
Baden-Württemberg Verkauft Mercedes sein Tafelsilber? Fragen und Antworten zur Silberpfeil-Auktion
Im Mercedes-Benz Museum ist ein Rennwagen für 50 Millionen Euro versteigert worden. Die Schlagzeile hat für Irritation gesorgt. Ein Mercedes-Manager klärt auf.
Die Versteigerung eines Silberpfeils im Mercedes-Benz Museum am Samstag (1.2.2025) hat auch noch Tage später für Diskussionsstoff gesorgt. Mitsamt der Auktionsgebühr ging der damit teuerste Grand-Prix-Rennwagen der Welt für 51,2 Millionen Euro an einen neuen Besitzer.
Schlagzeile wirft auf ersten Blick viele Fragen auf
Beim bloßen Blick auf die Schlagzeile dachte so mancher: Steht jetzt bei Mercedes-Benz der Ausverkauf an? Ist es in Krisen-Zeiten der Automobilbranche schon so weit gekommen? Und landet nun schon wieder ein schöner Oldtimer in irgendeiner Privatgarage? Zu dieser Frage stand dem SWR Marcus Breitschwerdt Rede und Antwort. Er ist als Vorsitzender der Mercedes-Benz Heritage GmbH, einer Tochter des Konzerns, auch für das Museum zuständig.
Unverständnis und Missverständnis unter Instagram-Post des SWR
So häuften sich etwa unter dem SWR-Beitrag auf Instagram Fragen und Beschwerden über die Auktion. So will etwa ein User wissen: "Ausverkauf bei Mercedes?" Ein anderer wird konkreter: "Geht dem Museum das Geld aus oder wieso werden Kronjuwelen versteigert?" Wobei die passendere Metapher - schon allein der Farbe wegen - eher das Tafelsilber wäre. Ein weiterer findet es eine Schande, dass Mercedes seine Geschichte verkauft.
Social-Media-Beitrag auf Instagram:
Silberpfeil gehörte längst nicht mehr Mercedes-Benz
Ein weiterer Instagram-Nutzer allerdings weiß: Das Modell gehörte dem Indiana Motor Speedway Museum und nicht dem Stuttgarter Mercedes-Benz Museum. Völlig richtig, erklärt auch Marcus Breitschwerdt, der für das Museum zuständig ist. Die Auktion fand deshalb im Stuttgarter Museum statt, weil das Fahrzeug nur wenige Meter entfernt gebaut wurde.
Im Jahr 1965 wurde es allerdings an das oben genannte Museum in den USA gestiftet. Dort stand es 60 Jahre lang. Allerdings stelle man sich dort jetzt neu auf, und zwar auf rein amerikanisches Renngeschehen und dessen Geschichte. Deshalb veräußere man dort alle Fahrzeuge, die damit nichts zu tun haben, so Breitschwerdt weiter. Bei der Versteigerung des Fahrzeugs in seiner Heimat habe man dann gerne ausgeholfen. Das Geld geht aber nach Indianapolis.

Silberpfeil Versteigerung
Breitschwerdt: Krise beim Autobauer hat mit Museum nichts zu tun
Zur Frage, ob bei Mercedes-Benz generell ein Ausverkauf anstehe, womöglich auch wegen der vielen schlechten Nachrichten rund um den Autobauer in den vergangenen Monaten, hat Breitschwerdt auch eine Antwort: "Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun."
Einerseits laufen die Geschäfte bei Mercedes-Benz weiterhin erfolgreich, wenn auch mit Gegenwind, gesteht Breitschwerdt ein. Andererseits - und das ist hier entscheidend - würden Erlöse aus solchen Geschäften nie in den operativen Geschäftsbetrieb des Konzerns gehen. In diesem Fall kommt wie schon beschrieben dazu, dass der Silberpfeil nicht mehr Eigentum von Mercedes-Benz war.
Museum versteigert nur in Ausnahmefällen
Das Museum selbst versteigert Fahrzeuge nur in Ausnahmefällen, so Breitschwerdt. Verkaufen, also ohne Auktion, würde man wie jede Sammlung ab und zu, allerdings nur um vom Erlös wiederum andere Ausstellungsstücke zu kaufen, die Lücken in der Sammlung füllen.
Zur Wahrheit gehört, dass Mercedes-Benz 2022 das "Uhlenhaut-Coupé" für 135 Millionen Euro versteigert hat, das sich zuvor im eigenen Besitz befand. Es ist damit das teuerste Auto aller Zeiten. Wie rechtfertigt Breitschwerdt diesen Verkauf? Man habe damals die sozialen Aktivitäten des Konzerns neu aufstellen wollen. Mit diesem Geld wurde das globale Förderprogramm "beVisioneers" ins Leben gerufen. Daraus entstünden Stipendien und Projektunterstützungen für junge Leute in den Feldern Umweltschutz und Dekarbonisierung.
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Das Motiv zeigt eines der beiden 300 SLR Uhlenhaut Coupés zusammen mit dem Erfinder Rudolf Uhlenhaut. Der Autobauer Mercedes-Benz hat eines von laut Unternehmen nur zwei Exemplaren des 300 SLR Uhlenhaut-Coupés für 135 Millionen Euro versteigert.
Verstauben Oldtimer in Privatgaragen?
Weitere Instagram-User ärgern sich darüber, dass der Silberpfeil, der am Samstag verkauft wurde, sich jetzt in einer Garage "die Räder eckig stehen wird". Diese Problematik sieht Breitschwerdt nicht. Die Sammler, die hier zuschlagen, seien in der Regel Menschen, die solche Fahrzeuge wiederum zu Veranstaltungen schickten oder selbst eigene Museen unterhalten würden.
Allerdings ist richtig, dass eine Privatperson den Rennwagen für 51,2 Millionen gekauft hat. Somit ist es der erste Silberpfeil, der in Privatbesitz ist. Ob die Öffentlichkeit dieses Auto noch einmal wiedersehen wird, ist unklar. Da hilft der Blick auf die Motorhaube oder das Lenkrad nicht, das steht in anderen Sternen.
Sendung am Sa., 8.2.2025 12:00 Uhr, SWR4 am Samstag, SWR4