aus, "aber ich bin ein Fan davon, dass Unternehmer Unternehmertum leben und investieren können und dabei nicht eingeschränkt werden." Je mehr der Staat eingreife, desto mehr seien Unternehmer wie sie gehemmt. Das führe auch dazu, dass mehr Unternehmer über Abwanderung nachdenken, "weil sie sich stranguliert fühlen".
Ich bin kein Freund von Subventionen, aber ich bin ein Fan davon, dass Unternehmer Unternehmertum leben und investieren können und dabei nicht eingeschränkt werden. Isabel Grupp-Kofler, Geschäftsführerin Plasto Mayer GmbH
Führung braucht mehr Weiblichkeit
Als Nachfolgerin in ein Familienunternehmen zu kommen - insbesondere in einer männerdominierten Branche - sei für Frauen schwierig, so Grupp-Kofler. "Aber umso viel stärker ist man, wenn man wirklich authentisch man selbst ist und nicht versucht, ein männliches Wesen nachzueifern oder irgendwie sich anzupassen, bloß weil so viele Männer um einen herum sind."
"Ich persönlich finde es wichtig, dass die Frau in ihrer Version bleibt", so die 39-Jährige weiter. Wenn man mit Herzlichkeit und Charme mit Männern zusammenarbeitet, gebe es ein besseres Miteinander. Ellenbogen raus sei hingegen nicht zielführend. Sie rate Frauen dazu, "in ihrer Weiblichkeit" zu bleiben: "Es ist ein wundervolles Miteinander - auch mit den Männern - wenn man ordentlich und charmant miteinander umgeht und nicht die Ellenbogen ausfährt, nicht bissig und nicht zickig ist." Miteinander statt Konfrontation sei hier das Ziel.
Grupp-Kofler: Männer trauen sich mehr zu als Frauen
Frauen stünden sich in einer Sache auch oft selbst im Weg. Denn sie wollten oftmals eine Aufgabe direkt perfekt meistern, so Grupp-Kofler. "Es reichen aber auch 70 Prozent Know-How und der Rest kommt mit dem Doing". Männer trauten sich tendenziell mehr zu als Frauen, auch wenn sie nicht die hundertprozentige Kompetenz dazu hätten. "Deshalb ermutige ich die Frauen einfach mal zu machen und nicht zu viel nachdenken", so Grupp-Kofler, "ein bisschen mehr Selbstvertrauen und loslegen."
Generell rät die Unternehmerin: "Einfach mal machen, loslegen, wenn man Ideen hat, anfangen und nicht zu lange nach Grübeln und alles hinterfragen. Loslegen und machen, man selbst sein, authentisch sein." Nur Männer oder nur Frauen bringen es am Ende nicht, so Grupp-Kofler weiter. "Die Superpower entsteht, indem man beide Geschlechter kombiniert, alle kombiniert und dann nach vorne geht. Und das ist wichtig."