Fast das ganze Jahr gibt es Zecken in Baden-Württemberg.

Baden-Württemberg Vorsicht Zecken! Wie man sich am besten vor FSME schützt

Stand: 16.04.2025 10:58 Uhr

Wegen des milden Winters hat die Zeckensaison in diesem Jahr schon im Januar begonnen. Ganz Südbaden ist Risikogebiet für die Virus-Krankheit FSME. Wie schützt man sich am besten?

Die Zecken sind in diesem Jahr besonders früh dran. Das liegt daran, dass der Winter verhältnismäßig mild war. Das ist ein Trend, stellen Forschende fest.

Zecken gibt es inzwischen fast das ganze Jahr über

Michael Scherer-Lorenzen streift ein weißes Tuch über den frischen Bärlauch im Wald. Der Geobotaniker sammelt Zecken. Er ist Professor an der Universität Freiburg und untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität und ökologische Prozesse. Es gebe nicht unbedingt absolut mehr Zecken, so Scherer-Lorenzen. "Aber der Zeitraum, in dem die Zecken aktiv sind, der verlängert sich." Früher gab es Zecken erst ab März. Mittlerweile gibt es die Blutsauger fast das ganze Jahr über. Der Holzbock, die am häufigsten vorkommende Art in Europa, hat Temperaturen zwischen 20 bis 25 Grad am liebsten. Daher gibt es die meisten Zecken im Frühjahr und im Herbst.

Zecke Gemeiner Holzbock

Zecke Gemeiner Holzbock

Zecken können FSME und Borreliose übertragen

Im Labor untersucht Michael Scherer-Lorenzen die gesammelten Spinnentiere unter dem Mikroskop. Je älter und größer die Zecken, desto mehr Blut haben sie schon aufgesaugt. Und desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie Krankheitserreger in sich tragen. Die häufigsten von Zecken übertagenen Krankheiten sind Borreliose und FSME. FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Die Virus-Erkrankung kann zu Entzündungen des Gehirns, der Hirnhaut oder des Rückenmarks führen.

Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung. 2024 wurden in Deutschland 9.730 Fälle gemeldet. Die Erkrankung zeigt sich als sogenannte Wanderröte: eine ringförmige Rötung rund um den Zeckenstich. Häufige Symptome sind Fieber, Lymphknotenschwellungen sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. Borreliose kann man mit Antibiotika behandeln. Laut Robert-Koch-Institut können bis zu 30 Prozent der Zecken Borrelien enthalten. Studien aus Deutschland und der Schweiz haben nachgewiesen, dass nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen eine Borrelien-Infektion entstand.

Ganz Südbaden ist FSME-Risikogebiet

Gefährlicher als Borreliose ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Das gefährliche an der FSME: Sie ist, anders als zum Beispiel Borreliose, nicht behandelbar, sagt Sebastian Rauer, Facharzt für Neurologie am Universitätsklinikum Freiburg. Die Erreger kommen in vielen Ländern Europas, in Russland und Asien vor. Das FSME-Virus vermehrt sich hauptsächlich in kleinen Nagetieren wie Mäusen. Über infizierte Zecken wird es dann auf den Menschen übertragen. Laut Robert-Koch-Institut tragen in FSME-Risikogebieten im Mittel 0,1 bis fünf Prozent der Zecken FSME-Viren in sich. 

Das Gefährliche an der FSME ist: Wenn die Erkrankung ausgebrochen ist, ist sie schicksalhaft. Dann kann ich sie nicht mehr beeinflussen. Sebastian Rauer, Facharzt für Neurologie, Universitätsklinikum Freiburg 

FSME breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Die beim Robert-Koch-Institut gemeldeten Fallzahlen schwanken von Jahr zu Jahr mit einer steigenden Tendenz in den letzten Jahren. 2020 war ein FSME-Rekordjahr mit 704 Fällen, 2024 wurde die zweithöchste Erkrankungszahl gemeldet mit 686 Fällen. Für dieses Jahr hat das RKI zehn FSME-Erkrankungen registriert, die ersten zwei Fälle wurden im Februar in Baden-Württemberg gemeldet.

Fast das ganze Jahr gibt es Zecken in Baden-Württemberg.

Fast alle Landkreis in Baden-Württemberg sind FSME-Risikogebiet. Die einzige Ausnahme ist Heilbronn.

Lange Kleidung und Impfung als wirksamer Schutz

Vor FSME kann eine Impfung schützen. Experten empfehlen diese besonders für Menschen in Riskogebieten. Laut RKI ist die Impfquote in den Risikogebieten weiter gering, besonders bei Menschen über 60 Jahren. Bei diesen sei jedoch das Risiko einer schweren Erkrankung deutlich höher. Bundesweit lag die Impfquote gegen FSME im Jahr 2022 bei knapp 20 Prozent. In Baden-Württemberg trotz hohem Risiko bei gut 17 Prozent.

Geobotaniker Michael Scherer-Lorenzen empfiehlt, vor allem lange und helle Hosen zu tragen. Denn so kann man eine Zecke direkt sehen. Wer trotzdem eine Zecke hat, sollte diese schnell entfernen. Von Zeckenzangen rät er dafür ab. Da diese sehr breit seien und damit die Gefahr bestehe, die Zecke zu zerquetschen. Der Zecken-Experte empfiehlt stattdessen eine spitze Pinzette. Und weiter – am Ende eines Spaziergangs: gründlich absuchen. Bei Kindern vor allem hinter den Ohren und am Hals. Außerdem sollte man die Kleidung abklopfen. Das verringert das Risiko, dass man ungebetene Gäste mit nach Hause trägt. 

Sendung am Di., 15.4.2025 4:15 Uhr, Landesschau Baden-Württemberg, SWR BW

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