Der Gewinner Phil Brunnenmiller wird von seinem Jahrgang beim Wurmlinger Pfingstritt gefeiert - am Horizont die überregional bekannte Wurmlinger Kapelle.

Baden-Württemberg Wurmlinger Pfingstritt mit "Mohrenkönig", aber ohne schwarze Farbe im Gesicht

Stand: 09.06.2025 18:15 Uhr

Beim traditionellen Pfingstritt war der "Mohrenkönig" per Pferd in Wurmlingen (Kreis Tübingen) unterwegs. Anders als im Vorhinein angekündigt, war er nicht schwarz angemalt.

Von Lisamarie Haas, Magdalena Knöller

Der diesjährige Wurmlinger Pfingstritt hat am Pfingstmontag bei strahlendem Sonnenschein stattfinden können. Anders als zuvor vom Organisationsteam angekündigt, war der "Mohrenkönig" - die zentrale Figur beim Pfingstritt - nicht schwarz angemalt. Auch der Darsteller des Königssohns hatte keine schwarze Farbe im Gesicht. Es war lediglich ein etwas dunkleres Make-up, das vom Straßenrand aber kaum zu erkennen war. Den umstrittenen Namen "Mohrenkönig" hat die Figur dieses Jahr behalten.

Im Vorfeld der Tradition hatte es hitzige Diskussionen im und um den Ort wegen der Rückkehr des "Mohrenkönig" gegeben. Beim letzten Pfingstritt vor zwei Jahren hatte sich das Organisationsteam für die Bezeichnung "König der Mauren" entschieden - ganz ohne Schminke im Gesicht.

Der "Mohrenkönig" reitet auf dem Pferd durch Wurmlingen: Er ist doch nicht, wie zuvor vom Organisationsteam des Pfingstritts angekündigt, schwarz angemalt.

Klar zu erkennen: Das Gesicht des "Mohrenkönig" dieses Jahr war doch nicht schwarz angemalt. Wie es zu dem möglichen Sinneswandel beim Organisationsteam kam, ist nicht bekannt.

Ich habe schwarzes Haar und ein weißes Gesicht. Mit diesen traditionellen Worten hat sich der diesjährige "Mohrenkönig" Marc Amann vorgestellt

Wettkampf unterhalb der Wurmlinger Kapelle - mit einem Sieger

Alle Pfingstreiter haben eigene Rollen, die traditionell festgeschrieben sind. Da der Jahrgang 2005/2006, der dieses Jahr für das Fest verantwortlich ist, besonders groß ist, waren dieses Mal einige Figuren dabei, die man in Rottenburg-Wurmlingen (Kreis Tübingen) lange nicht mehr gesehen hat: zum Beispiel den Advokaten des Königs. Die jungen Männer sind am frühen Nachmittag gegeneinander angetreten. Auf Pferden haben sie versucht, schnellstmöglich einen Maibaum aus der Halterung zu ziehen - mit vollem Galopp. Wer es als Erster schafft, hat gewonnen. Dieses Jahr ist das dem "Adjudanten"-Darsteller Phil Brunnenmiller gelungen.

Der Gewinner Phil Brunnenmiller wird von seinem Jahrgang beim Wurmlinger Pfingstritt gefeiert - am Horizont die überregional bekannte Wurmlinger Kapelle.

And the Winner is: Phil Brunnenmiller! Er wurde entsprechend von seinem und dem vorherigen Jahrgang beim Wurmlinger Pfingstritt gefeiert - mit anschließender Sektdusche.

Vom Frühshoppen über Umzug zum Pfingstritt

Das Wettreiten ist das eigentliche Highlight des Pfingstritts: Die Reiter sagen traditionelle Sprüche auf, es gibt eine Predigt und dann geht es für die Männer um den Baum. Für das Wettreiten wurde unterhalb der Kapelle eine große Wiese abgesperrt. Im Festzelt konnten sich die Zuschauerinnen und Zuschauer stärken.

Das ganze Spektakel hat nach einem Frühschoppen mit einem Umzug gegen 13 Uhr durch den Ort begonnen. Am Alten Feuerwehrhaus ging es los, dann der erste Stopp am "Adler", zweiter Stopp am ehemaligen Gasthaus "Rössle". Dort wurde an die jahrhundertealte Tradition erinnert. Dort waren noch keine Massen an Zuschauerinnen und Zuschauern am Straßenrand, aber auf der Höhe des "Rössle" war die Straße gesäumt von Zuschauern. Besonders voll war dann der Festplatz zum Wettreiten.

Jannis Leins war als Koch des "Mohrenkönig" auf einem Pferd beim Wurmlinger Pfingstritt 2025 beim Umzug durch den Ort unterwegs.

Sie konnten es kaum erwarten, bis es so weit war: Am Pfingstmontag war der Jahrgang 2005/2006 mit Ross und Reiter in Wurmlingen unterwegs. Da darf auch der Koch des "Mohrenkönig" nicht fehlen. Ihn hat dieses Jahr Jannis Leins dargestellt.

Diskussion um "Mohrenkönig": Hält sie auch nach Pfingstritt noch an?

Auf die Frage nach der Aufregung rund um die Rückkehr der Figur des "Mohrenkönig" haben viele Besucherinnen und Besucher auf SWR-Nachfrage gesagt, dass sie nichts von der Rassismus-Debatte um den "Mohrenkönig" halten. Andere wiederum können verstehen, dass das Festhalten an dem Traditionsnamen für Anstoß sorgt, finden aber, die lange Tradition der Veranstaltung rechtfertige, dass die Figur weiterhin so vorkommt. Außerdem sei die Figur ein König und werde sehr respektvoll behandelt. 

Die Tübinger Wissenschaftlerin Johanna Roering, die sich beruflich viel mit der Geschichte von Rassismus und Diskriminierung befasst, bleibt dabei: Es sei auch Blackfacing, auch wenn die Make-Up-Farbe kaum erkennbar ist: "dadurch dass die Figur 'Mohrenkönig' heißt und das Gesicht - in welcher Farbe auch immer - angemalt worden ist". Das sagte sie im Gespräch mit dem SWR im Nachhinein der Veranstaltung.

Wurmlinger Pfingstritt seit 1852

Der Wurmlinger Pfingstritt findet alle zwei Jahre statt. Es gibt ihn den Überlieferungen nach seit 1852. Organisiert wird er von jungen, engagierten Menschen, die sich freiwillig melden. Alle zwei Jahre ist ein anderer Jahrgang dran, dieses Mal war es der Jahrgang 2005/2006. Zu ihm gehören 16 Männer und drei Frauen. Sie haben die Veranstaltung zwei Jahre lang geplant, Gelder dafür gesammelt und die Pferde für den Ritt organisiert. Die Frauen durften - wie es die Tradition vorsieht - nicht mitreiten.

Sendung am Di., 10.6.2025 7:30 Uhr, SWR4 BW Studio Tübingen - Regionalnachrichten

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