Kinder beim Schwimmenlernen

Baden-Württemberg Warum kleine Gemeinden in Bodensee-Oberschwaben sich noch Hallenbäder leisten

Stand: 12.02.2025 11:04 Uhr

Sie kosten fast immer mehr, als sie einbringen - Hallenbäder. Trotzdem halten viele kleine Gemeinden in der Region Bodensee-Oberschwaben an ihren Bädern fest.

Viele Gemeinden machen mit ihren Hallenbädern jährlich große Verluste. Warum die Verantwortlichen in den Rathäusern den Betrieb trotzdem sichern wollen und welche Forderungen Sie an die Politik stellen - eine kleine Stichprobe des SWR hat Antworten für die Gemeinden Immenstaad (Bodenseekreis), Bodnegg (Kreis Ravensburg) und Deggenhausertal (Bodenseekreis) ergeben.

Kinder brauchten Hallenbäder zum Schwimmen lernen

Der wichtigste Grund für den Erhalt der Hallenbäder ist - da sind sich die angefragten Gemeinden einig - die Möglichkeit für Kinder, sicheres Schwimmen zu erlernen. Die Bäder in den genannten Gemeinden werden für Schwimmunterricht genutzt, auch von Schulen umliegender Ortschaften. Außerdem finden in den Bädern außerschulische Schwimmkurse statt.

Bäder-Boom in den 1970er Jahren

Gemein ist den Bädern, dass alle im Laufe der 1970er Jahre gebaut wurden. Eine Zeit, in der überall in der Bundesrepublik Hallenbäder entstanden sind, von denen viele mittlerweile wegen aus dem Ruder gelaufener Sanierungs- und Betriebskosten geschlossen wurden. Darüber hinaus stellt sich die Lage der Bäder in Immenstaad, Bodnegg und im Deggenhausertal jeweils unterschiedlich dar.

Immenstaad sieht sein Bad als Faktor im Tourismus

Zwischen 900.000 und einer Million Euro Kosten entstehen der Gemeinde Immenstaad durch ihr Hallenbad jährlich. Das teilte Bürgermeister Johannes Henne (CDU) auf SWR-Anfrage mit. Dem gegenüber stehen Einnahmen von 350.000 bis 450.000 Euro - ein deutliches Minus also. Neben der Funktion als Lehrschwimmbad, sei das Hallenbad aber als touristisches Angebot unverzichtbar. Im Sommer gibt es zusätzlich die Möglichkeit, im angeschlossenen Strandbad im Bodensee zu baden. Das geschehe vom Fachpersonal beaufsichtigt und sei mit vielen Angeboten für Kinder verbunden, so der Bürgermeister. Das sei für viele Urlauber ein Plus.

Das Schwimmbad in Immenstaad von oben

Das Schwimmbad in Immenstaad von oben

Regelmäßige Investitionen ins Bad in Immenstaad

Die Gemeinde Immenstaad habe in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig in das Hallenbad investiert, so Henne. Anfang der Nullerjahre wurde ein Familienbereich mit Spiellandschaft gebaut. Zuletzt wurde 2017 ein Blockheizkraftwerk angeschlossen, das zur Energieeffizienz des Gebäudes beitrage. Die Gemeinde ist seit dem Bau 1974 auch die Betreiberin des Bades. Eine Schließung sei bisher noch nie zur Debatte gestanden. Es stünden nun aber Sanierungen an. Daher werde es in diesem Jahr eine Bestandsaufnahme geben, so Henne.

Pächter betreibt Hallenbad im Deggenhausertal

Auch für Gemeinde Deggenhausertal ist das Hallenbad im Ortsteil Wittenhofen ein Minusgeschäft. Es ist zwar seit 2004 an einen externen Betreiber verpachtet, womit man sehr zufrieden sei, so Bürgermeister Fabian Meschenmoser (parteilos). Der Kommune fallen aber weiterhin Kosten an. Der jährliche Verlust liegt bei 350.000 Euro.

Millionen-Investition aus eigener Kasse

Seit der Eröffnung 1975 habe die Gemeinde regelmäßig in das Bad investiert, sodass es im Verhältnis zum Alter in einem gutem Zustand sei. Das Rathaus habe bisher keine Fördermittel erhalten. "Für eine ländlich geprägte Flächengemeinde mit 4.500 Einwohnern und nicht allzu üppigen Finanzmitteln durchaus eine Herausforderung und achtbare Leistung", schreibt Bügermeister Meschenmoser dem SWR. Allein in den vergangenen zehn Jahren lagen die Investitionen bei 1,8 Millionen Euro.

Das Hallenbad in Wittenhofen

Das Hallenbad in Wittenhofen

2024 nutzten rund 37.000 Menschen das Bad

Der Stellenwert des Bades sei hoch, in der Verwaltung, im Gemeinderat und in der Bevölkerung, betont Meschenmoser. Vor der Pandemie lagen die Besucherzahlen demnach bei rund 43.000 Personen pro Jahr. 2024 nutzten knapp 37.000 Menschen das Bad.

Aktuell gebe es wieder Sanierungsbedarf. Das Geld werde aber immer knapper. In Zukunft könne der Betrieb wohl kaum ohne Zuschüsse aufrechterhalten werden. Hallenbäder wie das in Wittenhofen dienten allerdings der Allgemeinheit. Daher sollten das Land Baden-Württemberg und im Zweifel auch der Bund den Erhalt unterstützen, fordert Meschenmoser.

Bad in Bodnegg untrennbar mit Schulzentrum verbunden

Dieser Forderung kann sich der Bürgermeister von Bodnegg (Kreis Ravensburg), Patrick Söndgen (CDU), nur anschließen. Das Hallenbad in seiner Gemeinde wurde 1974 zusammen mit der dortigen Realschule gebaut. Bis heute ist Bodnegg großer Schulstandort mit mehreren Schultypen. Rund 700 Schülerinnen und Schülern kommt das Hallenbad zugute. Außerdem übt die DLRG im Hallenbad. Deren Mitglieder übernehmen auch die Aufsicht während des öffentlichen Badebetriebs, erklärte Söndgen.

Das Hallenbad in Bodnegg

Das Hallenbad in Bodnegg wurde Mitte der 1970er Jahre gebaut

Größere Sanierungen alle 20 Jahre nötig

Betreiber des Bades ist die Gemeinde Bodnegg. Der jährliche Verlust durch das Hallenbad lasse sich schwer beziffern. Er liege jedoch mindestens bei 32.000 Euro, so die Gemeinde. Darin seien Personal- und Verwaltungskosten sowie Abschreibungen nicht eingerechnet. Etwa alle 20 Jahre müsse die Gemeinde das Bad sanieren. Sanierungen gab es 1991 und zuletzt 2011.

Kressbronn kann Sanierung nicht mehr stemmen

Erst kürzlich hatte die Gemeinde Kressbronn (Bodenseekreis) bekannt gegeben, dass sie eine seit langem geplante Sanierung ihres Hallenbades nicht mehr vornehmen wird. Dafür sei schlicht kein Geld da, so Bürgermeister Daniel Enzensperger (CDU). Das Bad werde aber noch betrieben, so lange es möglich sei.

Sendung am Mi., 12.2.2025 10:30 Uhr, SWR4 BW Studio Friedrichshafen

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